Deutscher Afrika Preis

13.12.2013: Der Deutsche Afrika Preis 2013 geht an Imam Dr. Muhammad Ashafa und Pastor Dr.James Wuye aus Kaduna, Nordnigeria.

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Deutscher Afrika Preis

Der Deutsche Afrika Preis 2013 geht an Imam Dr. Muhammad Ashafa und Pastor Dr.James Wuye aus Kaduna, Nordnigeria. Am 3. Juli fand die offizielle Bekanntgabe durch die Vertreterin der Bundesrepublik Deutschland, Botschafterin Janetzke Wenzel in der deutschen Botschaft in Abuja statt. Die beiden Geistlichen engagieren sich ohne Beispiel seit Mitte der 90iger Jahre für ein friedliches Miteinander der Menschen in der von ethnischen und religiösen Konflikten heimgesuchten Region. Waren sie zuvor Erzfeinde, setzten sie mit dem Aufbau des Interfaith Mediation Centre (IMC) den Grundstein für den Dialog für Toleranz und Respekt und gegen religiös motivierte Gewalt.
Für ihren Einsatz um Frieden und Versöhnung, wurden die beiden am 12. Dezember 2013 in Berlin mit dem Deutschen Afrika Preis geehrt.

James Wuye und Muhammad Ashafa wurden im nordnigerianischen Kaduna geboren. Christen und Muslime lebten dort bis zum letzten Viertel des 20. Jahrhunderts friedlich zusammen. In den 1980er Jahren jedoch verlieh die politische und wirtschaftliche Krise dem religiösen Fanatismus in Nigeria Auftrieb, und besonders in der Region Kaduna herrschte ein enormes Konfliktpotenzial. Die langanhaltenden Kämpfe um die politische Kontrolle der Stadt Kaduna und den gleichnamigen Bundesstaat forderten insgesamt zehntausende Tote.

Auch Wuye und Ashafa konnte man in der Vergangenheit als Todfeinde bezeichnen, da sie selbst als führende Aktivisten religiös motivierten militanten Jugendorganisationen angehörten. Noch zu Beginn der 1990er Jahre waren sie aktiv an den Kämpfen beteiligt. Die Folgen des Bürgerkrieges waren auch für sie persönlich immens. James Wuye selbst verlor eine Hand, enge Freunde und Verwandte kamen auf beiden Seiten ums Leben.

Doch wie kam es zu dem Sinnes- und Lebenswandel der heutigen Friedensstifter? Wie konnten sie den Hass überwinden und ihn in Freundschaft umkehren?

Im Mai 1995 begegneten sich Ashafa und Wuye erstmals. Ein gemeinsamer Bekannter forderte die beiden dazu auf Frieden zu schließen, obwohl dies zu diesem Zeitpunkt eine absurde Forderung war. Lange noch begleitete die beiden das Bedürfnis, Rache für die Taten der anderen Seite zu üben. Dennoch regte sie die Begegnung zum Nachdenken an. Dies zeigte sich auch in den Gebeten und Predigten in ihren Gemeinden, bei denen sie schließlich zu Frieden aufriefen. Die Beziehung zwischen den beiden festigte sich allmählich und das Vertrauen wuchs, jedoch mussten sie sich vor ihren Anhängern immer wieder rechtfertigen.

Dass interreligiöser Frieden aber möglich ist, bewiesen die beiden im Jahr 1995 durch die Gründung des „Interfaith Mediation Centre“. Das Zentrum hat zum Ziel religiöse Grundwerte wie Liebe, Respekt, Fürsorge, Vergebung und Verantwortung zu vermitteln, und so Konflikte zu lösen und ihnen vorzubeugen. Sie bringen dadurch Christen und Muslime ins Gespräch. Konkret vermitteln sie pädagogische Konzepte oder leiten Seminare zu Gewaltfreiheit und zur Anerkennung und Akzeptanz des Anderen in Dörfern, Städten und an Universitäten.

Die Arbeit des „Interfaith Mediation Centre“ (IMC) wurde in den vergangenen 18 Jahren kontinuierlich auf die Regionen Kano, Plateau und Taraba ausgeweitet. Ein großer Erfolg gelang Ashafa und Wuye in den Jahren 2000 bis 2003, als sie 22 religiöse Führer dazu brachten, die Kaduna-Friedenserklärung zu unterzeichnen.

Ihre Arbeit überschreitet dabei nicht nur thematische, sondern auch Ländergrenzen. Teams von Pastoren und Imamen reisen durch Krisengebiete, um zerstrittene Gemeinden in Form von Dialogen zu versöhnen. Ein Beispiel ist die friedliche Aussöhnung in einer kenianischen Gemeinde, wo die beiden die verfeindeten Kikuyu und Kalinjins an einen Tisch brachten.

Mittlerweile sind Ashafa und Wuye mit ihrem „Interfaith Mediation Center“ auch medial präsent. Sie haben ein eigenes Radio- und Fernsehprogramm, und veröffentlichten das Buch „Der Pastor und der Imam“, in dem die Entstehung des Projekts und die persönliche Geschichte dahinter im Fokus steht. Das Werk der diesjährigen Preisträger orientiert sich an dem Gedanken, dass der Glaube das kraftvollste und zugleich einfühlsamste Instrument ist, um die Gesellschaft zu einer friedlichen Transformation zu bewegen. Ihre persönlichen Erfahrungen dienen ihnen dabei stets als Mahnmal und Inspiration. Ihre heutige Beziehung beschreiben Wuye und Ashafa mit einer passenden Metapher und einem Augenzwinkern: „Wir sind wie Eheleute, die sich nicht scheiden lassen, weil sonst die Kinder leiden würden.“ Wir gratulieren den Preisträgern des Deutschen Afrika-Preises 2013, Muhammad Ashafa und James Wuye, zu ihrem außergewöhnlichen, unermüdlichen, und mutigen Einsatz um ein friedliches Miteinander der Religionsgemeinschaften!

 

Der Deutsche Afrika Preis wird seit 1993 von der Deutschen Afrika Stiftung e.V. an herausragende Persönlichkeiten aus Afrika verliehen, die sich in besonderer Art und
Weise für Frieden, Demokratie, Menschenrechte, Entwicklung und Kultur auf dem Kontinent verdient gemacht haben.

Mehr Informationen dazu finden Sie auf hier.

Bild: Deutsche Afrika Stiftung