Investigativjournalistin Tobore Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet

Tobore Ovuorie ist investigative Journalistin aus Nigeria. 2013 recherchierte sie zu internationalem Sex- und Organhandel. Dafür arbeitete sie undercover als Sexarbeiterin. Nun erhielt sie den Freedom of Speech Award der Deutschen Welle.

Verdeckte Recherche zum Menschenhandel

Sieben Monate recherchierte Tobore Ovuorie verdeckt zu den Vorgängen im organisierten Sex- und Organhandel in Nigeria. Dafür baute sie sich mit Hilfe von Kolleginnen und Kollegen eine falsche Identität auf, veränderte ihr Erscheinungsbild und ihre Art zu sprechen. Sie gab sich als Prostituierte aus und wurde von einer Zuhälterin aufgenommen.  

Nach einigen Monaten erklärte ihr ihre Zuhälterin, dass sie nun nach Italien geschmuggelt werden könnte. Ovuorie wurde kurz darauf mit einigen anderen Prostituierten in einem Bus in das benachbarte Benin gebracht. Während der Fahrt musste Ovuorie miterleben, wie zwei ihrer Mitfahrerinnen enthauptet wurden, ihnen sollten Organe entnommen werden.  

In Benin gelang ihr dann mit Hilfe einer befreundeten Journalistin die Flucht. Ihre Recherche war ein voller Erfolg. Nigerianische Behörden ermittelten infolgedessen gegen einen Menschenhandelsring. Außerdem wurde ihre Geschichte durch den Netflix-Film Òlòtūré adaptiert. Dies allerdings ohne die ausdrückliche Erlaubnis der Journalistin.  

Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet 

Nun zeichnete sie die Deutsche Welle mit dem Freedom of Speech Award aus. Dieser Award wird an Menschen vergeben, die sich in herausragender Weise für die Freiheitsrechte, insbesondere die Presse- und Meinungsfreiheit, einsetzen. Mit diesem Preis soll Ovuorie persönlich, aber auch der gesamte freie Journalismus Afrikas gefördert werden, so DW-Intendant Peter Limbourg. 

In ihrer Zeit undercover wurde Tobore Ovuorie geschlagen und missbraucht, sie kam ins Krankenhaus und wäre fast gestorben. All diesen Risiken setzte sie sich aus, um die Wahrheit herauszufinden und die Realität tausender Frauen authentisch abzubilden. 

Gerechtigkeit durch investigativen Journalismus 

Schon als Kind war Tobore Ovuorie klar, dass sie Journalistin werden wollte. Sie schrieb viele Texte und schickte sie an nigerianische Tageszeitungen. Sie gab nicht auf, egal ob die Zeitungen ihre Texte ablehnten oder nicht. 

Ihr Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit begann in der Oberschule, als die Mutter einer Klassenkameradin beschuldigt wurde, ihren Mann durch Hexerei getötet zu haben. Sie widersprach diesem Gerücht. 

Und obwohl alle ihr sagten, sie solle sich nicht einmischen und still sein, protestierte sie weiter. Sie schrieb alle Details der Geschichte auf und als ihr Vater den Text fand, ermutigte er sie, mit ihrem Schreiben für Gerechtigkeit einzustehen. 

In ihrem späteren Berufsleben musste Ovuorie immer wieder mit den Vorurteilen in der nigerianischen Medienbranche Frauen gegenüber aufräumen. Sie wollte nicht nur über Familie, Mode und Unterhaltung schreiben, sondern sich ernsthafteren Themen zuwenden.  

Folgen der traumatischen Erlebnisse  

Viele der schrecklichen Erfahrungen, die Ovuorie in ihrer Zeit undercover erlebte, haben langfristige Folgen für sie. Ovuorie leidet unter Depressionen und posttraumatischer Belastungsstörung, eine Zeit lang dachte sie sogar an Selbstmord. 

Auch nach der Recherche zu Zwangsprostitution widmet sich Ovuorie schweren Themen wie dem Menschenhandel in Libyen oder der Stigmatisierung von mit HIV infizierten Kindern. Zurzeit recherchiert sie, ob Botschaftsangestellte in Nigeria etwas mit Menschenhändlern zu tun haben und diesen möglicherweise bei ihren Geschäften helfen. 

Weitere Informationen:  

Sina, M. / Tobore Ovuorie: Aufstehen für die Stimmlosen in DW vom 03.05.2021. 

Ovuorie, T. / From Sex Work To Slavery And Murder in Zam vom 22.01.2014. 

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