Nahrungsmittelkrise im Sahel spitzt sich zu

In der Sahelzone verschlechtert sich die Ernährungssituation aufgrund extremer Dürre. ASW berichtet über die Situation vor Ort.

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ASW

Nahrungsmittelkrise im Sahel spitzt sich zu

In der Sahelzone spitzt sich die Ernährungssituation aufgrund von Dürre und zu hohen Nahrungsmittelpreisen extrem zu. Es ist zu erwarten, dass sich die Krise bis Oktober weiter zuspitzen wird. Damit uns nicht die gleichen Bilder ereilen wie bei der Hungersnot in Ostafrika 2011, engagieren sich die Mitgliedsorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA und ihre Partner in Afrika bereits seit einigen Monaten präventiv. Im Senegal und Burkina Faso sind beispielsweise die Partner der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt (ASW) aktiv und leisten konkrete Hilfe vor Ort.

Jetzt Getreidespeicher füllen, bevor es zu spät ist!

„Die Leute haben nur ein Viertel dessen, was in normalen Jahren üblich ist, geerntet“, informiert Adama Sarr, Koordinator der ASW-Partnerorganisation AJEF über die Lage in seiner Region Diourbel im Norden des Senegal. Nicht besser sieht es weiter östlich in der Gegend von Koungheul aus. Dort ist das KleinbäuerInnen-Netzwerk UCEM (Union des Comités Ecologiques de la vallée de Mininky) aktiv. „Wir haben ganze Felder den Tieren überlassen, weil die Hirsekolben keine Körner ausbilden konnten“, berichtet der Koordinator Sara Camara von der dramatischen Lage.

Die Arbeit der Helfer vor Ort zeigt, dass weitsichtiges und präventives Handeln akute Nahrungskrisen abfedern kann. Dazu gehört insbesondere die Anlage gemeinschaftlicher Getreidebanken. Die ASW- Partnerorganisationen kaufen dazu den Bauern einen Teil ihrer Ernte ab und lagern sie in eigens dafür errichteten Speichern ein. Wenn nach der Trockenperiode die Familien ihre eigenen Vorräte aufgebraucht haben, erhalten sie Nahrung aus diesen Vorräten.

ASW-Partnerorganisation ABN in Burkina Faso ergreift Initiative gegen den Hunger

Auch das langjährige Projektland der ASW, Burkina Faso, ist schwer von der aktuellen Nahrungskrise im Sahel betroffen. Die Partnerorganisation ABN betont die dringende Notwendigkeit, für besonders gefährdete Familien zusätzliche Nahrungsmittel zu und zu verteilen. ABN arbeitet in zwei der vom Nahrungsdefizit besonders stark betroffenen 17 Provinzen, Sanmatenga und Kadiogo. Die ABN MitarbeiterInnen sehen täglich, wie sich die Ernährungssituation in ihrem Land verschlimmert.

„Die Landwirte hatten auf Grund der kurzen Regenzeit des letzten Jahres eine schlechte Getreideernte. Sie und ihre Familien befinden sich in einer stetigen Lebensmittelunsicherheit“, berichtet Rakieta Poyga, die Leiterin von ABN. Besonders in den Städten spitze sich die Lage zu. Zu der ländlichen Bevölkerung, die auf der Suche nach Arbeit in die urbanen Zentren zieht, kommen die Flüchtlingsströme aus dem nördlichen Nachbarstaat Mali. Der Bevölkerungsdruck in den Städten lässt die Preise unkontrolliert in die Höhe schnellen. „Im Vergleich zu Februar 2011 sind die Preise auf den Märkten von Ouagadougou für Hirse um 33% gestiegen“ so Poyga.

Die Kernaktivitäten der ASW-Partnerorganisation ABN sind Aufklärungsarbeit gegen die Beschneidung von Frauen und die Berufsausbildung von Jugendlichen. Dazu unterhält ABN ein Ausbildungszentrum in der Hauptstadt Ouagadougou.

Westsahara: Dürre in den befreiten Gebieten, weniger Hilfslieferungen für die Flüchtlingslager

Tobias Zollenkopf von der ASW sprach mit Jamal Zakari, dem offiziellen Vertreter der POLISARIO (militärische und politische Organisation in der Westsahara) in Deutschland:

Zollenkopf: In den aktuellen Medienberichten über die drohende Hungersnot in der Sahelzone kommt die Westsahara nicht vor. Wie ist denn die aktuelle Situation in den befreiten Gebieten und in den Flüchtlingslagern in Algerien?

Zakari: Alle Gebiete der Westsahara sind von der Dürre betroffen. Wir wissen, dass die Beduinen bereits versuchen, ihr Vieh zu verkaufen. Die Flüchtlingslager sind doppelt betroffen: Sie leiden unter Wassermangel und bekommen außerdem die Konsequenzen der weltweiten Wirtschaftskrise zu spüren. Sie werden dieses Jahr nur 30 Prozent der Hilfslieferungen des Vorjahres erhalten. Und die waren schon zu knapp.

Zollenkopf: Welche Konsequenzen befürchten Sie für die Menschen?

Zakari: Das UNHCR berichtet schon jetzt von Mangelernährung bei Kindern. 59 Prozent der Kinder unter 5 Jahren sind betroffen; 70 Prozent der Schwangeren leiden unter Anämie. Diese Zahlen werden nach oben schnellen. Verschärfend kommt hinzu, dass die Beduinen, die mit ihrem Vieh ihre Lebensgrundlage verlieren, jetzt auch in die Flüchtlingslager ziehen.

Zollenkopf: Was ist jetzt aktuell nötig, um die Situation zu verbessern?

Zakari: Aufgrund der drakonischen Sparmaßnahmen der Hauptgeldgeber sind jetzt mehr denn je private Spender gefragt. Wir brauchen mehr Nahrungsmittel, Medikamente, Schulmaterial und finanzielle Hilfen für die Beduinen, damit sie Futter für die Tiere kaufen können.

Lesen  Sie mehr über die Projekte von ASW in Afrika.

 

(Foto: ASW-Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.)