Vorbild aus Kenia: das mobile Klassenzimmer Eneza Education

Das digitale Lerntool Eneza Education aus Kenia vermittelt spielerisch Wissen. Besonders benachteiligte Kinder und Jugendliche profitieren davon.

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Vorbild aus Kenia: das mobile Klassenzimmer Eneza Education

Eneza Education („Bildung verbreiten“) möchte es Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren ermöglichen, selbstständig zu lernen und in der Schule vermitteltes Wissen zu vertiefen. Damit soll der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle gewährleistet sowie die Analphabetenrate gesenkt und numerische Fähigkeiten gestärkt werden.

Das Unternehmen wurde 2011 von einem Kenianer und einem US-Amerikaner in Kenia gegründet und erreicht mittlerweile Lernende in allen Teilen Kenias. Nach einiger Zeit etablierte sich die Anwendung auch in Ghana und der Elfenbeinküste.

Wie funktioniert Eneza Education?

Die Anwendung benutzt eine der weit verbreitesten Technologien weltweit: das Mobiltelefon. In Kenia besitzen rund 95 Prozent der Haushalte ein Mobiltelefon, Tendenz steigend, und in den bevölkerungsreichen Regionen des Landes ist die mobile Datenverarbeitung bereits sehr gut. Optimale Voraussetzungen also für digitales Lernen.

Mit dem Mobiltelefon wählt man *291# und wird direkt durch die Bedienung geführt. Anschließend erhalten Anwenderinnen und Anwender Zugang zu Frage-Antwort-Spielen, kurzen Lerneinheiten und Ratschlägen, der Enzyklopädie Wikipedia, einer Offline-Anwendung, die ohne Internetzugang genutzt werden kann, und einer Android-App.

Durch die SMS-Funktion können auch Kinder und Jugendliche die Anwendung nutzen, die keine teuren Verträge bei Anbietern bezahlen können oder kein Smartphone besitzen. Außerdem erreicht Eneza Education auch Schülerinnen und Schüler, die in Regionen ohne gute Datenverbindung wohnen.

Live-Chat mit Lehrkräften und spannende Spiele

Im mobilen Klassenzimmer gibt es einen Live-Chat mit qualifizierten Lehrkräften und der Bereich „Play&Share“ bietet die Möglichkeit, gegeneinander anzutreten und bei guten Leistungen auf einer Rangliste zu erscheinen.

Lehrkräfte in den Schulen bleiben nicht außen vor. Auch sie können den Punktestand der Schülerinnen und Schüler einsehen und basierend darauf Hausaufgaben erstellen oder bestimmte Bereiche vertiefen. Die Inhalte auf der Plattform sind an den aktuellen Lehrplan angepasst. Dies ist besonders wichtig, damit die Kinder Parallelen zu den Unterrichtseinheiten in der Schule erkennen und weiterhin motiviert bleiben unterstützend mit der Plattform zu lernen.

Sobald Eneza Education in einem neuen Land etabliert wird, arbeiten freiberufliche Lehrerinnen und Lehrer an der Erstellung der Fragen und Antworten, basierend auf den aktuellen Lehrplänen vor Ort. Die Inhalte werden anschließend von lokalen Institutionen zertifiziert und freigegeben. Eine kurze Schulung für Lehrkräfte hilft, die Anwendung zu verstehen, um die gemeinsame Nutzung mit den Schülerinnen und Schülern zu vereinfachen.

Chancengleichheit stärken

Eneza Education schließt Verträge mit großen Mobilfunkanbietern ab, um die Kosten für die Anwendung gering zu halten. Ziel ist es, 50 Millionen Schülerinnen und Schüler mit qualitativ hochwertiger Bildung zu versorgen, für 5 Dollar pro Jahr. Dieser Betrag muss privat, von der Schule oder den Lehrkräften gezahlt werden. Ein Mobilfunk-Vertrag mit einem SMS-Abo kostet jährlich rund 20 Dollar.

Über 3 Millionen Kinder nutzen Eneza Education bereits in Kenia, Tendenz steigend. Auch die Investitionen steigen mit den Benutzerzahlen. Im Jahr 2019 war der Anbieter für den „Next Billion’ EdTech Prize“ in Dubai nominiert. Zukünftig soll das Lerntool auch in Uganda, Rwanda, Senegal und Ägypten zur Verfügung gestellt werden. UNICEF bezeichnet Eneza Education als „erschwingliches mobiles Klassenzimmer“. Zahlreiche Unternehmen und Organisationen wie das UNHCR unterstützen das Projekt.

Eneza Education bietet Unterstützung während der Corona-Pandemie

Das Unternehmen entwickelt immer wieder neue Apps und Funktionen und erweitert somit stetig sein Angebot. Seit am 16. März 2020 im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie alle Schulen in Kenia geschlossen wurden bietet Eneza Education zusammen mit dem Mobilfunkanbieter Safaricom einen kostenlosen Dienst für voraussichtlich zwei Monate an. Innovationen wie diese helfen, die Lernausfälle durch Schulschließungen gering zu halten.

Quellen und weitere Links:

Eneza Education (2020)

UNICEF (2018) Raising Learning Outcomes: the opportunities and challenges of ICT for learning (PDF)

UNICEF (2018) Raising Learning Outcomes: the opportunities and challenges of ICT for learning – Appendix 2 Lessons from in-depth innovator and provider case studies (PDF)

Nsehe, M. / Forbes (2019) Meet The 10 African Startups Competing For The ‚Next Billion‘ EdTech Prize In Dubai

Eneza Education (2020) Eneza Partners with Safaricom PLC to offer 60 days Free Learning on Shupavu291

Kuo, L. / Quartz Africa (2017) Kenya’s mobile internet beats the United States for speed

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