Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute. Ende 2014 waren knapp 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr zuvor 51,2 Millionen Menschen, vor zehn Jahren 37,5 Millionen Menschen. Die Steigerung von 2013 auf 2014 war die höchste, die jemals im Laufe eines Jahres von UNHCR dokumentiert wurde.
Der massive Anstieg wurde vor allem durch den Krieg in Syrien verursacht. 7,6 Millionen Syrer sind Binnenvertriebene, Flüchtlinge im eigenen Land, und knapp 3,9 Millionen suchten Schutz in den Nachbarländern. Auch die Zahlen aus dem Irak sind alarmierend. Dort wurden 3,6 Millionen Menschen zu Binnenvertriebenen.
Aber auch in vielen anderen Ländern kam es zu tausendfachem Flüchtlingselend – der Südsudan, die Zentralafrikanische Republik und die Ukraine sind dramatische Beispiele. In keinem dieser Länder wurden die Probleme zwischenzeitlich gelöst, nur wenige Flüchtlinge konnten heimkehren.
Ein Beispiel hierfür ist das Langzeitkrisenland Südsudan. Seit Ende 2013 sind mehr als 550.000 Südsudanesen in die Nachbarländer Uganda, Äthiopien, Kenia und Sudan geflüchtet. Ungefähr 1,5 Millionen Südsudanesen sind Binnenvertriebene. Die Menschen flüchten nicht nur vor der Gewalt, sondern auch, weil sie hungern: Etwa 3,8 Millionen, ungefähr ein Drittel der südsudanesischen Bevölkerung, haben nicht genug zu essen. Im Südsudan sind erst zehn Prozent der Geldmittel eingetroffen, die UNHCR und seine 39 Partner für die Unterstützung südsudanesischer Flüchtlinge benötigt. Um Abhilfe zu schaffen, hat die UNO-Flüchtlingshilfe in diesem Jahr bislang eine Million Euro für die Südsudan-Hilfe zur Verfügung gestellt.
Die meisten Flüchtlinge in armen Ländern
Selbst in Zeiten stark ansteigender Zahlen sind Flüchtlinge global sehr ungleich verteilt. Reichere Länder nehmen weit weniger Flüchtlinge auf als weniger reiche. Knapp neun von zehn Flüchtlingen (86 Prozent) befanden sich 2014 in Ländern, die als wirtschaftlich weniger entwickelt gelten. Ein Viertel aller Flüchtlinge war in Staaten, die auf der UN-Liste der am wenigsten entwickelten Länder zu finden sind.
UN-Flüchtlingskommissar António Guterres mahnt deshalb: „In einer Zeit der beispiellosen Massenflucht und -vertreibung brauchen wir eine ebenso beispiellose humanitäre Unterstützung und ein erneuertes globales Bekenntnis zu Toleranz und Schutz für Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung.“
Hier sind einige der Fakten aus dem UNHCR-Report:
- Ende 2014 waren 59,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Dies ist die höchste Zahl, die jemals von UNHCR verzeichnet wurde.
- Wären alle Menschen auf der Flucht Bürgerinnen und Bürger eines einzigen Landes, wäre dies die 24.-größte Nation der Welt.
- 2014 flohen im Durchschnitt pro Tag 42.500 Menschen.
- Einer von 122 Menschen ist entweder Flüchtling oder Binnenvertriebener.
- 50 Prozent der Flüchtlinge weltweit sind Kinder.
- 2014 konnten nur 126.800 Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren – die niedrigste Anzahl seit 31 Jahren.
- 9 von 10 Flüchtlingen (86%) leben in Entwicklungsländern.
- Die Türkei ist das Land, das weltweit die meisten Flüchtlinge (15,9 Millionen – Ende 2014) aufgenommen hat.
Den kompletten Report „World on War“ des UNHCR können Sie hier herunterladen.
Video des UNHCR:
Weitere Informationen zum ´Thema finden Sie auch auf der Website der UNO-Flüchtlingshilfe.
Bild: CARE Deutschland-Luxemburg