Ghana: Soziale Mobilisierung
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Ghana: Soziale Mobilisierung
Eigenverantwortung und Selbstbestimmung – mit diesem Ziel arbeitet unsere Mitgliedsorganisation Das Hunger Projekt in acht afrikanischen Staaten. Kern der Strategie ist die Gründung von sogenannten „Epizentren“.
Dorfverbände werden in einem Prozess der sozialen Mobilisierung dazu motiviert, gemeinsam ein Entwicklungszentrum für Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft und Handel aufzubauen, inklusive einer eigenen kleinen Genossenschaftsbank. Bis zu acht Jahre lang werden sie dabei begleitet, dann führen sie das Zentrum selbstbestimmt – ohne finanzielle oder personelle Hilfe des Hunger Projekts – weiter.
Im ghanaischen Matsekope funktioniert die Epizentren-Strategie und die intensive Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft hervorragend. Kürzlich wurde dort ein Schwesternhaus errichtet, um durch bessere Arbeitsbedingungen für das medizinische Personal die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten.
Im Epizentrum Nkawanda in Ghanas Südost-Distrikt existiert ein solches Schwesternhaus noch nicht. Für Dr. Eckhard Müller-Guntrum, den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Hunger Projekts Deutschland, war dies das erste Epizentrum, das er besuchte. – Das Regionalzentrum besteht aus einem L-förmigen Gebäudekomplex: im Mittelpunkt ein großer Versammlungsraum, daran anschließend Schulraum, Kindergarten, Getreidespeicher, Gesundheitsstation und sogar eine kleine Bank für die Gewährung von Mikrokrediten. Bei seinem Besuch fiel schnell auf, dass ein Schwesternhaus nach dem Vorbild von Matsekope dringend benötigt wird. Hier berichtet Dr. Müller-Guntrum von seinen Eindrücken in Nkawanda:
„[…] dann geht es ab zur ‚Klinik‘. Hier arbeiten vier Krankenschwestern, davon ist die Chefin Philomena Ounsu mit 27 Jahren die älteste. Sie stammt aus einem kleinen Dorf in Nordghana. „Ich habe nur fünf Geschwister“ – sagt sie, „und ich hatte das Glück, zur Schule gehen und danach sogar Krankenschwester werden zu dürfen.“ Sie weiß, dass dies nicht vielen Mädchen ermöglicht wird und ist immer noch dankbar dafür. Für die Ausbildung zur Krankenschwester besuchte sie zwei Jahre lang die Schwesternschule, auf eigene Kosten. Seit fünf Jahren ist sie in nun in Nkawanda. Ein Arzt kommt einmal im Monat, aber weniger zur Behandlung von Patienten als zur Supervision der Schwestern. Behandelt werden rund 20 Patienten pro Tag, überwiegend Kinder. Da eine Hebamme fehlt, werden Geburten nur selten durchgeführt. Stattdessen müssen die Schwangeren einen langen Weg in das 15 km entfernte Krankenhaus in Nkawka auf sich nehmen. Um regelmäßig Geburten begleiten zu können, müsste man erst einmal eine Übernachtungsmöglichkeit für die Schwestern und Hebammen schaffen, aber daran fehlt es.
Der Verdienst der Schwestern ist nicht üppig, 600 Cedi im Monat, ca. 150 Euro. Bezahlt werden sie vom Ghana National Health Service. Von dem Einkommen gehen 100 Cedi weg für eine schlichte Unterkunft in einem der Dörfer, wohin sie oft weit zu Fuß gehen müssen. Insbesondere angesichts fehlender Unterbringungsmöglichkeit ist die Fluktuation unter den Schwestern leider groß. Hier bemüht sich jetzt das Hunger Projekt um Abhilfe.“
Für 2015 soll mit der Hilfe vom Hunger Projekt neben dem Schwesternhaus in Nkawanda ein weiteres im Epizentrum Kyempo errichtet werden. Ziel in den kommenden Jahren ist es, alle übrigen ghanaischen Epizentren mit diesen Einrichtungen auszustatten.
Anlehnend an die Leitgedanken Mobilisierung zur Eigenverantwortung, Gleichberechtigung von Frau und Mann und Stärkung der lokalen Demokratie verfolgt das Hunger Projekt nachhaltig den Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe.
Finden Sie hier viele spannende Informationen zur nachhaltigen Epizentren-Strategie.
Foto: Das Hunger Projekt
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