Zehn zukunftsweisende Ideen aus Afrika

31.01.2016: Diese zehn jungen Unternehmer nehmen die Zukunft ihres Kontinents selber in die Hand und begeistern mit innovativen Ideen.

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Zehn zukunftsweisende Ideen aus Afrika

Bei dem Begriff „Start-Up“ denkt man an Orte wie Silicon Valley, London oder auch Berlin – aber fälschlicherweise oft nicht an die Länder Afrikas. Doch genau dort hat sich in den letzten Jahren eine lebendige Start-Up Szene von jungen Unternehmern und Tüftlern entwickelt, die sich Konzepte ausdenken, um die Herausforderungen ihres Kontinents anzugehen. Da sie die Probleme ihrer Länder am besten kennen, sind genau diese jungen Menschen es, die die Herausforderungen am besten angehen und lösen können. Für diese Art von Innovation hat sich die Abkürzung „FABA – For Africans By Africans“ etabliert. Gerade Kenias Hauptstadt Nairobi hat sich in den letzten Jahren den Namen „Silicon Savannah“ erarbeitet, weil dort mittlerweile beachtlich viele Start-Ups angesiedelt sind. Wir haben eine Liste von zehn dieser Ideen und Innovationen zusammengestellt.

1. The Safe Delivery App

In vielen Ländern Afrikas sind die Gesundheitssysteme noch immer eine Schwachstelle. Die Doktor-Patienten Rate ist vielerorts sehr hoch und gerade in ländlichen Regionen ist der Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung problematisch. Gerade bei Geburten kommt es häufig zu vermeidbaren Todesfällen. Die Safe Delivery-App möchte genau das Problem bekämpfen: Sie schickt Gesundheitspersonal in abgelegenen Regionen Informationen, wie sie am besten mit komplizierten Geburten umgehen und was sie tun können. Somit kann die Rate der Müttersterblichkeit reduziert werden.

Weitere Informationen zu der Safe Delivery App.

2. iCow

iCow ist eine App, die für Milchbauern entwickelt und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die App erlaubt es den Bauern, den Preis für Milch und Vieh festzustellen und Details wie die Tragzeit, die Auswirkungen auf die Gesundheit der Kühe haben kann, zu kalkulieren. Das Vieh kann bei der App registriert werden, und der Bauer erhält im Anschluss in regelmäßigen Abständen Informationen und Erinnerungen, wann die Kühe gemolken oder geimpft werden müssen. Somit können die Tiere länger überleben und auf dem Markt einen höheren Ertrag erzielen – was direkte, positive Auswirkungen auf den Lebensstandard der Milchbauer hat.

Weitere Informationen zu iCow.

 3. Eneza

Das Start-Up Eneza hat eine App entwickelt, die Kindern beim Lernen helfen soll. Die App schickt per SMS Fragen zum Curriculum und Stoff, der gerade in der Schule behandelt wird. So können Schüler das Gelernte wiederholen und üben. Der Service kostet pro Woche 0,1 Dollar und macht es Kindern aus ärmeren Verhältnissen somit möglich, die App zu nutzen. Mitgründer Chris Asego erklärt die Eneza so: „Ich bin selbst in einem Slum aufgewachsen und in meiner Klasse kümmerte sich ein Lehrer um 60 Schüler. Langsamere Schüler blieben da auf der Strecke“. Eneza solle dieses Problem lösen und die Fähigkeiten aller Kinder fördern. Lehrer können die Ergebnisse der Schüler einsehen und sie somit gezielter unterstützen. Mittlerweile benutzen bereits 350.000 Schüler das Angebot.

Weitere Informationen zu Eneza.

4. BRCK

BRCK ist eine unscheinbare, schwarze Box – auf der allerdings viel Hoffnung ruht. BRCK kann über Batterien quasi überall eine Internetverbindungen herstellen. Damit hat das Gerät das Potenzial, auch abgelegene Regionen mit Internet zu versorgen. In vielen Ländern kommt es noch immer sehr regelmäßig zu Stromausfällen, was auch die Internetverbindung unterbricht. Das BRCK hat eine Akkulaufzeit von bis zu acht Stunden und kann somit auch während Stromausfällen eine stabile Verbindung garantieren. Das Unternehmen konnte sich in den vergangenen Jahren über drei Millionen US Dollar an Investitionsgeldern sichern.

Weitere Informationen zu BRCK.

 5. Hippo Water Roller

Zwei von fünf Menschen auf dem afrikanischen Kontinent haben keinen direkten Zugang zu Wasser. Viele von ihnen müssen oftmals weite Wege in Kauf nehmen, um Wasser zu bekommen, was sie über lange Distanzen nach Hause tragen müssen. Oftmals werden die Wasserkanister auf dem Kopf balanciert, was zu verheerenden Rückenverletzungen führen kann. Da es oftmals Frauen und Kinder sind, denen diese Aufgabe zuteilwird, können sie keinem anderen Beruf nachgehen oder die Schule besuchen. Der Hippo Roller ist ein runder Kanister, der mit bis zu 90L Flüssigkeit befüllt und gerollt werden kann. Das Wasser verteilt sich auf die Fläche des Rollers und macht somit den Transport leichter. Der Hippo Water Roller wird oftmals von internationalen Organisationen verteilt. Auch Nelson Mandela sprach sich für das Projekt auf und sagte, „dass es positive Auswirkungen für Millionen von Menschen haben wird“.

Weitere Informationen zu dem Hippo Water Roller. 

6. Advance Aid

Wenn es in Afrika zu humanitären Katastrophen kommt, müssen Hilfsgüter wie Zelte, Moskitonetze und medizinische Mittel meist eingeflogen werden. Durch die Bereitstellung dieser Mittel durch andere Länder, werden viele mögliche Arbeitsplätze in Afrika nicht genutzt. Kleineren afrikanischen Produzenten war es in der Vergangenheit nicht möglich, mit Produkten aus China, oder anderen Ländern, zu konkurrieren. Das Unternehmen Advance Aid möchte das jetzt ändern. Sie fungieren als Zwischenhändler zwischen kleinen Produzenten und großen Hilfsorganisationen. In Kenia konnte Advance Aid beispielsweise 4.000 Nothilfesets an die Hilfsorganisation World Vision verkaufen. Somit werden vor Ort Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft gestärkt.

Weitere Informationen zu Advance Aid.

7. Mellowcab

Obwohl sich die öffentlichen Transportmittel in vielen Ländern Afrikas rapide verbessern, sind Taxis noch immer weit verbreitet. Doch ihre Abgase sind umweltschädlich und viel zu oft bleiben sie im dichten Verkehr von Afrikas Großstädten stecken. Die Firma Mellowcabs produziert dreirädrige, elektronische Taxis, die all diese Probleme umgehen sollen. Sie produzieren keine schädlichen Emissionen und sind klein genug, um schnell durch vollen Straßen zu gelangen. Außerdem werden sie aus recyceltem Plastik hergestellt und sind mit kleinen Solaranlagen versehen. Über eine spezielle App können die Mellowcabs gebucht werden.

Weitere Informationen zu dem Mellowcab.

8. Matibabu

Malaria ist noch immer die Krankheit, der in Afrika am meisten Menschen zum Opfer fallen. Matibabu ist eine App, die es möglich macht, Malaria auch ohne Blutproben schnell und schmerzfrei nachzuweisen. Damit kann die Krankheit schneller und einfacher nachgewiesen und somit auch effektiver behandelt werden. Mit einem speziellen Aufsatz für das Handy, das mit einem Clip an der Fingerspitze befestigt wird und den Sauerstoffgehalt des Blutes misst, indem es die Haut mit Infrarotstrahlen durchleuchtet, kann nachgewiesen werden, ob jemand mit Malaria infiziert ist oder nicht. Das Messgerät erkennt den Abbau der roten Blutkörperchen durch die Malaria-Erreger. Auf Matibabu liegt gerade in Regionen, in denen der Zugang zu ärztlicher Hilfe – und somit auch einer Malariauntersuchung – limitiert ist, große Hoffnung.

Weitere Informationen zu Matibabu.

9. Cardio Pad

Das sogenannte Cardiopad ist ein Gerät mit Touchscreen, das es erlaubt Herzuntersuchungen – wie das Elektrokardiogramm – in abgeschiedenen Regionen durchzuführen. Die Ergebnisse werden per Internet an Herzspezialisten weitergeleitet, die diese interpretieren. Das Cardiopad ermöglicht Menschen in den ländlichen Regionen Kameruns Zugang zu medizinischen Untersuchungen, die sonst nur in Großstädten möglich sind.

Mehr Informationen zu dem Cardiopad.

10. Orangene Süßkartoffel

Anders als die anderen Ideen, die wir in dieser Liste vorgestellt haben, ist dies keine App, sondern eine speziell gezüchtete Süßkartoffel, die Blindheit vorbeugen soll. Mehr als drei Millionen Kinder leiden in Afrika unter Blindheit, die durch einen Vitamin-A-Mangel verursacht wird. Die orangene Süßkartoffel, die jetzt vermehrt angebaut und gezüchtet wird, hat einen vier- bis sechsfach so hohen Beta-Carotin Wert wie konventionelle Süßkartoffeln. Beta-Carotin wird im Körper in Vitamin A umgesetzt. Erste Studien zeigen Erfolge: Bei Kindern, die diese Süßkartoffel zu sich nahmen, fiel die Anzahl der Erblindungsfälle durchschnittlich von 50 auf 12 Prozent.

Weitere Informationen zu der Orangenen Süßkartoffel.

Foto: Imagine Cup 2013 Worldwide Finals event in St. Petersburg, Russia – July 8-11, 2013, von Imagine Cup, CC BY 2.0