Äthiopien: Nachhaltiges Ressourcenmanagement zur Adaption an den Klimawandel
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Äthiopien: Nachhaltiges Ressourcenmanagement zur Adaption an den Klimawandel
Obwohl Äthiopien mit einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum von ca. 8-10 % auf einem guten Weg ist, die Lebensverhältnisse im Land nachhaltig zu verbessern, lebt trotzdem rund ein Drittel der Bevölkerung lebt in extremer Armut. Ein eindeutig bremsender Faktor ist das in weiten Gebieten des Landes fehlende Wasser.
Äthiopien hat fast 100 Millionen Einwohner und ist mit 1,1 Millionen Quadratkilometer Fläche etwa drei Mal so groß wie Deutschland. Derzeit nimmt Äthiopien im weltweiten Vergleich die meisten Schutzsuchenden auf, über 800.000 Menschen wurden im vergangenen Jahr registriert, hauptsächlich aus Südsudan, Somalia und Eritrea. All diese Menschen müssen sich nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Nahrungsmitteln versorgen. Neben dem Problem immer längeren Trockenzeiten und ausbleibendem Regen wodurch Reservoirs austrocknen und Brunnen trocken fallen, fehlt es auch an Wissen zu angepassten Anbaumethoden und Verhinderung von Monokulturen und Erosion.
Wasser fehlt überall
In der Projektregion im Südwesten des Landes, in den Verwaltungsbezirken (Woredas) Shashogo und Misrak Badawachu, die sich in der Provinz SNNPR (Southern Nations Nationalities People´s Region) befinden, sind fast alle Bewohner als Kleinbäuerinnen und Kleinbauern oder Tagelöhner in der Landwirtschaft tätig. Mangels Wasser und anderer Arbeitsmöglichkeiten wandern die Menschen jedes Jahr vor allem in der auch als „Hunger Season“ beschriebenen Trockenzeit für 2-4 Monate in die Städte ab, wo sie auf Hilfslieferungen angewiesen sind. Nur etwa 17,5 % der Menschen hat Zugang zu einer (lokal als angemessen bewerteten) Trinkwasserversorgung (im Landesdurchschnitt 57 %). Lokal angemessen bedeutet: in einer Entfernung von bis zu 1,5 km sind für jede Person „einige Liter“ trinkbares Wasser erreichbar.
Wasser fehlt überall: Als Trinkwasser und in der Landwirtschaft aber auch für die persönliche Hygiene. Fehlenden Sanitäreinrichtungen begünstigen die Ausbreitung der sogenannten „Water Borne Diseases“, der wasserverursachten Krankheiten die ursächlich für eine hohe Kindersterblichkeit sind. Armut, Perspektivlosigkeit und totale Abhängigkeit von Hilfslieferungen führen vermehrt zur Flucht, nicht nur vom Land in die Stadt sondern auch über die Landesgrenzen hinaus.
Unsere Mitgliedsorganisation Stiftung der Deutschen Lions leistet Hilfe zur Selbsthilfe
Mit diesem Projekt soll die Lebenssituation von rund 25.000 Menschen, selbstversorgenden Kleinbäuer*innen und ihren Familien, dauerhaft verbessert werden. Dazu werden an vier Standorten Brunnen gebohrt und Pumpen installiert, die mit Solarpaneels betrieben werden. Sind die Brunnen gebohrt und in Betrieb, werden von der Zielgruppe in Eigenleistung unter Anleitung des lokalen Partners SMART, die einfachen Gebäude und Einrichtungen erstellt: Auf Betonfundamenten entstehen die „Wasserkioske“ zur Abnahme von Frischwasser in guter Qualität aus dem Brunnen und Duscheinrichtungen sowie Geräteschuppen. Das für die landwirtschaftliche Nutzung vorgesehene Gelände wird eingezäunt. Um zusätzlich Regenwasser oder gepumptes Wasser längerfristig für die Bewässerung nutzen zu können, entstehen Hochbehälter. In Schulungen wird Basiswissen zur Körperhygiene und den Umgang mit dem wertvollen (Über-) Lebensmittel vermittelt.
Wasser ist die Voraussetzung für nachhaltige Landwirtschaft
Weitere Schwerpunkte des Projekts liegen anschließend in der nachhaltigen Nahrungsmittelsicherung durch Vermittlung von Know-how in aktivem Bodenmanagement, einer dem Klima und den lokalen Bedingungen angepasster Bewirtschaftung und Vermarktung. Die Antonia-Ruut-Stiftung arbeitet seit mehreren Jahren eng mit der lokalen Nichtregierungsorganisation SMART (Sustainable Management of Alternative and Renewable Technologies) zusammen. Es gibt bereits ein Trainingscenter für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Die Nutzung von organischem Material zur Bodenverbesserung ist in Äthiopien weitgehend unbekannt, Viehdung wurde bisher verbrannt. SMART hat ein Verfahren entwickelt und veröffentlicht, wie mit organischen „Abfällen“, auch aus den entstehenden Toiletten, wertvoller Kompost gewonnen und zur Bodenverbesserung eingesetzt wird. Das Verfahren wird inzwischen schon seit mehreren Jahren erfolgreich angewandt.
In diesem Projekt sollen 2.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern mit einfachen Werkzeugen ausgestattet, intensiv geschult und begleitet werden, bei einer durchschnittlichen Familiengröße von 6-7 Personen werden damit in der Projektlaufzeit ca. 13.000 Menschen erreicht, weitere durch den nachhaltigen Wissenstransfer von geschulten Multiplikator*innen. Es werden Bäume angepflanzt, diese spenden Schatten für empfindliche Anpflanzungen und tragen wertvolle Früchte zur Eigennutzung und Vermarktung. Es wird reproduzierbarer Samen gewonnen, Keimlinge und Anpflanzungen werden dank ganzjähriger Bewässerungsmöglichkeiten durch die Dürrezeiten gebracht. Anbau, ertragreiche Ernten und Viehwirtschaft sind nur mit zuverlässiger und ganzjähriger Verfügbarkeit von ausreichend Wasser möglich.
Das Projekt wurde von der Stiftung der Deutschen Lions in bewährter Kooperation mit der Antonia-Ruut-Stiftung initiiert und umgesetzt.
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