Einsatz für Kinder in Gefängnissen

In Kamerun sitzen viele Jugendliche zu Unrecht im Gefängnis. Kinderrechte Afrika e.V. setzt sich für sie ein und verbessert ihre Situation.

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Einsatz für Kinder in Gefängnissen

Ausreichend Zeit für Freizeit, Ruhe und Spiel sind für die Entwicklung eines jeden Kindes wichtig und international als Menschenrecht anerkannt. In Deutschland ist die Einhaltung dieses Rechts meist garantiert. In vielen Ländern der Welt sieht die Lage jedoch ganz anders aus.

So zum Beispiel auch in Kamerun, wo die Kindheit vieler Menschen geprägt ist von Arbeit, Gewalt und teils traumatischen Begegnungen mit dem Polizei- und Justizapparat. Unsere Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika e.V. setzt sich in Kamerun für diese Kinder und Jugendlichen ein.

Kinder in Gefängnissen

Kinderrechtsverletzungen, wie sie 2012 in der Region im äußersten Norden Kameruns um die Städte Maroua und Mokolo zum Alltag von inhaftierten Kindern gehörten und im Folgenden näher beschrieben sind, erfordern unser Handeln!

Der äußerste Norden Kameruns zählt zu den bevölkerungsreichsten Gegenden Kameruns und ist von Armut geprägt. Die Zahl der Kinder, die auf der Straße leben oder arbeiten, steigt stetig. Die Kinder müssen von klein auf zum Einkommen der Familie beitragen.

Aufgrund ihrer Überlebensstrategien auf der Straße geraten die Kinder schnell in Gefahr von wirtschaftlicher und/oder sexueller Ausbeutung sowie ins Visier der Ordnungskräfte. Viele Kinder enden in Polizeigewahrsam, obwohl kein konkreter Verdacht vorliegt. Dort und in den Gefängnissen trifft man Kinder an, die noch nicht 14 Jahre alt und damit auch nicht strafmündig sind. Zudem werden immer wieder Verfahren eingeleitet, die nicht den Rechtsnormen entsprechen und die gesetzliche Höchstdauer der Untersuchungshaft weit überschreiten.

Die Situation der Kinder in den Gefängnissen ist prekär. Alle Gefängnisse in der Region sind in einem katastrophalen Zustand und notorisch überbelegt. Separate Zellentrakte für minderjährige Inhaftierte gibt es in der Regel nicht. Der Grad der Ausbeutung, des sexuellen Missbrauchs und der sonstigen Übergriffe auf Kinder durch erwachsene Mithäftlinge ist hoch. Die Essensversorgung ist für alle Insassen unzureichend und eine ausreichende medizinische Betreuung fehlt.

Kinder, die aus dem Polizeigewahrsam oder Gefängnis entlassen werden, sind zudem mit der nächsten Notsituation konfrontiert: unabhängig von der Schuldfrage gilt eine Inhaftierung in der Region als Schande für die Familie. Oft wird daher von der Familie der Kontakt zu den Kindern abgebrochen.

Schließlich werden Kinder, die Opfer von Missbrauch und Ausbeutung wurden, selten geschützt. Sie warten in der Regel vergeblich auf eine Strafverfolgung des Täters oder auf Beistand bei der Wahrnehmung ihrer Rechte.

Taga, 17 Jahre – verdächtigt und inhaftiert

Taga kommt aus einer armen Familie in einem Dorf in der Nähe von Mokolo. Früh verlässt er die Schule, um sich in Mokolo durchzuschlagen. Er arbeitet für 17 000 CFA (entspricht 26€) im Monat als Koch in einem Restaurant. Eines Tages vertraut ihm ein Freund die Schlüssel seiner Call Box an, damit er darin sein Handy aufladen kann. Am gleichen Tag wird in eine benachbarte Call Box eingebrochen. Taga wird verdächtigt und inhaftiert. Der Projektpartner ALDEPA unserer Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika e.V., betreut Taga im Gefängnis. Hartnäckiger Rechtsbeistand ist endlich erfolgreich. Nach zehn Monaten wird Taga aus der Haft entlassen.

„Meine ersten Tage im Gefängnis waren ein Alptraum für mich, ich dachte mein Leben sei nun vorbei. Ich wurde einer Tat beschuldigt, die ich nicht begangen hatte. Aber ALDEPA hat mir die Situation sehr erleichtert. Ich habe viele Ratschläge erhalten, die mir Mut gemacht haben. Ich habe meine Situation akzeptiert. ALDEPA hat außerdem dafür gesorgt, dass meine Eltern über meine Situation informiert wurden. Dadurch haben sie mich unterstützt und mich im Gefängnis besucht. Ich habe es ADELPA zu verdanken, dass ich entlassen wurde, da ich von einem Anwalt vertreten wurde. Der hat gesagt, dass es keine Beweise gibt, um mich zu verurteilen. ADELPA hat sehr viel für mich getan. Ich bin sehr dankbar.“

Taga konnte nach seiner Entlassung seine Arbeit als Koch wieder aufnehmen.

Einsatz für Kinderrechte

ALDEPA setzt sich dafür ein, das Geschichten wie Tagas immer mehr der Vergangenheit angehören. Die Jugendstrafgerichtsbarkeit und der Schutz von gefährdeten Kindern und Opfern von Gewalt und sozialer Ausgrenzung in Maroua und Mokolo sind durch die Arbeit von ALDEPA erheblich verbessert worden.

So konnten staatliche Akteure der Jugendstrafgerichtsbarkeit und der Strafverfolgung ausreichende Kenntnisse und Know-How zum Kinderschutz und zur Beachtung der Kinderrechte erwerben, die nunmehr einen rechtskonformen Umgang mit Kindern ermöglichen. Zusätzlich wurden Eltern und Akteure der Zivilgesellschaft hinsichtlich des Schutzes von gefährdeten Kindern, Kindern als Opfer einer Straftat und Kindern, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, geschult.

Sie setzen ihr Wissen und Know-How wirksam und nachhaltig für die Umsetzung der Rechte dieser Kinder ein. Außerdem erhalten gefährdete Kinder, sowie Kinder, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten oder Opfer einer Straftat geworden sind und Mütter, die sich mit ihren Kleinkindern im Gefängnis befinden, Aufklärung über ihre Rechte und Pflichten, medizinische, psychosoziale und pädagogische Betreuung sowie Rechtsbeistand. Zusätzlich werden sie auf ihre Wiedereingliederung vorbereitet und begleitet.

Um die Lage der betroffenen Kinder in der Region zu verbessern führt ALDEPA unter anderem Schulungen zur Anwendung von Kinderrechten in der Jugendstrafgerichtsbarkeit, der Strafverfolgung und des Opferschutzes durch. Diese führten unter anderem dazu , dass sich in der Region keine strafunmündigen Kinder mehr in Polizeigewahrsam oder Gefängnissen befinden. Außerdem konnte ALDEPA die Einrichtung zweier separater Trakte für sowohl Kinder und Jugendliche als auch Müttern mit Kleinkindern innerhalb des Gefängnisses in Mokolo erreichen.

ALDEPA führt zusätzlich Aufklärungskampagnen zum Schutz und zur Durchsetzung von Kinderrechten in der Projektregion durch und veranstaltet Workshops mit Journalisten sowie traditionellen und religiösen Führern durch, bei denen diese über ihre Rolle bei der Prävention von Jugendkriminalität aufgeklärt werden.

Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie hier.

Foto: Kinderrechte Afrika e.V.