Kenia: Kostenlose Damenbinden für Schülerinnen
Weitersagen
Kenia: Kostenlose Damenbinden für Schülerinnen
In einigen afrikanischen Ländern ist die Menstruation bei Frauen und Mädchen sowie die Benutzung von Damenbinden ein Tabuthema. Darüber hinaus können sich viele Familien die Mehrausgaben für Damenbinden schlichtweg nicht leisten. So ist es kein Einzelfall, dass Schülerinnen während ihrer Monatsblutung einen Großteil des Unterrichts verpassen. In Kenia soll sich das nun ändern. Damenbinden sollen an Schulen zukünftig kostenlos erhältlich sein.
Kostenlose Damenbinden per Gesetz
Der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta unterschrieb im vergangenen Juni ein Gesetz, das die Verteilung von kostenlosen Damenbinden an Schulen realisieren soll. Mehr noch, das Gesetz „verpflichtet“ die Schulen des Landes dazu, für jedes in der Schule registrierte Mädchen „freie, ausreichende und qualitativ hochwertige Damenbinden“ zur Verfügung zu stellen. Das Gesetz trägt somit zum Tabubruch bei und entlastet ärmere Familien finanziell. Damenbinden zählen in einigen afrikanischen Ländern als kostspieliges Luxusprodukt, auf das nicht selten – zu Ungunsten von Frauen und Mädchen – im Rahmen des monatlichen Haushaltsbudgets verzichtet wird. Das neue Gesetz wurde von vielen Kenianerinnen und Kenianern positiv aufgenommen. Regierungssprecher Eric Kiraithe sagte im Zuge der neuen Gesetzgebung: „Wir behandeln den Zugang zu sanitären Pads als grundlegendes Menschenrecht.“.
Höhere Bildungschancen für Schülerinnen
Während der Menstruation können Frauen, die keine Damenbinden zur Verfügung haben, kaum das Haus verlassen oder ihrer Arbeit nachkommen. Junge Frauen und Mädchen können deshalb häufig in dieser Zeit nicht in die Schule gehen. Laut der Education Agency der Vereinten Nationen verpasst mindestens eins von zehn Mädchen in Afrika südlich der Sahara den Schulunterricht während der Menstruation. Durch diesen Umstand geht einigen Schülerinnen mehr als 20 Prozent ihrer schulischen Ausbildung verloren. Schlussendlich erhöht sich für die betroffenen Mädchen die Gefahr, den Schulabschluss nicht zu schaffen. Hinzukommen eine starke Stigmatisierung der Mädchen und Frauen sowie eine gesundheitliche Gefährdung durch die verminderte Hygiene während der Monatsblutung. Durch den kostenlosen Zugang zu Damenbinden verbessert sich für die betroffenen Schülerinnen des ostafrikanischen Landes nun jedoch die Situation erheblich und die Bildungschancen steigen.
Crowdfunding und Workshops von Aktivisten, Menstruationstassen als Alternative
Zwar ist die Bereitstellung von kostenlosen Monatsbinden immer mal wieder Wahlkampfthema in verschiedenen afrikanischen Ländern, doch im Nachhinein scheitern gewählte Regierungen oftmals an der Finanzierung ihrer Versprechen. Auch in Uganda fehlen staatliche Maßnahmen, um insbesondere die ärmsten Familien in Bezug auf den Zugang zu Damenbinden zu unterstützen. Hier sind es vor allem Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten, die sich daran beteiligen Gratis-Binden und andere Hygienemittel für Schülerinnen über Spenden und Crowdfunding-Aktionen bereitzustellen oder Workshops anzubieten, in denen junge Frauen und Mädchen lernen Monatsbinden selber herzustellen. Als Alternative zu den herkömmlichen Einweg-Damenbinden zählen auch in afrikanischen Ländern die sogenannten Menstruationstassen. Diese sammelt das Menstruationsblut in der Vagina der Frau und kann bis 12 Stunden getragen werden. Die Menstruationstasse, die zumeist aus medizinischem Silikon besteht, kann anschließend in der Toilette entleert werden. Zudem sind Menstruationstassen langfristig gesehen nicht nur kostengünstiger, sondern auch umweltfreundlicher, da sie eine Nutzungszeit von bis zu 10 Jahren haben können.
Umsetzung und Probleme
In Kenia stellt die Regierung für die Umsetzung der kostenlosen Verteilung von Damenbinden nun jährlich 500 Millionen Schilling (rund 4,3 Millionen Euro) zur Verfügung. Ob das Beispiel aus Kenia jedoch als Inspiration für andere Länder dienen kann, wird auch damit zusammenhängen, inwieweit das neue Gesetz tatsächlich in der Realität umgesetzt wird und wie die in der Vergangenheit aufgetretenen Hindernisse bewältigt werden können. Denn an Schulen, die bereits vor dem Gesetz auf freiwilliger Basis Damenbinden ausgegeben hatten, kam es immer wieder zu Diebstählen oder junge Mädchen trauten sich nicht gegenüber dem männlichen Lehrpersonal nach Binden zu fragen. Hier werden vor allem die jeweiligen Schulleitungen Lösungen finden müssen, die mit der Verantwortung des Kaufs und der Verteilung der kostenlosen Damenbinden beauftragt sind.
Foto: Laura Pannack/Oxfam | CC BY 2.0