Togo: Stärkung von Kinderschutz-Zentren

In Togo fördert unsere Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika zivilgesellschaftliche Kinderschutzeinrichtungen. Diese werden bei der Umsetzung nationaler Normen und Standards sowie der Einführung eines kinderrechtsbasierten Arbeitsansatzes unterstützt.

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_©Kinderrechte Afrika

Togo: Stärkung von Kinderschutz-Zentren

In den Regionen Plateaux Centrale und Kara in Togo arbeitet unsere Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika e.V. gemeinsam mit ihrem lokalen Projektpartner CREUSET-Togo daran, 6 Kinderschutzzentren bei der Umsetzung nationaler Standards zu unterstützen und einen kinderrechtsbasierten Arbeitsansatz einzuführen.

Das Kinderschutzzentrum Kandyaa von CREUSET, das in einem gemeinsamen Projekt mit Kinderrechte Afrika e. V. aufgebaut wurde, hat sich in Togo als Modellzentrum etabliert. Bei einer landesweiten Evaluierung von 120 Kinderschutzeinrichtungen wurde Kandyaa als eine von wenigen als leistungsfähig eingestuft. Andere Zentren wurden als verbesserungswürdig, nicht funktionell oder gar misshandelnd beurteilt. Mit diesem Projekt möchte CREUSET seine Erfahrungen beim Aufbau, Führen und Verwalten eines Kinderschutzzentrums nun an die Betreiber 6 anderer Einrichtungen weitergeben und sie bei der Erfüllung nationaler und internationaler Normen unterstützen. Dazu gehört u. a. die Renovierung bzw. der Ausbau von derzeit gesundheitsschädlichen bzw. dysfunktionalen Räumlichkeiten, Spielbereichen und Sanitäranlagen sowie die Einführung eines kinderrechtsbasierten pädagogischen Konzepts, einer transparenten (Finanz-)Verwaltung und Einkommen schaffender Maßnahmen für eine zunehmend eigenständige Finanzierung der Zentren.

Ausgangssituation in den Kinderschutzzentren

In Togo leben viele Kinder in prekären Notsituationen, auf der Straße, in ausbeuterischen (sklaven-ähnlichen) Arbeitsverhältnissen, werden aufgrund von Anschuldigungen der Hexerei von ihren Familien oder Stieffamilien verstoßen, misshandelt oder geraten in die Hände von Kinderhändlern.

Ca. 4.000 dieser Kinder finden derzeit Zuflucht in Kinderschutzzentren.

Viele Kinder, die in Not geraten, werden von Sozialarbeiter(inne)n, Richter(inne)n, Polizeieinheiten, lokalen und traditionellen Autoritäten oder anderen Akteuren an CREUSET vermittelt, dessen Zentrum landesweit einen guten Ruf für die Aufnahme und Begleitung von Kindern in Not hat. Dadurch kommt Kandyaa aber auch täglich an die Grenzen seiner Kapazitäten. In Togo besteht daher ein großer Bedarf an weiteren leistungsfähigen Einrichtungen für den Kinderschutz.

Die 6 im Rahmen dieses Projekts begleiteten Zentren nehmen Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen auf (Waisen und Halb-Waisen; Kinder, die auf der Straße Leben; Kinder, die der Hexerei bezichtigt werden; Kinder aus instabilen Familienverhältnissen etc.) und bieten ihnen Schutz. Jedoch fehlt ihnen u. a. ein pädagogisches Konzept, dass auch sozio-pädagogische, spielerische, künstlerische oder sportliche Aktivitäten vorsieht, die Beteiligung von Kindern berücksichtigt oder ein Konzept für die Wiedereingliederung von Kindern enthält. Es fehlen Bereiche für Sport und Spiel oder Gemeinschaftsräume zum Essen und Lernen.

Die Sanitärbereiche sind marode, unhygienisch und nicht nach Geschlechtern getrennt. Teilweise versickern die Abwässer einfach im Boden oder die Kinder müssen sich in die Büsche schlagen. Die Strom- und Trinkwasserversorgung ist unzureichend. Schlafräume sind z. T. baufällig durch starke Abnutzung, undichte Fenster, Termitenbefall oder schlechte Elektroinstallationen (offene Kabel stellen ein großes Risiko für die Kinder dar: Kurzschlüsse, Stromschlag o.ä.). Sie sind teilweise dunkel und schlecht belüftet, was nicht nur Gesundheitsrisiken birgt, sondern auch Ungeziefer anzieht. Die Betten und Matratzen reichen meist nicht für alle aufgenommenen Kinder und/oder fallen auseinander.

Die hygienischen Bedingungen für die Lagerung der Nahrungsvorräte und Essenszubereitung sind verbesserungswürdig. Es fehlen Schornsteine oder Abzugsschächte für den Rauch und Essensdämpfe über den Kochstellen (die auch teilweise brüchig sind). Es gibt einen großen Bedarf an Küchenutensilien, aber auch an Sport-, Spiel- und Lernmaterialien.

Die Leitungen der ausgewählten Zentren sind sehr engagiert für die Kinder und bringen sich auch in großem Umfang ehrenamtlich ein, jedoch fehlen ihnen derzeit die finanziellen und personellen Ressourcen sowie spezifisches Know-How, um die Aufnahme- und Betreuungsbedingungen für die Kinder zu verbessern. Das Projekt soll sie in dieser Hinsicht unterstützen und begleiten.

Ziele des Projekts

Oberziel: Das Projekt trägt dazu bei, den institutionellen zivilgesellschaftlichen Kindesschutz in 3 der 5 Regionen Togos zu stärken.

Projektziel: In 6 Kinderschutzeinrichtungen Togos entsprechen Aufnahme und Begleitung der Kinder den Kinderrechten sowie nationalen Normen und Standards.

Unterziele:

  1. Die Aufnahmekapazitäten von 6 zivilgesellschaftlichen Kinderschutzzentren entsprechen nationalen Normen und Standards, die Unterbringungsbedingungen für Kinder sind nachhaltig verbessert, darunter insgesamt 240 Kinder während der Projektlaufzeit.
  2. Das Personal der 6 Zentren betreut und begleitet die aufgenommenen Kinder gemäß einem kinderrechtsbasierten Arbeitsansatz.
  3. Die Lebensfähigkeit der 6 Zentren ist nachhaltig gestärkt.
  4. Die dezentralisierten staatlichen Dienste und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen in den Projektgemeinden unterstützen die Arbeit der Zentren.

Projektmaßnahmen

6 Kinderschutzzentren in Togo werden für die Erfüllung nationaler Normen und Standards unterstützt. Dazu gehört u. a.

  • Die Renovierung/der Ausbau von derzeit gesundheitsschädlichen bzw. dysfunktionalen Räumlichkeiten, Spielbereichen und Sanitäranlagen in 6 ausgewählten Zentren.
  • Die Unterstützung der Einrichtungen für die Selbstversorgung und die Aufnahme bzw. Professionalisierung von Einkommen schaffenden Maßnahmen, sodass sie nachhaltig geführt und auch in Zukunft für die Grundbedürfnisse von Kindern in Not aufkommen können
  • Die Schulung und Begleitung der Zentren bei der Einführung eines kinderrechtsbasierten pädagogischen Konzepts und einer transparenten (Finanz-)Verwaltung.

Weitere Maßnahmen betreffen die Unterstützung/Vernetzung der Zentren in ihrem gesellschaftlichen und politischen Umfeld, darunter

  • Die Arbeit mit Medien (insbesondere Radioprogramme) und Informationsveranstaltungen zur Information der Bevölkerung über die Notwendigkeit der Arbeit der Zentren und ihren Unterstützungsbedarf sowie zur elterlichen Verantwortung
  • Die Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen in den Projektgemeinden, um die Stigmatisierung der Kinder aus den Zentren zu reduzieren
  • Netzwerkarbeit für einen Erfahrungsaustausch und gemeinsame Lobbyarbeit der Kinderschutzeinrichtungen gegenüber staatlichen Stellen
  • Die Arbeit mit lokalen, religiösen und traditionellen Führungspersonen sowie staatlichen Stellen (Sozialdienst, Richter(innen), Polizeistellen etc.) für eine Unterstützung bei der Wiedereingliederung von Kindern

Finanzierung und Laufzeit

Die Projektkosten belaufen sich auf 624.800 Euro und werden durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ),  Sternstunden e. V. (private Fördermittel) und Kinderrechte Afrika e. V. (Eigenmittel, d.h. Spenden) finanziert.

Die geplante Projektlaufzeit ist vom 15.11.2019 bis 15.01.2023.

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