Die Folgen von El Niño in Afrika

23.2.2016: Das Wetterphänomen El Niño fällt dieses Jahr besonders schwer aus. Gerade Afrika ist stark betroffen. Nach Jahren von wirtschaftlichem Aufschwung, beispielsweise in Äthiopien, könnte die derzeitige Dürre die Länder in ihrer Entwicklung zurückwerfen.

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Die Folgen von El Niño in Afrika

Mehr als 50 Millionen Menschen sind auf unserem Nachbarkontinent von der Hungersnot betroffen, und es könnten noch mehr werden. Besonders stark betroffen sind Ost- und Südafrika.

Die Mitgliedsorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA sind in den betroffenen Regionen vor Ort und leisten Nothilfe im Kampf gegen den Hunger. Unterstützen Sie unsere Arbeit und spenden Sie jetzt!

El Niño in Ostafrika

Nach Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs, mit zweistelligen Wachstumszahlen, musste die Regierung in Äthiopien einen internationalen Hilfsappel absetzen. Laut dem Hunger-Frühwarnsystem Fewsnet handelt es sich um die schlimmste Trockenheit seit 50 Jahren. Zehn Millionen Menschen gelten bereits jetzt als unterernährt, und knapp sechs Millionen Kinder könnten durch die Folgen der Hungersnot bleibende Schäden erleiden. Den Vereinten Nationen zu Folge ist die derzeitige Dürre schlimmer als die extreme Trockenheit 1984, die damals eine verheerende Hungerskatastrophe auslöste, der zwischen 500.000 und einer Million Menschen zum Opfer fielen.

Auch Somalia ist von den Folgen von El Niño schwer betroffen. Vier Millionen Menschen – knapp die Hälfte der Bevölkerung – ist bereits auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, und auch dort könnten die Zahlen in den nächsten Wochen weiter steigen. Besonders stark betroffen sind die Regionen Puntland und Somaliland.

Während sich die Folgen von El Niño in Äthiopien und Somalia vor allem durch extreme Dürre bemerkbar machen, kommt es in Kenia, Tansania, Ruanda und Burundi zu Trockenheit und starken Überflutungen und Erdrutschen. Sowohl der extreme Regen, als auch die Dürre, zerstören die Ernten und nehmen den Menschen vor Ort die Lebensgrundlage.

Südsudan weiter destabilisiert

Auch der Südsudan, in dem seit mehreren Jahren ein gewalttätiger Konflikt herrscht, leidet unter der Trockenheit. In dem jüngsten Staat der Welt, der erst 2011 gegründet wurde, sind 2,8 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Schon vor El Niño war die Lage extrem angespannt: durch die andauernden Auseinandersetzungen litten bereits rund ein Viertel der Bevölkerung unter Nahrungsmittelknappheit. Diese Situation wird durch den ausbleibenden Regen und die Ernteverluste nur noch weiter verschärft.

Auch südliches Afrika schwer betroffen

Auch der Süden Afrikas ist von der derzeitigen Trockenheit stark angespannt. In Simbabwe, das lange als „Kornkammer Afrikas“ galt, sind 2,5 Millionen Menschen – rund ein Fünftel der gesamten Bevölkerung – auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Der ausbleibende Regen im vergangenen Jahr vernichtete drei Viertel der Ernte. Präsident Robert Mugabe musste den Notstand ausrufen. Das Land muss hunderttausende Tonnen Getreide importieren – primär aus Südafrika und Sambia. Da diese zwei Länder aber ebenfalls stark von der Trockenheit betroffen sind, steigen die Nahrungsmittelpreise rapide an, was die Lage noch weiter zuspitzt. Auch Malawi, Lesotho und Swasiland leiden unter der durch El Niño verursachten Hungersnot.

Die Erntebeträge von Mais – einem Grundnahrungsmittel in vielen südafrikanischen Ländern – liegen in Südafrika normalerweise bei rund elf Millionen Tonnen pro Jahr. Dieses Jahr sind es gerade einmal 4,7 Millionen – und aufgrund der Trockenheit konnten bisher keine neuen Pflanzen ausgesät werden. Innerhalb der nächsten Wochen werden die Reserven aufgebraucht sein – dann wird auch Südafrika Nahrungsmittel importieren müssen – was auch für Länder wie Simbabwe weitere negative Auswirkungen haben wird.

Welche politischen Folgen hat El Niño?

Die Länder, die derzeit unter den Folgen von El Niño leiden, sind wirtschaftlich und politisch sehr unterschiedlich aufgestellt. Äthiopien war auf diese Katastrophe weitaus besser vorbereitet, als noch in 1984. Die Regierung stellte bereits frühzeitig 381 Millionen US-Dollar für Soforthilfe zur Verfügung. Trotzdem schätzt das Welternährungsprogramm, dass 1,2 Milliarden Dollar benötigt werden, um die äthiopische Bevölkerung zu unterstützen. Von diesem Betrag ist allerdings gerade einmal die Hälfte finanziert worden.

In Somalia, das 25 Jahre von Konflikten geprägt war und das in den vergangenen fünf Jahren eine positive Entwicklung durchmachte, gibt es Sorge, dass die Hungersnot diese Entwicklung wieder zunichtemachen könnte. Bei der letzten schweren Hungersnot in Somalia kamen vor rund fünf Jahren knapp 250.000 Menschen ums Leben.

Im Südsudan verschärft die Hungersnot die prekäre humanitäre Lage noch weiter zu. Obwohl immer wieder Friedensverträge geschlossen werden, wurden diese bisher jedes Mal gebrochen. Eine Beruhigung der politischen Situation ist zurzeit nicht absehbar.

Foto: Karl Pfahler/Kindernothilfe