Nachhaltige Brunnen mit Beteiligung und Gebührensystem sind am erfolgreichsten

04.09.2014: Brunnenbau ist dann besonders nachhaltig, wenn er mit Eigenverantwortung verbunden wird.

Wenn in einem Entwicklungsland Brunnen gebohrt werden, funktioniert nach spätestens einem Jahr die Hälfte nicht mehr. Sammelt eine Dorfgemeinschaft jedoch Gebühren für Reparaturen ein und repariert den Brunnen selbst, können Wasserstellen jahrzehntelang in Betrieb bleiben. Das zeigt eine Studie der Universität North Carolina-Chapel Hill (UNC) und der Hilfsorganisation "Water and Sanitation for Africa", die im Rahmen der Weltwasserwoche in Stockholm präsentiert wurde.

"Gut sind jene Systeme, bei denen Wert auf Erhalt gelegt wird und bei denen Brunnen repariert werden, wenn sie kaputt gehen", sagte Jamie Bartram von der University of North Carolina-Chapel Hill’s Gillings School of Global Public Health, der gemeinsam mit Jennifer Holzworth die Studie geleitet hat.

Die Forscher untersuchten 1.470 Brunnen in der Region "Große Afram-Ebene" in Ghana. 898 davon waren von unserer Mitgliedsorganisation World Vision gebohrt worden. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass Brunnen vor allem dann nachhaltig betrieben werden, wenn nicht nur die Wasserstelle selbst, sondern auch lokale Wasserkomitees und Gebührensysteme etabliert wurden. Nahezu 80 Prozent der Brunnen, die World Vision gebohrt hatte, werden auch nach mehr als 20 Jahren noch benutzt.

Finanziert wurde die Studie von der Conrad N. Hilton Foundation, die nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit mehr als 80 Millionen US-Dollar rund zwei Millionen Menschen Zugang zu Wasser ermöglicht hat. "Die Ergebnisse sind sehr ermutigend", sagte Steven M. Hilton, der Präsident und Vorsitzende der Stiftung. "Strategische Investments, die die Stärkung lokaler Gemeinschaften zum Ziel haben, stellen stabile und dauerhafte Wassersysteme sicher."

Sauberes Trinkwasser ist entscheidend für Gesundheit und Entwicklung. Aber noch immer haben mehr als 730 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und jeden Tag sterben schätzungsweise 1.600 Kinder an Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser verursacht werden.

Laut World Vision ist es in den Gemeinden, in denen die Hilfsorganisation aktiv ist, Standard, Brunnenbau mit der Einrichtung von Wasser-, Sanitär- und Hygienekomitees zu kombinieren. Diese Komitees, denen ausschließlich Einheimische angehören, kümmern sich eigenverantwortlich um jede neue Wasserstelle. Sie sammeln Gebühren für die Nutzung und Reparatur ein. World Vision versetzt die Komitees durch Werkzeug und Schulungen in die Lage, Brunnen wieder selbst instand zu setzen, wenn sie – was häufig der Fall ist – kein Wasser mehr liefern. Mittlerweile seien solche Ausbildungsmaßnahmen in Projekten vieler Hilfsorganisationen und staatlichen Maßnahmen eine fester Bestandteil – die Studie unterstreicht die Bedeutung dieses Ansatzes.

"Mit der Abgabe kleiner monatlicher Gebühren oder durch die Bezahlung des Trinkwassers wird nicht nur sichergestellt, dass Instandhaltungskosten finanziert werden können. Man kann auch davon ausgehen, dass dem Gut "sauberes Wasser" auf diese Art eine andere Bedeutung und Wertschätzung durch die Bevölkerung beigemessen wird, als wenn es kostenlos zur Verfügung gestellt wird", sagte Kerstin Koch, Referentin für Westafrika bei World Vision Deutschland. "Wichtig ist, dass diese Gebühren für alle bezahlbar und angemessen sind".

Die Autoren der Studie fanden heraus, dass 45 Prozent aller Brunnen innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens ein Mal defekt waren. Doch die Mehrheit der Brunnen war von den Dorfbewohnern wieder instand gesetzt worden. "Ohne Mitbestimmung und Eigenverantwortung ist Brunnenbau selten nachhaltig", so Kerstin Koch. "Bleibt die Verantwortung in den Händen anderer – zum Beispiel von Hilfsorganisationen  - und kommen diese für Reparaturkosten auf, ist die Gefahr sehr groß, dass auch langfristig kein nachhaltiges Management der Brunnen durch die Dorfbewohner stattfinden wird".

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema und der Arbeit von World Vision.

Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA/ Pascal Bünning

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