Nigeria: Krise als Treiber der Mobilitätswende
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Nigeria: Krise als Treiber der Mobilitätswende
Energieknappheit führte zu Innovation
Am 1. Januar 2012 verkündete der damalige nigerianische Präsident Goodluck Jonathan die Abschaffung der staatlichen Kraftstoffsubventionen, was eine Erhöhung des Benzinpreises zur Folge hatte. Daraufhin überlegte Olukokun Tolulope, wie er ohne Benzin zu seinem Büro kommen könnte und beschloss, ein Unternehmen für Elektrofahrzeuge zu gründen. Seine aus dieser Idee entstandene gemeinnützige Organisation ThinkElectric Africa hat das Ziel, den Übergang Afrikas zu erneuerbaren Energien und nachhaltigem Verkehr zu beschleunigen. (1)
Lokal produzierte Elektrofahrräder
Unter dem Namen ThinkBikes Africa, einem Subunternehmen von ThinkElectric Africa, werden lokal produzierte Elektrofahrräder auf den Markt gebracht. Das erste Produkt ist ein elektrisches Lastendreirad, das auf die aufkeimende Liefer- und Logistikbranche abzielt. Über 90 Prozent der Komponenten der Fahrräder stammen aus der Region, darunter die Karosserie, die Räder und die Batterien. Nur die Elektromotoren werden importiert. Die Akkus werden aus recycelten Materialien aus alten Laptops hergestellt – ein gutes Beispiel dafür, wie Elektromobilität die Kreislaufwirtschaft fördern und den negativen Folgen des Materialabbaus für Akkus entgegengewirkt werden kann. Durch den Zusammenbau von Akkupacks aus wiederverwendeten Zellen können die Kosten der Produkte zudem erheblich gesenkt werden, sodass sie für ihren Zielmarkt erschwinglicher werden. (3)
Vorteile für Unternehmen, die Gesellschaft und das Klima
ThinkBikes richtet sich vor allem an kleine bis mittlere Unternehmen in Nigerias boomender Logistik- und Lieferindustrie. Dazu gehören zum Beispiel Landwirt*innen, landwirtschaftliche Verarbeitungsbetriebe und Einzelhändler*innen. Die Vorteile der elektrischen Dreiräder liegen auf der Hand: Sie sind in der Logistik und im Vertrieb schneller und viel sauberer als herkömmliche Lieferwagen, haben niedrige Betriebskosten und sind so klein, dass man sich auch in den verstopften Stadtzentren gut zurechtfinden kann und haben darüber hinaus eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern im leeren und 60 Kilometern im beladenen Zustand. (2) (3)
Einen wichtigen Zusatznutzen bieten die Fahrräder auch im Zusammenhang mit Nigerias Kraftstoffabhängigkeit. Zwar ist das Land der größte Erdölproduzent Afrikas. Doch mangelnde Raffineriekapazitäten führen dazu, dass es häufig Probleme mit der Kraftstoffversorgung gibt. Die elektrischen Fahrräder könnten auf lange Sicht zur Verringerung der Energieimporte beitragen. Außerdem schafft die Produktion lokale Arbeitsplätze und sorgt für grünes Wachstum.
Weitere Vorteile sind weniger Lärmbelästigung, weniger CO2-Emissionen und weniger Gesundheitsrisiken durch herkömmlichen Verkehr. (1)
Projekte der Zukunft
Neben dem Elektrofahrradgeschäft prüft ThinkElectrics auch andere potenzielle Projekte. So hat das Unternehmen zum Beispiel zahlreiche Anfragen möglicher zukünftiger Kund*innen aus der Fischereiindustrie und dem Handel mit verderblichen Waren erhalten und arbeitet an der Entwicklung von Kühlboxen und Kühlschränken, die mit Solarzellen betrieben werden. Dies kann einen großen Beitrag zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung leisten. (3)
Junge Unternehmer*innen wie Tolulope sind das Lebenselixier einer jeden Wirtschaft. Sie kurbeln die lokale Wirtschaft an und tragen dazu bei, eine Gemeinschaft von Menschen aufzubauen, die über die notwendigen Fähigkeiten, Ressourcen und Netzwerke verfügt, um die Herausforderungen der Klimakrise zu bewältigen.
Quellen
(1) All Africa: Nigeria: How Nigeria’s Petrol Crisis Inspired Locally Produced Electric Bicycles #AfricaClimateCrisis (Juni 2022)
(2) Clean Technica: ThinkBikes Nigeria Starts Delivering Its Locally Produced Electric Cargo Tricycles To Customers (Mai 2022)
(3) Clean Technica: ThinkBikes Nigeria Is Launching Locally Produced Electric Tricycles (Januar 2022)
Verfasst am 11. Juli 2022