Mehr Aufmerksamkeit für den Globalen Süden

Gemeinsam für Afrika unterzeichnet Positionspapier: Mehr Aufmerksamkeit für den Globalen Süden in den Medien.

Berlin – 16. September 2025

Gemeinsam für Afrika hat gemeinsam mit über 1.300 Personen aus Wissenschaft und Medien sowie rund 150 Institutionen und NGOs das Positionspapier „Die übersehene Welt. Der Globale Süden in deutschsprachigen Medien“ unterzeichnet, das die dramatische Vernachlässigung des sog. Globalen Südens in den deutschsprachigen Medien und in der Politik kritisiert.

Initiiert wurde das Papier von Dr. Ladislaus Ludescher, Kulturwissenschaftler an den Universitäten Heidelberg und Frankfurt am Main, der seit Jahren zur Auslandsberichterstattung forscht.

Kernkritik: 85 Prozent der Welt – aber nur 10 Prozent der Berichterstattung

Führende deutschsprachige Medien berichten in nur etwa 10 Prozent ihrer Beiträge über Länder des Globalen Südens – obwohl dort rund 85 Prozent der Weltbevölkerung leben. Selbst fundamentale Ereignisse wie die Hungersnot 2011 in Somalia, der Bürgerkrieg im Jemen oder der Tigray-Konflikt in Äthiopien sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz medial nahezu unsichtbar geblieben. Stattdessen dominieren in den ohnehin seltenen Berichten negative Stereotype.

Forderungen an Medien und Politik

Die Forderung: Eine ausgewogenere Berichterstattung, die auch positive Entwicklungen berücksichtigt und damit eurozentrische Verzerrungen abbaut. Insbesondere die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz sollten ihrem gesetzlichen Auftrag zur internationalen Berichterstattung besser nachkommen. Denn derzeit fließen nur etwa vier bis fünf Prozent des jährlichen Gesamtbudgets von über 10 Mrd. Euro von ARD und ZDF in Informationsangebote (Nachrichten, Auslandsberichterstattungen, politische und kulturelle Magazine sowie dokumentarische Formate in TV und Radio). Davon entfällt wiederum nur ein Bruchteil auf die Länder des Globalen Südens. Zum Vergleich: Allein die Sportberichterstattung verschlingt knapp 10 Prozent der Beitragseinnahmen.

Warum ist das wichtig?

Die Vernachlässigung des Globalen Südens ist nicht nur ein mediales Problem, sondern hat auch politische und gesellschaftliche Folgen.

Wenn 85 Prozent der Weltbevölkerung in den Medien kaum vorkommen, fehlen wichtige Perspektiven in der öffentlichen Debatte. Das führt dazu, dass globale Zusammenhänge – etwa bei Hunger, Klima, Gesundheit oder Migration – nicht verstanden und politisch nicht rechtzeitig berücksichtigt werden.

Zudem entstehen gefährliche Wahrnehmungslücken: Staaten des Globalen Südens werden in der Berichterstattung oft nur dann sichtbar, wenn westliche Interessen unmittelbar betroffen sind. Dadurch wird ein verzerrtes Bild erzeugt, das Stereotype verstärkt und den Blick auf Chancen, positive Entwicklungen und Eigenständigkeit dieser Regionen verstellt.

Wer den Globalen Süden medial ignoriert, riskiert nicht nur, humanitäre Krisen zu übersehen, sondern auch, dass autoritäre oder antidemokratische Kräfte in das entstandene Vakuum stoßen und Einfluss gewinnen.

"In einer sich zunehmend globalisierenden Welt kann es sich der Globale Norden nicht leisten, eine Mauer des medialen Desinteresses aufrecht zu erhalten […]."

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