Friedensaktivisten des Monats: Dialogquartett Tunesien

28.05.2016: Das Nationale Dialogquartett hat sich unermüdlich für den Friedensprozess in Tunesien eingesetzt und wurde dafür im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Der so genannte „Arabische Frühling“ der die Aufstände und Revolutionen in Ländern wie Tunesien, Libyen oder Ägypten in den Jahren 2010 und 2011 beschreibt, hatte seinen Anfang in Tunesien. Anders als in anderen Ländern hat es Tunesien geschafft, den Übergang zur Demokratie zu meistern und eine moderne Verfassung zu verankern. Zu diesem relativ friedlichen Übergang hat das sogenannte Nationale Dialogquartett großes beigetragen und wurde dafür 2015 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Das Quartett setzte sich zusammen aus Wided Bouchamaoui vom Arbeitgeberverband UTICA, Houcine Abassi vom Gewerkschaftsbund UGTT sowie Abdessattar Ben Moussa und Mohamed Fadhel Mahmoud.

Einsatz für Dialog und Frieden

Die vier Mitglieder des Nationalen Dialogquartett wurden von dem Nobelpreiskomitee für ihren Verdienst um ein pluralistisches Tunesien ausgezeichnet. Nach dem Sturz von Tunesiens langjährigem Machthaber Zine el-Abidine Ben Ali stand die politische Ordnung in dem nordafrikanischen Land auf der Kippe. Der Einsatz von zivilgesellschaftlichen Akteuren, wie dem Nationalen Dialogquartett hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Frieden in dem Land gewährleistet werden können. Ihre Arbeit wurde im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, und war der erste Nobelpreis, der bisher an das nordafrikanische Land ging.

Nach der Revolution galt das Land als tief gespalten, die Arbeitslosigkeit und Inflation schossen in die Höhe und immer wieder kam es zu Menschenrechtsverletzungen. In genau diesem Klima schlossen sich die Allgemeine Tunesische Arbeiter-Union (UGTT), der Tunesische Industrie-, Handels- und Handwerksverbdand (UTICA), die Tunesische Liga für Menschenrechte (LTDH) und der Tunesische Anwaltsverband zusammen, um den Dialog zu fördern und einen friedlichen Übergang zur Demokratie zu erreichen. Die vier Organisationen repräsentieren verschiedenste Sektoren der Gesellschaft.

Seit Sommer 2013 trafen sich die unterschiedlichen Akteure und kamen an einem Tisch zusammen. Über Monate vermittelte das Nationale Dialogquartett zwischen Regierung und Opposition. Durch den Einsatz der Gruppe gelang es vor allem die vorher zerstrittenen, unterschiedlichen linken Gruppen zusammenzuführen und eine neue demokratische Allianz zu schließen, die als Gegengewicht zu islamistischen Gruppen gilt.

Wichtiges Zeichen

Die Vereinten Nationen werteten die Vergabe des Friedensnobelpreises an das Dialogquartett als wichtiges Signal. „Wir brauchen die Zivilgesellschaft, um den Friedensprozess voranzutreiben“, so ein Sprecher in Genf und bezeichnete die Arbeit des Quartetts als ein „brillantes Beispiel“. Des Weiteren zeige der Erfolg des Quartetts, was für einen wichtigen Platz Nichtregierungsorganisationen und die Zivilgesellschaft im politischen Leben Tunesiens spielten, so der tunesische Historiker Habib Kazdaghli. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte die Wahl des Nobelpreiskomitees: Die Preisvergabe sei eine exzellente Entscheidung und sie habe großen Respekt vor der Leistung der Preisträger. Houcine Abassi vom Gewerkschaftsbund UGTT wurde im vergangenen Jahr außerdem von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Deutschen Afrika-Preis für seinen Einsatz im Friedensprozess Tunesiens ausgezeichnet.

Weitere Informationen zu dem Nationalen Dialogquartett.

Foto: Besuch des Quartetts der Tunesischen Friedensnobelpreisträger in Wien, Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, CC BY 2.0

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