Projektregion: Präfekturen Oti, Oti Sud und Dankpen in Togo
Lokaler Projektpartner: CREUSET-Togo
Laufzeit: 01.04.2021 bis 30.04.2024
Kurzbeschreibung
Das Projekt verfolgt die Eindämmung struktureller Gewalt an Kindern in den Präfekturen Dankpen und Oti im Norden Togos. Schwerpunkte sind dabei die lokal bzw. kulturell verankerten Formen der Gewalt und Ausbeutung, wie die Früh- und Zwangsverheiratung junger Mädchen, der Kinderhandel zur wirtschaftlichen Ausbeutung oder die brutale Misshandlung zu Zwecken der Hexenaustreibung (Exorzismus-Rituale).
50 Dörfer sollen zu gewaltfreien Pilotdörfern werden. Hierzu sind neben der Begleitung von betroffenen Kindern und ihren Familien Maßnahmen zur Sensibilisierung, Kompetenzstärkung und Vernetzung lokaler Akteure und Gruppen vorgesehen. Kenntnisse zu Kinderrechten werden z. B. über Radiosendungen und Informationsveranstaltungen in lokalen Sprachen und an den kulturellen Kontext angepasst vermittelt. Der Beteiligung von Kinder- und Jugendgruppen kommt bei allen Maßnahmen eine große Rolle zu.
Advocacy-Arbeit auf nationaler Ebene soll zudem den politischen und rechtlichen Rahmen für den Kinderschutz in Togo verbessern. Landesweit werden künftige Fachkräfte sozialer und medizinischer Berufe für die Projektthematiken sensibilisiert.
Zur Eindämmung des Kinderhandels wird eine Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Benin und Ghana aufgebaut und gestärkt.
Hintergründe
In den ländlich geprägten Grenzregionen Togos zu Ghana und Benin sind schädliche Praktiken, wie die Frühverheiratung junger Mädchen tief in der Kultur verwurzelt. In einigen Gemeinden werden Mädchen bereits bei der Geburt einem viel älteren Mann versprochen, oft im Rahmen eines Austauschs von Frauen zwischen den Familien. Eine andere Form ist die Entführung von Mädchen, bei der der neue Mann seine Maskulinität durch Muskelkraft beweist. In wieder anderen Gemeinden ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Mädchen seine zweite Periode nicht mehr unter dem Dach seines Vaters haben darf, sondern dafür bereits beim Ehemann leben soll. Diese Praktiken haben jedoch für die Mädchen (und die Gesellschaft) schwerwiegende Auswirkungen und stehen in Verbindung zu weiteren Kinderrechtsverletzungen. Die betroffenen Mädchen sind teilweise erst 8-9 Jahre alt und haben mit der Verheiratung keinen Zugang (mehr) zu Schulbildung, Freizeit und Spiel. Die Frühehe geht mit sexueller Ausbeutung und Frühschwangerschaften einher, die auch Ursache einer hohen Kinder- und Müttersterblichkeit im Norden Togos sind.
Die Frühverheiratung, aber auch der transnationale Kinderhandel und Exorzismus haben seit Beginn der COVID-19-Pandemie noch einmal dramatisch zugenommen, da mehr und mehr Familien, fürchten, ihre Kinder unter dem eigenen Dach nicht mehr versorgen zu können.
Immer häufiger wird unser Partner in Ghana auf Kinder aus Togo aufmerksam, die zum Arbeiten über die Grenze geschleust werden. Die Prävention und Aufklärung muss in den Herkunftsdörfern in Togo erfolgen. Aber auch in Richtung Nigeria über Benin machen sich viele Kinder auf, teilweise sogar freiwillig in der Hoffnung auf etwas Einkommen. Ohne familiären Halt sind sie dort jedoch Gewalt du skrupelloser Ausbeutung stark ausgesetzt.
Hintergründe und Auswirkungen der Hexerei-Anschuldigungen erfahren Sie hier.
Zielgruppen
- 1.000 Kinder, darunter ca. 350 Kinder, die von sexueller Gewalt und/oder Früh- und Zwangsheirat betroffen sind, 250 Kinder, die von Kinderhandel betroffen sind, 200 Kinder, von Gewalt und Misshandlung betroffen sind, 200 Kinder, die der Hexerei bezichtigt werden. Hinzu kommen die Eltern der Kinder und Dorfgemeinschaften.
- 200 Mitglieder von Jugendclubs
- 300 Mitglieder von Rechtsclubs
- 120 Mitglieder von 20 lokalen Frauengruppen
- 30 Polizei- und Sicherheitskräfte
- 90 Primär- und Sekundarschullehrer(innen)
- 30 Sozialarbeiter(innen)
- 60 Hebammen, Krankenschwestern/-pfleger und Gesundheitspersonal
- 60 kommunale Führungspersonen (Bürgermeister(innen), ihre Stellvertreter(innen) etc.)
- 30 Verantwortliche für Alphabetisierungsarbeit
- 30 Medienvertreter(innen)
- 50 Mitglieder von 3 Kinderschutznetzwerken
- 1.200 Studierende sozialer und medizinischer Berufe
- ca. 50 Vertreter(innen) zuständiger Ministerien (Ministerium für Kinderschutz, für Soziales, für Justiz, für Sicherheit und Katastrophenschutz, für Bildung, Primar- und Sekundarunterricht)
Ziele
Oberziel:
Kinder in Togo, insbesondere in den Präfekturen Dankpen und Oti, sind wirksamer vor schädlichen kulturellen Praktiken wie Früh- und Zwangsheirat, Kinderhandel oder Exorzismus geschützt.
Projektziel:
In den Präfekturen Dankpen und Oti unterstützen lokale Mechanismen den Schutz von Kindern vor schädlichen kulturellen Praktiken sowie die Rehabilitierung betroffener Kinder.
Unterziele:
- In 50 Projektdörfern sind die Kinderschutzakteure von Staat und Zivilgesellschaft in der Lage, für einen effektiven und nachhaltigen Schutz von Kindern vor schädlichen kulturellen Praktiken wirksam zusammenzuarbeiten.
- Kinder im Projektgebiet, die von schädlichen kulturellen Praktiken betroffen oder gefährdet sind, haben in ihren Dörfern Zugang zu konkreten Unterstützungsangeboten (1.000 Kinder während der Projektlaufzeit).
- In der Bevölkerung der Projektregion ist das Bewusstsein für die Rechte und das Wohl des Kindes gestärkt.
- Zivilgesellschaftliche und staatliche Akteure auf regionaler und nationaler Ebene sind mit den Projektthematiken und ihrer eigenen Rolle für den Schutz von Kindern in Togo vor schädlichen kulturellen Praktiken vertraut.
- Vier Partnerorganisationen von Kinderrechte Afrika e. V. sind für die grenzübergreifende Zusammenarbeit bei der Eindämmung schädlicher kultureller Praktiken gestärkt.
Projektkosten: 629.200 Euro
Finanzpartner:
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
- CREUSET-Togo
- Eigenmittel von Kinderrechte Afrika e. V., d. h. Spenden
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Weitere Informationen zu dem Projekt von Kinderrechte Afrika e. V. in Togo finden Sie hier.
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