Weltbank: Wer profitiert vom Internet

18.01.2016: Ein neuer Bericht der Weltbank zeigt, dass die sogenannte digitale Revolution nicht unbedingt auch eine politisch-gesellschaftliche Revolution nach sich zieht.

Laut dem Bericht hätte das Internet die vorherrschenden Machtverhältnisse nicht grundlegend verändert – auch wenn es positive Entwicklungen gibt. Obwohl sich das Internet weltweit ausbreiten würde, schaffe es gleichzeitig neue Ungleichheiten, beziehungsweise stärke es alte, da das Tempo der Digitalisierung sehr ungleich wäre, so der Bericht der Weltbank.

Vorherrschende Machtverhältnisse verstärkt

Anders als viele Experten gehofft und erwartet haben, hat das Internet in den vergangenen Jahren bestehende Machtverhältnisse auf der Welt eher gestärkt als sie zu revolutionieren. Diejenigen, die bereits einen guten Zugang zu Bildung haben und in einem wirtschaftlich starken Land wohnen, konnten ihre Position noch weiter verbessern. Doch 60 Prozent der Weltbevölkerung, rund vier Milliarden Menschen, haben noch immer keinen Zugang zum Internet. Vor allem westliche Länder profitieren von dem Internet – rund 85 Prozent der von Google übermittelten Informationen stammen aus Europa, Kanada und den USA. In wirtschaftlich schwächeren Ländern sei die Wirkung der digitalen Revolution weitaus geringer als noch vor einigen Jahren erhofft, so der Bericht der Weltbank.

Weltbank-Chefökonom Kaushik Basu warnt davor, dass sich eine neue sozial benachteiligte Klasse entwickeln könnte.

Afrika: noch immer unzureichender Internet Zugang

Auch auf dem afrikanischen Kontinent hinkt die Digitalisierung im Vergleich zu anderen Regionen der Welt hinterher. Die reichsten 60 Prozent haben dort eine rund dreimal höhere Wahrscheinlichkeit Zugang zum Internet zu haben als die restlichen 40 Prozent. Menschen in urbanen Regionen haben zweimal so viel Zugang wie diejenigen, die in ländlichen Gebieten leben.

Das Fallbeispiel Afrika zeigt allerdings auch das Potenzial des Internets: Die Produktivität von Firmen in Afrika, die das Internet nutzen, ist fast viermal so hoch als bei Unternehmen, die das nicht tun.

Chancen müssen noch mehr genutzt werden

Laut dem Bericht würden die Chancen des Internets in vielen Entwicklungsländern noch immer nicht vollständig ausgeschöpft werden. Im Vorwort des Berichts lobt Weltbank-Präsident Jim Jong Kim zum Beispiel das kenianische Online-Zahlungstool M-Pesa. Das mobile Zahlungssystem habe es geschafft, die Kosten von Überweisungen in dem ostafrikanischen Land um rund 90 Prozent zu senken. Auch für viele Frauen stelle das Internet eine Chance dar, noch mehr am Wirtschaftsleben teilzuhaben, so Kim weiter. Genau diese Potenziale des Internets müssten in Zukunft mehr genutzt werden, um die Vorteile, die die Digitalisierung mit sich bringt weiter auszuschöpfen.

Online Aktivitäten müssen mit offline Entwicklungen einhergehen

Der Weltbank-Bericht betont außerdem, wie wichtig es sei, dass die Entwicklung des Internets auch mit der Förderung anderer Bereiche einhergehe. 40 Prozent der Weltbevölkerung können noch immer nicht lesen und schreiben und sind somit auch von den Vorteilen einer fortschreitenden Digitalisierung ausgeschlossen. Um die Potenziale der digitalen Revolution ausschöpfen zu können, müsse man auch in Bildung und Fortbildung investieren.

Das Internet könne nur dann einen wirklichen wirtschaftlichen Umschwung mit sich bringen, wenn ein günstiges Geschäftsklima, bessere Bildungschancen und gute Regierungsführung miteinander vereint werden würden, denn sie bilden die Basis für ein nachhaltiges und langfristiges Wirtschaftswachstum. Ein wichtiger Schritt zur Erreichung dieses Zieles sei es, das Internet universell, offen und sicher zu verbreiten.

Den ganzen Bericht der Weltbank finden Sie hier.

Foto: Internet, CC BY-SA 1.0

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