Im ghanaischen Gesundheitssystem zeigt sich ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Während urbane Zentren wie Accra und Kumasi über einen vergleichsweise guten Zugang zu Gesundheitsversorgung und gut ausgestattete Krankenhäuser verfügen, bestehen in ländlichen Gebieten oft Hürden, die die Gesundheit insbesondere von vulnerablen Gruppen wie Schwangeren, Neugeborenen und Kleinkindern gefährden. Dies wird besonders deutlich bei der Verfügbarkeit von Gesundheitseinrichtungen: Im Jahr 2021 hatten 33,9 Prozent der urbanen Gebiete in Ghana Zugang zu privaten und öffentlichen Krankenhäusern, während dieser Anteil in ländlichen Gebieten bei lediglich 1,9 Prozent lag. Diese Zahlen zeigen eine erhebliche Diskrepanz in der Verfügbarkeit von grundlegenden Gesundheitseinrichtungen zwischen städtischen und ländlichen Regionen. In ländlichen Gebieten ist der Zugang zu medizinischer Versorgung somit deutlich eingeschränkter, was die Gesundheitsrisiken für die dort lebende Bevölkerung signifikant erhöht. Ungleich verteilte Ressourcen Die Ursachen für diese Ungleichheiten sind vielschichtig. Ein zentraler Faktor ist die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Infrastruktur. In vielen ländlichen Regionen Ghanas gibt es nicht nur einen Mangel an medizinischen Einrichtungen, sondern auch an geschultem Personal. Dies führt dazu, dass selbst wenn eine Einrichtung vorhanden ist, oft nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen, um eine angemessene Versorgung zu gewährleisten. Zusätzlich sind viele ländliche Gebiete von Armut betroffen, was die Fähigkeit der Menschen einschränkt, für Gesundheitsdienste zu bezahlen oder sich den Transport zu einer weiter entfernten Klinik leisten zu können. Obwohl Ghana eine öffentliche Krankenversicherung (NHIS) eingeführt hat, greift diese noch nicht für alle Bürger*innen. Gründe dafür sind, dass selbst die subventionierten Tarife oft die finanziellen Möglichkeiten einkommensschwacher Haushalte übersteigen. Außerdem hat sich zudem in Teilen der Bevölkerung ein tiefgreifendes Misstrauen gegenüber des Versicherungssystems entwickelt, was dazu führt, dass manche Bürger*innen bewusst auf eine Mitgliedschaft verzichten. Dieses Misstrauen wird vor allem durch Erfahrungen mit verzögerten Leistungserstattungen und der Bevorzugung von Barzahlungen in vielen Gesundheitseinrichtungen geweckt. Kulturelle Überzeugungen Zusätzlich zu den ungleich verteilten Ressourcen spielen auch kulturelle Überzeugungen eine Rolle. So wird in vielen ländlichen Gemeinschaften Ghanas häufig traditionelle Medizin bevorzugt. Traditionelle Heilende, bekannt als "okomfo" oder "fetish priests", genießen oft mehr Vertrauen als ausgebildete medizinische Fachkräfte. Einige Gemeinschaften glauben, dass Komplikationen während der Schwangerschaft auf übernatürliche Ursachen zurückzuführen sind und daher spirituelle Heilung erfordern. Kaiserschnitte werden teilweise als Zeichen von Schwäche oder Versagen der Frau angesehen, was dazu führen kann, dass Frauen notwendige medizinische Eingriffe ablehnen. Auch die Plazenta wird in einigen Gemeinden nach der Geburt als heilig betrachtet und muss nach bestimmten Ritualen begraben werden, was Geburten in Krankenhäusern erschweren kann. Diese kulturellen Praktiken und Überzeugungen stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten Ghanas dar und erfordern sensible, kulturell angepasste Ansätze zur Überwindung dieser Barrieren. Lokale Initiativen Trotz dieser Herausforderungen gibt es zahlreiche lokale Initiativen, die sich für eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten einsetzen, wie zum Beispiel die Christian Health Association of Ghana (CHAG). Diese Organisation setzt sich besonders für die Verbesserung der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen ein. Als Dachverband koordiniert CHAG die Aktivitäten von 183 christlichen Gesundheitseinrichtungen, die überwiegend in abgelegenen und unterversorgten Gebieten tätig sind. Durch gezielte Schulungen von lokalen Gesundheitshelfer*innen und die Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung wird versucht, die Versorgungslage nachhaltig zu verbessern. CHAG fungiert zudem als wichtiges Bindeglied zwischen den Bewohnenden und dem formellen Gesundheitssystem. Die geschulten Freiwilligen tragen dazu bei, das Vertrauen in moderne Gesundheitsdienste zu stärken und kulturelle Barrieren abzubauen. Lösungsansätze Initiativen wie diese zeigen, welche Maßnahmen u.a. notwendig sind, um die Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten Ghanas zu verbessern. Die Ausbildung lokaler Gesundheitshelfer*innen als Bindeglied zwischen der Gemeinschaft und dem formellen Gesundheitssystem wird gefördert, um den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen zu erleichtern. Weitere wichtige Maßnahmen umfassen den Ausbau der Infrastruktur, also den Bau von neuen Gesundheitszentren und die Ausstattung bestehender Einrichtungen mit notwendiger medizinischer Ausrüstung, sowie die Sensibilisierung der Gemeinschaften für den Wert moderner Gesundheitsdienste. So können Aufklärungskampagnen helfen, das Vertrauen in qualifizierte Fachkräfte zu stärken und kulturelle Barrieren abzubauen. Durch diese gezielten Maßnahmen und gemeinschaftliches Engagement können die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten Ghanas effektiv angegangen werden. Quellen Stiftung Wissenschaft und Politik: Gesundheitspersonal für nachhaltige Entwicklung: Der Länderkontext Ghana (Dezember 2021) Das Hunger Projekt: Ghana Mutter Kind stärken (Juni 2022) Germany Trande and Invest: Gesundheitsversorgung soll ausgebaut werden (April 2023) Statista: Availability of basic healthcare facilities in rural and urban areas in Ghana (Februar 2023) OXFAM Deutschland: Das Gesundheitssystem in Ghana (März 2011)