Das mobile Geldsystem Kenias

14.09.2015: In Kenia kann man seit 2007 mit dem System "M-Pesa" über sein Handy Geld verschicken und direkt für Einkäufe oder ähnliches bezahlen.

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Das mobile Geldsystem Kenias

In Deutschland mit seinem Handy für ein Taxi oder einen Einkauf zu zahlen ist unmöglich. In Kenia jedoch ist das seit 2007 längst Alltag. Das so genannte mobile Geldsystem „M-Pesa“ zeigt, wie europäische von afrikanischen Ländern lernen können.

Das Wort M-Pesa setzt sich aus dem Kürzel „M“ für „mobile“ und dem aus dem Swahili stammenden Wort „Pesa“ – Bargeld – zusammen. M-Pesa ermöglicht über Mobiltelefone einen bargeldlosen Zahlungs- und Geldtransfer, der auch ohne ein reguläres Bankkonto möglich ist.

Mit Bargeld kann man M-Pesa Guthaben kaufen, das dann per SMS verschickt wird. Das geht mit jedem Handy – ein Smartphone ist also nicht notwendig. Von Kenia aus hat sich das System in sechs weitere afrikanische Länder verbreitet, auch in Indien und Rumänien wurde es mittlerweile eingeführt. Ursprünglich war M-Pesa dazu gedacht, die Kosten für die Zinszahlung von Mikrokrediten zu reduzieren. Das System verbreitete sich jedoch so schnell, dass mittlerweile 12 Millionen Kenianer mit dem Handy bezahlen – ungefähr die Hälfte aller Erwachsenen des Landes.

Mit M-Pesa werden täglich Transaktionen im Wert von knapp einer Milliarde US-Dollar abgewickelt. Das erklärt sich dadurch, dass man in Kenia am Geldautomaten täglich nur 50.000 kenianische Schilling (circa 440 Euro) abheben kann, bei M-Pesa können doppelt so hohe Beträge versand werden. Dieses System reduziert die Abhängigkeit von Bankfilialen, die in vielen ländlichen Regionen oft noch eine Seltenheit sind.

M-Pesa ist besonders für diese Regionen und für Kunden, die kein Bankkonto bekommen, weil ihr Einkommen zu niedrig ist, gedacht. Das System istaußerdem sicherer, als wenn man hohe Geldbeträge mit sich herum tragen würde. Das ist besonders in einem Land wie Kenia wichtig, wo viele Menschen, die in der Stadt arbeiten, Geld zu ihren Familien in ländliche Regionen senden.

M-Pesa profitierte überraschenderweise von den gewalttätigen Ausschreitungen nach der Wahl 2007. Das System wurde oft genutzt, um Geld zu den Menschen zu schicken, die in Nairobis Slums eingeschlossen waren. Für viele von ihnen war M-Pesa ein sichererer Weg Geld einzulagern, als bei Banken, die oft in die Konflikte verwickelt waren.

Foto: MF385: Figure 9.12 von Rosenfeld Media, CC BY 2.0