Kleinkredite schaffen Zukunft

Frauenspargruppen schaffen Einkommen und befreien Frauen und ihre Familien aus der Armut.

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Quaeker Hilfe-Stiftung: Frauenspargruppen._©Quäker-Hilfe-Stiftung

Kleinkredite schaffen Zukunft

15.03.2012 – „Rehema“ ist ein afrikanischer Mädchenname und bedeutet „Mitleid, Erbarmen, aber auch Segen und Gnade“. Diesen Namen gab sich eine Gruppe älterer Frauen in der Nähe von Kaimosi, im Nord-Osten Kenias, wo die Quäker-Hilfe Stiftung ihr Kleinkredit-Projekt umsetzt. Verwitwet oder verlassen und vereinsamt waren die Frauen völlig auf die Hilfe und Barmherzigkeit der Dorfgemeinschaft angewiesen.

Die Frauen fühlten sich nur noch als Last für die anderen. Einige von ihnen wurden depressiv und isolierten sich immer mehr von den anderen. Doch im vergangenen Jahr nahm ihr Leben dann eine unerwartete Wende. Das Quäker-Projekt, gefördert von der Quäker-Hilfe Stiftung, Mitgliedsorganisation von GEMEINSAM FÜR AFRIKA, startete ein Programm für ältere Menschen, die von sozialer Isolation und Armut bedroht sind. So gründete sich in der Region die erste Frauengruppe und nannte sich „Rehema“.

Das Hilfsprogramm der Quäker bietet den Frauen Basiskurse in ökologischem Gemüseanbau, Hygiene und Ernährung. Außerdem erhält jede Gruppe nach Möglichkeit eine trächtige Kuh. Die Mitglieder entscheiden dann gemeinsam über den Ankauf von Saatgut oder über den Verkauf der Erträge, der Milch und über die Verteilung von Krediten. Dankbar und selbstbewusst blicken die Frauen der Gruppe „Rehema“ auf ihr erstes Jahr zurück: „Wir leben nicht mehr von Almosen! Heute sind wir selbstständig und können dem Dorf sogar etwas zurückgeben!“

Durch das Projekt lernten die Frauen auch, sich in erfolgreichen Spar- und Kreditgruppen zu organisieren. „Jede von uns zahlt monatlich ein paar Schillinge ein. In der Gruppe entscheiden wir dann, ob wir gemeinsam Pflanzen oder Jungtiere kaufen oder ob wir einer Frau einen Kredit geben“, erzählt die Gruppensprecherin. „Wir haben viel gelernt, aber vor allem wissen wir jetzt, dass wir gemeinsam stärker sind als vorher jede einzelne für sich allein!“

Das Kleinkreditprogramm richtet sich vor allem an Frauen, weil sie sehr verantwortungsvoll mit Geld umgehen. „Wir wollen ja, dass die Kredite zurückgezahlt werden und weiteren bedürftigen Frauen zur Verfügung stehen“, erklärt Aggrey Mugasia, der Projektleiter. „Deshalb schulen wir in erster Linie Frauen, weil sie in der Regel zuverlässiger und verantwortungsbewusster als die Männer sind. 93 Prozent der Kredite werden ordnungsgemäß getilgt.“

In den afrikanischen Kulturen hat ein positives Altersbild eine lange Tradition. Doch das traditionelle Senioritätsprinzip hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Insbesondere die Migration von jungen Menschen in die Städte, aber auch die Krankheit AIDS haben die Großfamilie als sichere Versorgungsinstanz für ältere und alte Menschen zunehmend aufgelöst.

Gerade ältere Menschen in den ländlichen Regionen Afrikas werden in den Projekten vieler Hilfsorganisationen wenig berücksichtigt. Da so gut wie kein sozialstaatliches Rentensystem in den afrikanischen Ländern existiert, geraten immer mehr ältere Menschen in die absolute Verarmung und sind so einer zunehmenden gesellschaftlichen Isolation ausgeliefert.

Das Projekt der Quäker im Nordosten Kenias will ein Zeichen setzen und ältere Menschen über die Hilfe zur Selbsthilfe stärker zurück in ihre Gesellschaft bringen und ihnen helfen, ihre Armut zu überwinden. Gleichzeitig müssen aber auch Fragen zum Thema alte Menschen in der Entwicklungszusammenarbeit stärker in den Fokus der Armutsbekämpfung gerückt werden.