Sierra Leone: Prävention von weiblicher Genitalbeschneidung

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen.

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Sierra Leone: Prävention von weiblicher Genitalbeschneidung

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen. Darüber hinaus sind jährlich schätzungsweise drei Millionen Mädchen dem Risiko ausgesetzt, beschnitten zu werden.

Die weibliche Genitalverstümmelung umfasst alle Verfahren, bei denen die weiblichen äußeren Genitalien entfernt oder verletzt werden. Das traumatische Erlebnis ist oftmals mit unmittelbaren Komplikationen wie starken Schmerzen, Schock und Verletzungen des angrenzenden Gewebes verbunden. Weitere mögliche Langzeitfolgen sind Sepsis, Unfruchtbarkeit, Geburtsbehinderung und sogar Tod.

Das Verfahren stellt eine gravierende Menschenrechtsverletzung für die Opfer dar und ist eine extreme Form der Diskriminierung von Frauen. Sie wird fast immer an Minderjährigen vorgenommen und ist dementsprechend auch eine Verletzung von Kinderrechten.

Die Arbeit von action medeor in Sierra Leone

Unsere Mitgliedsorganisation action medeor arbeitet seit der Ebola Epidemie 2014-2016 in Sierra Leone vor allem zum Thema Mutter-Kind-Gesundheit. Aus den Erfahrungen der bisherigen Projekte wurde die Notwendigkeit deutlich, das Thema weibliche Genitalverstümmelung in die Projektarbeit aufzunehmen.

Mit 88% gehört die Prävalenz weiblicher Genitalverstümmelung in Sierra Leone zu den höchsten weltweit und ist tief in kulturellen und traditionellen Normen verankert. Die Mehrheit von Mädchen in Sierra Leone wird im Alter von 8 – 18 Jahren beschnitten. Nach dem Ritual ist es oft üblich, dass die Mädchen sich als erwachsen sehen und auch von der Gemeinschaft so angesehen werden. Häufig brechen sie durch frühe Schwangerschaften ihre Schullaufbahn ab und müssen sich dem Leben als Ehefrau und Mutter widmen.

In Sierra Leone gibt es kein Gesetz, das FGM/C (Female Genital Mutilation/Cutting) ausdrücklich verbietet und Politiker sind oft nicht bereit, sich öffentlich dagegen zu positionieren. In der Bevölkerung wird die Mobilisierung gegen FGM/C allerdings allmählich greifbarer und es gibt ein gestiegenes Bewusstsein über die menschenrechtsverletzenden Aspekte.

Die Partnerorganisaton: „Women Against Violence and Exploiation in Society“

Seit Februar 2020 besteht eine Kooperation zwischen action medeor und der lokalen Partnerorganisation „Women Against Violence and Exploiation in Society“, kurz „WAVES“. Die gemeinsame Projektarbeit von action medeor und WAVES baut auf die erfolgreiche Präventions- und Aufklärungsarbeit von WAVES auf, die die Organisation bereits in verschiedenen Gemeinden umgesetzt hatte.

In einem ersten gemeinsamen Projekt 2020/2021 lernten junge Mädchen und Frauen bereits in Menschenrechtsclubs und durch Fortbildungen ihre Rechte kennen und erfuhren, wie sie sich gegen geschlechterspezifische Gewalt und FGM/C einsetzen können. Auch Schulen, Eltern und einflussreiche Entscheidungsträger aus den Gemeinden wurden in diese Projektarbeit mit einbezogen.

Das Projekt: Bewusstsein schaffen und gemeinsam gegen  FGM/C angehen

Im neuen Projekt von action medeor und WAVES wenden 60 Mädchen und junge Frauen ihr neu gewonnenes Wissen über Frauenrechte und die Prävention von FGM/C an: im Austausch mit einflussreichen Schlüsselpersonen aus Religion und Regierung und Schulen sowie Eltern in den Gemeinden klären sie über das Thema auf und können ihre Forderungen vorbringen. Zudem werden weitere 60 Jungen und Männer in die Präventionsarbeit eingebunden.

Das Ziel des Projektes besteht darin, die gesamten Gemeinden generationsübergreifend in die Kampagnen gegen weibliche Genitalverstümmelung mit einzubinden. WAVES plant, mit dieser Sensibilisierungsarbeit circa 1.250 Personen zu erreichen.

Längerfristig strebt dieses Projekt einen gesellschaftlichen und politischen Wandel für die Beendigung von FGM/C in den Zielgemeinden des Distrikts Bo an.

Quelle: action medeor