Togo: Kinderrechts-Arbeit schützt vor schädlichen kulturellen Praktiken

Kinderrechte Afrika setzt sich in Togo ein, Kinder wirksamer vor schädlichen kulturellen Praktiken wie Früh- und Zwangsheirat, Kinderhandel oder Exorzismus zu schützen

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Togo: Kinderrechts-Arbeit schützt vor schädlichen kulturellen Praktiken

Verletzung der Kinderrechte aufgrund kultureller Praktiken

In den vergangenen vier Jahren konnte CREUSET, die lokale Partnerorganisation unserer Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika e.V.  in den Regionen Kara und Centrale in Togo über 1.000 Kinder begleiten, die schwere Kinderrechtsverletzungen erfahren hatten. Darunter ist insbesondere auch die Anschuldigung der Hexerei zu nennen, die für die betroffenen Kinder oftmals sozialen Ausschluss, schwere körperliche und psychische Gewalt oder gar den Tod bedeutet. Eine enge Zusammenarbeit mit Medien, Polizei- und Sicherheitskräften, Jugendrichter*innen, Sozialarbeiter*innen, traditionellen und religiösen Führungspersonen, Familien, Schulen und Gemeinden konnte darüber hinaus bewirken, dass die Problematik zunehmend wahr- und ernst genommen wird und sich immer mehr Akteure für den Schutz der Kinder engagieren.

Weiter nördlich, in den ländlich geprägten Grenzgebieten zu Ghana und Benin, sind diese Phänomene ebenfalls alltäglich. Der Aberglauben ist in dieser traditionell geprägten und wenig alphabetisierten Region noch stärker verbreitet. Die Armut vieler Familien tut ihr Übriges um diese und weitere schädliche Praktiken wie Frühverheiratung und Kinderhandel zu fördern. Die Coronakrise sowie längere Dürreperioden haben die Armut der Bevölkerung noch einmal verstärkt. Bislang gab es in dieser Region noch keine Maßnahmen der Sensibilisierung für die Rechte der Kinder, der Schulung zentraler Akteur*innen oder des Aufbaus von Begleitangeboten für betroffene Kinder.

Kinderrechtsarbeit in 50 Dörfern

In diesem neuen Projekt werden bewährte Ansätze aus den vergangenen Jahren, wie die Arbeit mit Medien, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren oder die Übertragung von Kinderrechten in lokale Sprachen und den kulturellen Kontext auf diese neue Projektregion – die Präfekturen Dankpen, Oti und Oti-Sud – übertragen und erweitert. In den 25 Kommunen des Projektgebiets sollen 50 ausgewählte Dörfer zu gewaltfreien Pilotdörfern werden.

Hierfür unterzeichnen verschiedene zuvor geschulte Personengruppen, eligiöse und traditionelle Führungspersonen, Lehr- und Gesundheitspersonal, Vertreter*innen von Kinder- und Jugendclubs sowie der Gemeindeverwaltungen, Polizei- und Sicherheitskräfte eine Charta für ihren Beitrag zu einem wirksamen Schutz der Kinder vor schädlichen kulturellen Praktiken.

Lokale nachhaltige Begleitangebote sollen aufgebaut und fachlich gestärkt werden, darunter Rechtsclubs und ehrenamtliche Beratungsstellen. Zudem ist ein Austausch mit den Partner*innen von Kinderrechte Afrika e. V. in Ghana und Benin vorgesehen, insbesondere auch vor dem Hintergrund einer Zusammenarbeit gegen den transnationalen Kinderhandel.

Konkrete Ziele

Ziel des Projektes ist es, Kinder in Togo wirksamer vor schädlichen kulturellen Praktiken wie Früh- und Zwangsheirat, Kinderhandel oder Exorzismus schützen.

  1. In 50 Projektdörfern sind die Kinderschutzakteure von Staat und Zivilgesellschaft in der Lage, für einen effektiven und nachhaltigen Schutz von Kindern vor schädlichen kulturellen Praktiken wirksam zusammenzuarbeiten.
  2. Kinder im Projektgebiet, die von schädlichen kulturellen Praktiken betroffen oder gefährdet sind, haben in ihren Dörfern Zugang zu konkreten Unterstützungsangeboten (1.000 Kinder während der Projektlaufzeit).
  3. In der Bevölkerung der Projektregion ist das Bewusstsein für die Rechte und das Wohl des Kindes gestärkt.
  4. Zivilgesellschaftliche und staatliche Akteure auf regionaler und nationaler Ebene sind mit den Projektthematiken und ihrer eigenen Rolle für den Schutz von Kindern in Togo vor schädlichen kulturellen Praktiken vertraut.
  5. Vier Partnerorganisationen von Kinderrechte Afrika e. V. sind für die grenzübergreifende Zusammenarbeit bei der Eindämmung schädlicher kultureller Praktiken gestärkt.

Beispiel: Begleitung von zwei Kindern, die der Hexerei beschuldigt wurden

Gleich in der ersten Woche des Projekts wurde CREUSET zu einem Fall hinzugerufen, bei dem zwei Grundschüler beschuldigt wurden, ihre Mitschüler*innen und Lehrer*innen verhext zu haben. Die beiden wurden öffentlich vorgeführt und zu einem grausamen Ritual gezwungen, der die übernatürlichen Kräfte der beiden vertreiben sollte. CREUSET begleitete die beiden Jungen und nahm eine aufklärende Arbeit mit Schüler- und Lehrerschaft auf. So konnten sie die Stigmatisierung abzubauen, die den beiden Jungen anhaftete und sie vorrübergehend vom weiteren Schulbesuch abhielt.

 

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