Bildung für Mädchen im Südsudan – Herausforderungen und Hoffnung

Im Südsudan kämpfen Mädchen mit sehr niedrigen Bildungsraten. Weniger als ein Prozent schließen die Grundschule ab. Initiativen wie die Organisation Crown The Woman setzen sich für die Verbesserung der Bildungschancen von Mädchen ein.

Der Südsudan, seit seiner Unabhängigkeit 2011 das jüngste Land der Welt, kämpft mit einer der höchsten Analphabetisierungsraten weltweit. Besonders besorgniserregend ist die Situation für Mädchen, die im weltweiten Vergleich die geringsten Bildungschancen haben. Warum ist die Lage hier so herausfordernd, welche spezifischen Hürden müssen Mädchen überwinden, um Zugang zu Bildung zu erhalten, und welche Initiativen und Lösungsansätze versuchen, diesen entgegenzuwirken?

Weniger als ein Prozent schließen die Grundschule ab 

Die Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Krise: Im Südsudan gehen 74 Prozent der Mädchen zwischen 6 und 11 Jahren nicht zur Schule - der höchste Anteil weltweit. Auf 100 Jungen in der Grundschule kommen nur 75 Mädchen, und weniger als ein Prozent der Mädchen schließen die Grundschule ab. Diese Statistiken offenbaren eine gravierende Bildungskrise, die besonders Mädchen trifft. 

Komplexe Herausforderungen auf dem Weg zur Bildung 

Strukturelle Herausforderungen

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Nach einem Jahrzehnt währenden Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden des Sudan und zwei Bürgerkriegen (1955-1972 und 1983-2005) erreichte der Südsudan im Januar 2011 seine Unabhängigkeit und ist damit der jüngste Staat der Welt. Doch nach der Unabhängigkeit brachen die internen Konflikte auf, die der Fokus auf dem Krieg mit dem Norden zunächst verdeckte. Die historisch gewachsene, ungleiche Verteilung von Machtpositionen und Ressourcen entlang ethnischer und geographischer Linien in der ethnisch und kulturell hochdifferenzierten südsudanesischen Gesellschaft führte 2013 zu einem fünf Jahre andauernden Bürgerkrieg. Die Folge der Jahrzehntelangen Unruhen: Extreme Armut, schwach ausgebildete staatliche Strukturen und eine chronische Unterfinanzierung des Bildungssystems. So gibt die Regierung nur 2,6 Prozent des Haushalts für Bildung aus, da Ressourcen oft in Sicherheits- und Militärfragen fließen. Auch mangelt es an Infrastruktur, was den Zugang zu Bildung erschwert und die wenigen vorhandenen Schulen in einem schlechten Zustand lässt.

Soziale Normen

Neben den strukturellen Problemen spielen soziale Normen eine Rolle. Oft wird der Wert von Bildung für Mädchen nicht anerkannt, häufig aufgrund ökologischer Zwänge. Mädchen müssen dann oft im Haushalt helfen und/oder jüngere Geschwister betreuen. Ein weiteres Problem sind frühe Eheschließungen. Zwei von fünf Mädchen heiraten vor ihrem 18. Lebensjahr, was oft zum Schulabbruch führt und ihre Zukunftsaussichten stark beeinträchtigt.  

Auch die Menstruation stellt ein Hindernis dar – ein gesellschaftlich oft tabuisiertes Thema. Fehlende Hygieneartikel und mangelhafte sanitäre Einrichtungen in Schulen halten viele Mädchen während ihrer Periode oft vom Schulbesuch ab. Die Angst vor Hänseleien durch Mitschüler*innen und die fehlende Privatsphäre in den sanitären Einrichtungen, beispielsweise durch fehlende Toilettentüren, verstärken dieses Problem. Diese regelmäßigen Fehlzeiten haben weitreichende Konsequenzen. Viele Mädchen riskieren, durch Fehlzeiten den Anschluss zu verlieren und brechen schließlich die Schule ab.

Wichtige Lösungsansätze zur Förderung von Bildung für Mädchen

Die Verbesserung der Infrastruktur, die Bereitstellung von kostengünstigen Hygieneprodukten wie Menstruationstassen sowie der Bau von geschlechtergetrennten, abschließbaren Toiletten in Schulen sind wichtige Lösungsansätze, um den Teufelskreis aus Armut und mangelnder Bildung zu durchbrechen. Ebenso entscheidend ist das Bewusstsein für den Wert von Bildung in der Gesellschaft, insbesondere für Mädchen, zu stärken und kulturelle Normen zu hinterfragen, die Mädchen den Zugang zur Schule erschweren.

Zahlreiche Initiativen und Organisationen arbeiten bereits daran, diese und weitere Lösungsansätze zu integrieren, um die Herausforderungen zu bewältigen. Die lokale Organisationen Crown The Woman – South Sudan (CREW) beispielsweise, gegründet 2016 von der sudanesischen Friedensaktivistin Riya William Yuyada und weiteren Frauen, setzt sich für die Stärkung von Mädchen und Frauen, sowie die Förderung ihrer Rechte ein. Die Organisation kämpft für Geschlechtergerechtigkeit, die Sicherheit von Frauen und den Zugang zu essenziellen Ressourcen wie Bildung und medizinischer Versorgung. Dabei wird auch die Versorgung mit Periodenprodukten gezielt gefördert, um das gesellschaftliche Tabu zu durchbrechen und Mädchen den regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen.

Dieses und andere Beispiele verdeutlichen, dass Frauen und Mädchen zentrale Akteurinnen des Wandels sind. Trotz der vielschichtigen Herausforderungen tragen verschiedene Maßnahmen dazu bei, soziale Normen zu verändern, die Infrastruktur zu verbessern und das Bewusstsein für den Wert von Bildung zu stärken. Auf diese Weise wird der Weg für eine selbstbestimmte Zukunft der Mädchen im Südsudan geebnet.

Quellen

Verfasst am 25. November 2024

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