Prinzessin Marilyn Douala Manga Bell erhält Goethe-Medaille

Die Prinzessin der Douala in Kamerun, Marilyn Douala Manga Bell, erhält dieses Jahr für ihren besonderen Einsatz im internationalen Kulturaustausch die Goethe-Medaille. Ihr Ziel ist es, durch Kunst und gemeinsame Geschichten eine kollektive Identität für Kamerunerinnen und Kameruner zu schaffen.

Marilyn Douala Manga Bell ist eine von drei Preisträger*innen, die am 28. August 2021 mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet wurden. Die Goethe-Medaille ist die offizielle Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für einen außergewöhnlichen Einsatz für den internationalen kulturellen Austausch.  

Leben der Prinzessin aus Kamerun 

Prinzessin Douala Manga Bell wurde 1957 in Kamerun geboren. Als Enkelin des Königs Rudolf Manga Bell trägt sie den Titel “Prinzessin”. Sie studierte Entwicklungsökonomie in Paris und arbeitete zehn Jahre für internationale Nichtregierungsorganisationen im Bereich der ländlichen Entwicklung. 1991 gründete sie, gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Kunsthistoriker Didier Schaub, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst in der Kameruner Metropole Douala: “Doual’art”.  

Mit der Kunst, die sie finanziert und ausstellt, um sie Menschen zugänglich zu machen, möchte Douala Manga Bell Diskussionen zur aktuellen Situation und gesellschaftskritischen Themen anstoßen. 

Separatistischer Konflikt in Kamerun 

Gerade zurzeit stellt die fehlende kollektive Identität in Kamerun ein großes Problem dar. Seit 2017 herrscht im Nord- und Südwesten des Landes ein separatistischer Bürgerkrieg. Das bedeutet, in diesen Teilen Kameruns würden die Menschen gerne einen eigenen Staat gründen und sich vom eigentlichen Kamerun abspalten.  

Gründe für den Konflikt ist die Zweisprachigkeit des Landes 

Begründet liegt dieser Wunsch in der Ungleichheit zwischen der französisch-sprachigen (frankophonen) Mehrheit und der englisch-sprachigen (anglophonen) Minderheit. Kamerun ist seit den 1970er Jahren ein Land mit einer Zentralregierung. Seit 1984 ist Präsident Biya an der Macht. Er setzte seit 2016 immer härtere Maßnahmen zur “Frankophonisierung” der englisch-sprachigen Gebiete durch. Es wurden frankophone Richterinnen, Richter und Lehrkräfte in die anglophonen Regionen ausgesendet. Der Unterricht findet in den meisten weiterführenden Schulen nur noch in Französisch statt. Zudem werden die anglophonen Gebiete finanziell und infrastrukturell benachteiligt. 

Ungerechtigkeit führt zu Kämpfen zwischen Regierung und separatistischen Gruppen 

Die ungleichen Verhältnisse führten zur Unzufriedenheit der anglophonen Minderheit. Bewaffnete separatistische Gruppen kämpfen bis heute mit staatlichen Sicherheitskräften um diese Gebiete. Auf beiden Seiten werden menschenrechtsverletzende Taten verübt.  

Konflikt als Überbleibsel der Kolonialzeit 

Der Ursprung des Konfliktes liegt in der Kolonialzeit. Kamerun war zwischen 1884 und 1916 eine deutsche Kolonie. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland alle seine Kolonien aufgeben. Kamerun wurde anschließend zwischen Großbritannien und Frankreich “aufgeteilt”. Frankreich erhielt etwa 4/5 der Fläche, Großbritannien den Rest. 1960 und 1961 erlangten beide Teile Kameruns ihre Unabhängigkeit. Zunächst bildeten sie einen föderalen Staat, also einen Staat, in dem die einzelnen Regionen eine relativ große Autonomie (Selbstständigkeit) haben. Ab Mitte der 1960er Jahre entwickelte sich das Land allerdings immer stärker zu einem Zentralstaat mit frankophoner Spitze.  

Douala Manga Bells Hoffnung 

Heute beschäftigt sich auch Douala Manga Bell mit der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und ihren Folgen für das heutige Kamerun. Sie setzt sich durch ihre kulturelle Arbeit für die Festigung einer eigenen gesamtgesellschaftlichen Identität von allen Kamerunerinnen und Kamerunern ein.  

Quellen: 

Chimtom, K. / Goethe-Medaille für eine Prinzessin aus Kamerun in DW vom 28.08.2021.  

Krebs, S. / Der Kampf um Ambazonia in Tagesschau vom 06.08.2021.  

Glund, M. & Mehler, A. / Kamerun in BPB vom 23.03.2021.  

05.10.2021

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