Verkausstop für E10?
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Verkausstop für E10?
GEMEINSAM FÜR AFRIKA begrüßt angesichts von Ernteausfällen, steigenden Nahrungsmittelpreisen und Nahrungsmittelknappheit die Ausweitung der Diskussion um den Verkaufsstop für Biopsprit E10.
Dieser wird hierzulande derzeit stark diskutiert. Entwicklungsminister Dirk Niebel hält dabei an seiner Forderung nach einem Verkaufsstop für Biosprit E10 fest und wird dabei von Entwicklungs-, Umwelt- und Verbraucherorganisationen unterstützt. So begrüßten beispielsweise Oxfam und Fian den Vorschlag gegenüber der taz. „Ein kurzfristiger Stopp wäre durchaus sinnvoll“, sagt Marita Wiggerthale, Agrarexpertin der Entwicklungsorganisation Oxfam. Allerdings nur, wenn er damit verbunden sei, sich generell von dem Biosprit zu verabschieden. “ Wir haben hier ein strukturelles Problem“, sagt Wiggerthale. Der explosive Anstieg der Lebensmittelpreise habe seine Ursache in Rohstoffspekulationen und der Nachfrage nach Energiepflanzen.
Das Problem werde sich verschärfen, sagt ihr Kollege Roman Herre von Fian, schließlich nehme auch die Konkurrenz um Agrarprodukte zu. Francisco Mari vom EED erklärte „Die Idee, den Verkauf von E10 zu stoppen, ist richtig.“ Denn dadurch werde der Druck auf die Agrarpreise reduziert. Eher skeptisch äußerte sich dagegen die Welthungerhilfe gegenüber der Frankfurter Rundschau. „Die Forderung Dirk Niebels zu einem Verbot von E10 hilft kurzfristig keinem Hungernden in der Welt“, erklärt Pressesprecher Marc Groß. „Wir begrüßen, dass jetzt eine Diskussion angestoßen wurde, aber das Problem Hunger ist so komplex und hängt von so vielen Faktoren ab, da ist E10 nur ein kleines Problem“.
Positiv äußerten sich auch Umweltorganisationen. „Wir haben E10 schon immer kritisch gesehen“, sagte BUND-Sprecher Rüdiger Rosenthal gegenüber der Süddeutschen Zeitung. „Die darin enthaltene erhöhte Beimischung von Bioethanol ist nicht nur klimapolitisch fragwürdig, sondern verschärft auch die Konkurrenz zwischen Tank und Teller.“ Bezüglich des Zusammenhangs zwischen Biosprit und Hunger erklärt der Greenpeace-Fachmann Martin Hofstetter, das Problem solle nicht allein aus deutscher Sicht beurteilt werden. „Wir müssen schon jetzt die Hälfte unseres Bedarfs an Bioethanol importieren. Welche Folgen das für die Herkunftsländer hat, überblicken wir doch gar nicht.“ Sorge bereitet Hofstetter vor allem, dass die weltweiten Getreidevorräte kontinuierlich sinken. „Befanden sich 2010 noch 175 Millionen Tonnen Getreide in den Lagern, sind es momentan nur noch 105 Millionen.“ Wenn man sich gleichzeitig vor Augen halte, dass jährlich weltweit 150 Millionen Tonnen Getreide zu Bioethanol verarbeitet werden, könne man „den Zusammenhang zwischen Biosprit und Hunger kaum ernsthaft bestreiten“. Mehr zum Thema Biosprit und Hunger erfahren Sie hier.
Infomieren Sie sich weiter zur Diskussion um den Verkaufsstopp von E10. Fragen und Antworten rund um das Thema steigende Lebensmittelpreise können Sie hier nachlesen.
Bild: eXtension Farm Energy CC BY-SA 2.0