In Addis Abeba, Äthiopien, wurde im August 2018 das erste Müllverbrennungskraftwerk - mit dem klangvollem Namen "Reppie" - in Betrieb genommen und das aus gutem Grund, denn die immer größer werdenden Müllkippen, in denen der Abfall gar nicht weiter behandelt wird, nehmen nicht nur zunehmend Platz weg, sondern sind zudem auch gefährlich für die vor Ort lebende Bevölkerung. Äthiopiens größte Müllhalde "Koshe" dient seit fast fünfzig Jahren als Sammelbecken für jeglichen Abfall der Millionenmetropole. Zudem war sie lange Zeit Zufluchts- und Wohnort für Hunderte Menschen. Das Sammeln, Aufbereiten und Weiterverkaufen von Müll gehörte zur täglichen Routine. 2017 starben jedoch mehr als 60 Menschen, nachdem es zu einem Erdrutsch auf der Müllhalde kam. Auch dieses traurige Ereignis trug dazu bei, dass die Abfallwirtschaft im ganzen Land revolutioniert werden sollte. Reppie macht nun den Anfang. Das Reppie-Projekt - Bau einer Müllverbrennungsanlage Es soll mehr Fläche für die Stadtentwicklung entstehen. Denn die Müllkippe, die eine Fläche von 36 Fußballfeldern besitzt, drohte immer größer zu werden. Durch die Verbrennungsanlage Reppie, die direkt neben der größten Müllhalde Koshe gebaut wurde, kann die Vergrößerung gestoppt werden. Reppie ist Teil der “Climate Resilient Green Economy” der äthiopischen Regierung, einer im November 2011 gestarteten 150-Milliarden-Dollar-Strategie mit den Zielen, die Treibhausgasemissionen konstant zu halten und Äthiopien bis zum Jahr 2025 zu einer Wirtschaft mit mittlerem Einkommen zu machen. Äthiopiens stellvertretender Repräsentant, Zerubabel Getachew, sagte bei den Vereinten Nationen in Nairobi im letzten Jahr: „Das Reppie-Projekt ist nur ein Bauteil der umfassenden Strategie Äthiopiens zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung und zur Einbeziehung erneuerbarer Energien in allen Wirtschaftssektoren. Wir hoffen, dass Reppie als Vorbild für andere Länder in der Region und auf der ganzen Welt dienen wird.” Addis Abeba profitiert von Stromproduktion Nicht nur Müll soll vernichtet werden, auch ist das Kraftwerk an die öffentliche Stromversorgung von Addis Abeba angeschlossen. Durch die Verbrennung des Mülls in der Brennkammer entsteht Wärme, die zum Kochen von Wasser verwendet wird und bis zur Verdampfung führt. Durch den Dampf wird ein Turbinengenerator angetrieben, der wiederum Elektrizität erzeugt. Bei vollem Betrieb sollen täglich 1.400 Tonnen Müll verbrannt werden – dadurch werden circa 30 Prozent des Elektrizitätsbedarf der Stadt gedeckt. Durch die Verbrennungsanlage wird nicht nur der Methanausstoß reduziert, der durch riesige Müllhalden entstehet, sondern auch weniger CO2 gelangt bei der Stromproduktion in die Atmosphäre. Europäische Standards und neue Arbeitsplätze Die Anlage Reppie entspricht modernsten europäischen Standards und wurde in Zusammenarbeit mit dem „United Nations Environment Program (UNEP)“ errichtet. Der Müll wird nicht einfach verbrannt, sondern die durch die Verbrennung entstehenden Gase werden ebenso nachbehandelt. So gelangen weniger Schwermetalle und Feinstaubartikel in die Luft. Die Anlage trägt somit zur Verringerung der Luftverschmutzung bei und arbeitet innerhalb der Emissionsnormen der Europäischen Union. Auch schafft die Müllverbrennungsanlage hunderte neuer Jobs für diejenigen, die zuvor auf der Müllkippe ihren Alltag verbachten. Ein großer Teil der Arbeiter*innen ist somit mit der Arbeit auf der Müllkippe sehr gut vertraut. Eröffnung der Anlage Am 19. August 2018 wurde die Anlage Reppie in Betrieb genommen. Bei der Eröffnungsveranstaltung sagte der äthiopische Präsident Mulatu Teshome, dass Investitionen in Energieprojekt entscheidend sind, wenn Äthiopien das Ziel bis 2025 erreichen will: „Äthiopien hat viel in Wasserkraft, Geothermie, Windenergie, Solarenergie und jetzt auch in Biomasse investiert, um den produzierenden Sektor mit sauberer, erneuerbarer Energie zu versorgen.” Die Themen Müll, Müllvermeidung und Ressourcenverbrauch werden in unseren Unterrichtsmaterialien aufgebarbeitet. Wir bieten dieses Unterrichtsmaterial für Grundschulen als auch für die Sekundarstufe I und II an. Quelle & Fotos: Campridge-Industries Ltd.