Was wir von Ugandas Flüchtlingspolitik lernen können

"Uganda hat eine sehr offenherzige Flüchtlingspolitik und profitiert langfristig auch wirtschaftlich davon", sagt Charly Yaxlei von dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Uganda. In diesem Beitrag wie auch auf unserer anstehenden Reise nach Uganda möchten wir der Frage nachgehen, wie die Vorteile dieser Willkommenspolitik im Land sichtbar werden.

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Was wir von Ugandas Flüchtlingspolitik lernen können

Uganda gehört zu den zehn Ländern, die mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit aufnehmen, ohne dass die Ankömmlinge besondere Schwierigkeiten erwarten müssen. Rund eine halbe Million Menschen aus den umliegenden Krisenländern suchen Schutz in Uganda: aus der Demokratischen Republik Kongo, Südsudan, Somalia, Eritrea und Burundi.

In der benachbarten Demokratischen Republik Kongo herrschen seit über 20 Jahren kriegerische Konflikte, im nördlich angrenzenden Südsudan ist 2013 der Bürgerkrieg ausgebrochen. Weiter südlich in Burundi terrorisiert die Staatsmacht die Bevölkerung. Somalia wird immer wieder von Dürrekatastrophen und innerstaatlichen Konflikten erschüttert und Eritrea zählt nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) zu den repressivsten Ländern weltweit und zu den Hauptherkunftsländern von Flüchtlingen. Aus diesen Ländern fliehen die meisten Menschen in das nahe gelegene Uganda.

Täglich erreichen mehr Menschen die gigantischen Flüchtlingscamps im Norden und Südwesten des Landes. Uganda heißt seine Neuankömmlinge herzlich willkommen und zählt zu den Ländern mit der weltweit liberalsten Flüchtlingspolitik. Diese offene Willkommenspolitik nutzt aber nicht nur den Flüchtlingen, sondern auch dem Land selbst.

Neue Schulen, Krankenhäuser und Restaurants

In den Flüchtlingslagern von Uganda bekommt jede neu ankommende Familie zunächst einen viertel Hektar Land zugewiesen, außerdem Holz und Wellblech, um sich eine Hütte zu bauen und Saatgut, um Gemüse anzubauen. Bis dort etwas wächst, bekommen Sie Lebensmittel von internationalen Hilfsorganisationen. Wer will, darf außerdem von Anfang an arbeiten. In den Tischlereien, Schneidereien, Werkstätten, Apotheken oder Läden aller Art, die es in den Camps gibt – alle von Flüchtlingen betrieben.

Viele der Geflüchteten sind keine Mittellosen. Sie bringen ihre Nähmaschinen, Werkbänke, Werkzeuge oder gar die Getreidemühle aus ihren Heimatländern mit. Aus den Krisenländern retten sich auch die Unternehmer und die Mittelklasse. Viele von ihnen zieht es in die Hauptstadt Kampala. Dort bauen sie sich mit ihrem Ersparten eine neue Existenz auf. Sie mieten Häuser, eröffnen Geschäfte, Restaurants, betreiben Handel und zahlen im besten Fall Steuern und beschäftigen Ugander.

Die Vorteile dieser Willkommenspolitik sind im ganzen Land spürbar. Es sind neue Schulen und Krankenhäuser gebaut worden, die auch von der einheimischen Bevölkerung genutzt werden. Wo früher zu wenig Menschen lebten, gibt es heute Märkte, auf denen Einheimische die Produkte verkaufen, die sie von ihren eigenen Äckern ernten. Einer Studie der Universität Oxford zufolge betreibt etwa jeder fünfte Geflüchtete in der Hauptstadt Kampala inzwischen ein Geschäft mit mindestens einem Angestellten. 40 Prozent dieser Angestellten sind Ugander.

Ugandas liberale Flüchtlingspolitik kommt nicht von ungefähr

Zum einen weiß das Land um den wirtschaftlichen Nutzen und zum anderen sieht sich das Land in der Verantwortung. Denn in den 1970er und 1980er Jahren waren sehr viele Ugander selber Flüchtlinge in den Nachbarländern, als in dem Land die  Diktatoren Idi Amin und Milton Obote mit Terror regierten.

GEMEINSAM FÜR AFRIKA reist nach Uganda

Das Team von GEMEINSAM FÜR AFRIKA reist vom 20. bis 26. November nach Uganda und besucht unter anderem eines der größten Flüchtlingscamps in Arua im Norden des Landes. Weitere Stationen werden Projektstandorte unserer Mitgliedsorganisationen in Bombo, Arua und Wakiso sein. Auf unserer Reise werden wir über die erflogreiche Projektarbeit unserer Mitgliedsorganisationen berichten und der Frage nachgehen, was wir von Ugandas Flüchtlingspolitik für die Zukunft lernen können. In diesem Jahr reisen wir erstmals mit den bekannten YouTubern Flo und Jung & Naiv, die auf ihren Kanälen Hunderttausende erreichen.

Foto: Foto: Stefan Trappe / GEMEINSAM FÜR AFRIKA