Von U wie Unabhängigkeit bis V wie Viehhaltung
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Von U wie Unabhängigkeit bis V wie Viehhaltung
Unabhängigkeit
Das Jahr 1960 wurde zum „Afrikanischen Jahr“ gekürt. Nach jahrzehntelanger Fremdherrschaft durch die europäischen Kolonialmächte erlangten allein in diesem Jahr 17 afrikanische Staaten ihre Unabhängigkeit. Am 21. März 1990 erhielt Namibia, nach mehr als 100-jähriger Fremdbestimmung, als letztes afrikanisches Land seine Unabhängigkeit. Damit war die staatliche Unabhängigkeit eines ganzen Kontinents besiegelt. Viele Details zur Unabhängigkeit erfahren Sie hier.
Siehe auch: Kolonialismus, Widerstand
Universitäten
Dass Bildung für eine nachhaltige Entwicklung essenziellen Charakter hat, ist allseits bekannt. In Sachen Hochschulbildung ist Afrika deshalb auf dem Vormarsch. Dennoch muss noch einiges getan werden. Immer wieder werden Klagen laut über zu viele Studenten, die auf zu wenig Hochschullehrer verteilt sind, über unzureichende Ausstattung der Universitäten und über geringe Aussichten auf eine anschließend gut bezahlte Anstellung. Afrika hat mit dem Problem des sogenannten Braindrain zu kämpfen: Viele gehen schon während der Ausbildung oder nach Erlangung eines Hochschulabschlusses an einer afrikanischen Universität ins Ausland. Mit einer Hochschul-Offensive der Afrikanischen Union soll sich das nun ändern. Die Idee ist eine Pan-Afrikanische Universität, die in fünf Exzellenzzentren Doktoranden bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit unterstützt. In Nigeria soll ein Institut für Umweltwissenschaften entstehen, in Kenia eines für Grundlagenwissenschaften, Technologie und Innovation. In Kamerun entsteht das Zentrum für Politik- und Sozialwissenschaften, im südlichen Afrika wird das für Raumfahrt und in Algerien ein Institut für Wasser- und Energiewissenschaften errichtet. Gesamtziel: afrikanische Lösungen von Afrikanern in Afrika für Afrika zu entwickeln.
Erfahren Sie hier mehr Details über das Hochschulprojekt der Afrikanischen Union.
Siehe auch: Afrikanische Union, Bildung
Upcycling
Aus Resten und recycelten Abfällen werden sowohl in Deutschland als auch in einigen Ländern Afrikas neue Gegenstände, wie Spielzeug, Mode, Skulpturen oder Schmuck entworfen. „Upcycling“ ist in der Wegwerfgesellschaft Deutschland noch ein Randphänomen – in afrikanischen Ländern dagegen Alltag. Müll gibt es in Afrika im Überfluss, denn Plastikabfälle, Altglas und Metalle werden kaum industriell recycelt. Diese Materialien werden dann oft in neue originelle, nützliche und umweltfreundliche Produkte umgewandelt. Die Menschen arbeiten mit dem, was sie ohnehin vorhanden ist und verbrauchen bei der Produktion neuer Produkte weniger Energie, verringtern die Luft- und Wasserverschmutzung und die Traibhausgasemissionen. In Kitengela z.B., südlich von Nairobi, hat die deutsche Künstlerin Nani Crozi die bedeutenste Kunstglasproduktion in ganz Ostafrika aufgebaut, denn Altglas ist ein Rohstoff, der auch im Plastikzeitalter in Kenia genügend vorhanden ist. Tonnen von Altglas werden dort abgegeben, zerkleinert und in Glasöfen eingeschmolzen.
Urbanisierung
Seit 2008 lebt erstmals über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2030 wird diese Zahl auf fünf Milliarden anwachsen. In Afrika ist die Zunahme der Urbanisierung weltweit am höchsten. Lebten 1950 gerade einmal zehn Prozent der Gesamtbevölkerung in Städten, waren es 2010 schon knapp 40 Prozent. Mit der sogenannten Land-Stadt-Flucht wuchsen auch die Slums. 2007 lebten in Afrika südlich der Sahara bereits über 200 Millionen Menschen, also 62,2 Prozent der städtischen Bevölkerung, in sogenannten Armutsvierteln.
Viele Menschen in Afrika erhoffen sich Chancen von einem Leben in der Stadt. Städte sind die Zentren wirtschaftlicher Dynamik und Motor der Entwicklung und Modernisierung. Sie sind Innovationszentren und Anziehungspunkte für nationale und internationale Investitionen. Die Städte bewältigen in vielen Ländern Afrikas einen großen Anteil an der nationalen Wertschöpfung. Gründe für das Wachstum der Städte sind neben dem natürlichen Bevölkerungswachstum, Zuwanderungen aufgrund neuer Beschäftigungsmöglichkeiten und Verlust der landwirtschaftlichen Lebensgrundlage durch Landraub bzw. klimatische Veränderungen. Auch bewaffnete Konflikte in ihren Heimatgebieten zwingen Menschen, ihr Leben auf dem Land aufzugeben und in die Stadt zu flüchten.
Erfahren Sie auf der Seite der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung mehr über die Entwicklung der städtischen Bevölkerung in Afrika.
Vegetation
Von feucht bis trocken, von heiß bis bitterkalt – der afrikanische Kontinent bietet nahezu jeder Vegetationsform ein perfektes Zuhause. Seine Vielfalt innerhalb der Vegetationszonen reicht von der heißen trockenen Wüste über die verschiedenen Formen der Savanne bis hin zum üppigen und feuchten tropischen Regenwald. Entlang des Äquators erstreckt sich auf dem afrikanischen Kontinent das zweitgrößte Regenwaldgebiet der Welt: Im Kongo-Becken bedeckt der Urwald eine Fläche von 1,7 Millionen Quadratmeter. In dieser Region zieht besonders der Virunga-Nationalpark, der älteste Nationalpark Afrikas, sowohl unzählige Touristen als auch Naturschützer in seinen Bann. Auf den Staatsgebieten der DR Kongo, Ugandas und Rundas beheimatet der Park ca. 150 Berggorillas. Forscher schätzen, dass weltweit nur noch 700 Gorillas dieser vom Aussterben bedrohten Art existieren. Wie auch in anderen Teilen der Erde sind der Regenwald und damit seine Vielfalt der Flora und Fauna stark bedroht. Allein im Kongo-Becken wurden über 210.000 Quadratkilometer Fläche zur Abholzung freigegeben, da besonders auf dem europäischen Markt die wertvollen Hölzer aus Afrika sehr begehrt sind. Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace hat der zentralafrikanische Regenwald während der vergangenen Jahre rund zwei Drittel seines Bestandes verloren. Noch unberührte Waldflächen könnten schon in fünf bis zehn Jahren komplett verschwunden sein. Insbesondere in seiner Funktion zur Verbesserung des Weltklimas gilt es, den bereits geschwächten Regenwald zu schützen. Wiederaufforstung ist nur eine von vielen Möglichkeiten.
Erfahren Sie hier mehr über die grüne Lunge Afrikas und die Gefahren, die ihr drohen.
Siehe auch: Landwirtschaft, Sahara
Verschuldung
Verschuldung – Armut – Verschuldung – Armut … ein Teufelskreis? Ob aufgrund der Nachwirkungen des Kolonialismus, als Ergebnis verfehlter Entwicklungspolitik oder schicksalhafte Weltmarktentwicklung: Die Schuldenentwicklung der Länder südlich der Sahara steigt ins Unermessliche. Waren es 1979 noch 6,9 Milliarden US-Dollar Schulden, erklomm der Schuldenberg 1990 schon die 170-Milliarden-Marke. Heute beläuft sich die Last der Länder bereits auf über 300 Milliarden US-Dollar. Hohe Staatsschulden gehören zu den Ursachen anhaltender Armut. Ein großer Teil der Exporterlöse verpuffen in der Tilgung von Zinsen und Rückzahlungen. Durch die Abhängigkeit von fordernden Gläubigern sind verschuldete Länder sehr eingeschränkt in ihren politischen und sozialen Entscheidungen. Im Rahmen der Strukturanpassungsprogramme der 1980er-Jahre diktierten IWF und Weltbank zudem die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Entwicklungsländer. Die Entscheidungsabhängigkeit von anderen Institutionen mündete oftmals in Verarmung, Korruption und sozialer Destabilisierung der Länder. Die Versuche, das Schuldenproblem durch Umschuldung zu lösen, sind fehlgeschlagen. Auch die HIPC-Initiative für die ärmsten Länder (Highly Indebted Poor Countries) in Verbindung mit dem Armutsbekämpfungsprogramm PRSP (Poverty Reduction Strategy Paper) hat kaum positive Veränderungen mit sich gebracht. Um die Schuldenproblematik in den Griff zu bekommen, fordert das Bündnis Erlassjahr seit mehreren Jahren ein internationales Insolvenzrecht, auch FTAP (Fair and Transparent Arbitration Process) genannt. Ein internationales Schiedsgericht soll einen fairen und offenen Ausgleich zwischen Schuldnern und Gläubigern ermöglichen.
Siehe auch: Armut, Korruption, Millennium Development Goals
Viehhaltung
Die Viehzucht ist ein wichtiges Standbein für viele Bauern in Afrika. Besonders ausgeprägt ist die Wirtschaftsform der Viehzucht bei den Nomadenvölkern Afrikas, die ihre Subsistenz durch das Halten von Rindern und Ziegen sichern. Allein in Ostafrika leben 24 Millionen Menschen von der Viehwirtschaft. Ackerbau ist dort in vielen Regionen aufgrund der klimatischen Bedingungen nur in sehr begrenztem Umfang möglich, sodass Nutztiere wie Rinder, Ziegen, Schafe, Kamele und Hühner den Menschen geben, was sie zum Leben brauchen. Häufig bilden Milch, Eier und Fleisch bis zu 60 Prozent ihrer täglichen Nahrung. Darüber hinaus dienen Tiere als Arbeitskraft und haben eine hohe kulturelle Bedeutung. Erkranken die Tiere, sind Lebensgrundlage und Gesundheit der Menschen in Gefahr. Dennoch gibt es in vielen Ländern Ostafrikas keine tierärztliche Grundversorgung.
Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA