Gestern forderte unsere Mitgliedsorganisation World Vision anlässlich des internationalen Weltfriedenstags den Fokus der Post-2015-Ziele verstärkt auf Frieden und Kinder zu legen. World Vision weist darauf hin, dass es noch erhebliche Lücken in Bezug auf die Erreichung der MDG-Ziele gibt. Besonders dramatisch ist die Situation in Konflikt- und Krisenregionen, den sogenannten fragilen Staaten. Hier wird keines der MDG-Ziele auch nur annähernd erreicht. 22 von 34 Ländern, die die Millenniumsentwicklungsziele nicht erreicht haben, sind Konfliktländer. Armut ist eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Konflikten. In einem Land mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 250 US-Dollar liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Konflikt ausbricht bei 15%. In einem Land mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 5000 US-Dollar beträgt die Wahrscheinlichkeit weniger als 1%. „Darum fordern wir als Kinderhilfswerk eine neue vorausschauende Friedenspolitik, die Eingang in die Post-2015-Ziele haben muss und Fokus auf präventive Maßnahmen zur Verhinderung von Konflikten legt“, so Ekkehard Forberg, Experte für Friedensförderung bei World Vision. "Deutschland und die EU könnten hierbei Vorreiter sein.“ Ein Paradigmenwechsel ist angesichts der vielen Konflikte und hohen Flüchtlingszahlen auch auf internationaler Ebene dringend nötig. Vorausschauende Friedenspolitik bedeutet unter anderem, dass Länder, die es betrifft, rechtzeitig Strukturen und Institutionen zur Konfliktbearbeitung aufbauen. Außerdem muss erheblich mehr in Frieden fördernde Maßnahmen investiert werden. World Vision fordert daher von der deutschen Bundesregierung eine Anhebung des Friedens-Budgets auf das Niveau des Verteidigungshaushalts. „In den Post-2015-Zielen ist mit dem Ziel 16 das Thema Frieden vertreten, aber es muss gewährleistet sein, dass die Zivilgesellschaft angemessen involviert wird,“ so Forberg. World Vision empfiehlt zudem den Aufbau von Frühwarnzentren, einen Pool von schnell entsendefähigen Zivilexperten und erfahrenen Mediationsteams, die in der Lage sind, zwischen Konfliktparteien in einem frühen Stadium zu vermitteln. Laut Heidelberger Konfliktbarometer nehmen gewaltsam ausgetragene Konflikte seit 2010 wieder zu, die meisten davon in Afrika. In fragilen Staaten sind Menschen doppelt so oft unterernährt und die Armutsrate liegt um 20% höher, als in anderen Ländern. Mehr als 500 Millionen Kinder leben in diesen Regionen und etwa 70% der Kindersterblichkeit findet in diesen Ländern statt. Ein Kind, das in einem fragilen Staat geboren wird, ist doppelt so stark bedroht, vor seinem 5 Geburtstag zu sterben, wie ein Kind in einem stabilen Entwicklungsland. „Künftig muss die Situation der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, nämlich der Kinder in fragilen und Konfliktländern, als Maßstab für die Erreichung von Entwicklungszielen dienen“, so Marwin Meier, Gesundheitsexperte. „Durchschnittswerte, wie sie bisher erhoben wurden, sind nicht hilfreich, da sie das Gesamtbild verwässern und nicht die Situation der Ärmsten der Armen erfassen.“ Schon seit einigen Jahren unterstützt World Vision in den langfristig angelegten Projekten Kinderparlamente und Kinderclubs. Dort werden Kinder über ihre Rechte aufgeklärt und ermutigt, diese auch durchzusetzen. Auch werden sie geschult, Konflikte auf friedliche Weise zu lösen. World Vision hat sich in der Vergangenheit in betroffenen Ländern immer wieder bemüht, Friedensgespräche zwischen rivalisierenden Parteien herbei zu führen. Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie hier. Foto: World Vision