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Eine smarte Brille übersetzt gesprochene Worte in Gebärdensprache – und andersherum!

Der Student Omar Abdel Salam aus Ägypten entwickelte eine smarte Brille, die gesprochene Worte in Gebärdensprache übersetzt und auf einem kleinen Display vor den Brillengläsern abbildet. Die Erfindung funktioniert auch in die andere Richtung: Über einen kleinen Lautsprecher können Wörter akustisch abgespielt werden, die aus der Gebärdensprache übersetzt wurden.

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Eine smarte Brille übersetzt gesprochene Worte in Gebärdensprache – und andersherum!

Omar Abdel Salam, der Entwickler der smarten Brille namens “SensEar Glasses”, ist Student an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften an der Mansoura University in Ägypten und studiert Kommunikation und Informatik.  

Schwierigkeiten bei der Kommunikation zwischen gehörlosen und hörenden Menschen 

Er startete sein Projekt 2015, als ihm klar wurde, dass der Großteil der Menschen keine Gebärdensprache beherrscht und gehörlose Menschen dadurch häufig darauf angewiesen sind durch das Lesen und Schreiben von Wörtern zu kommunizieren. Dies funktioniert allerdings nicht, wenn Menschen weder lesen noch schreiben können. Unabhängig davon, ob es sich dabei um die gehörlose oder hörende Person handelt, kann in diesem Falle nicht direkt kommuniziert werden.  

Smarte Brille soll Gebärdensprache übersetzen 

Abdel Salam kam die Idee zu einer smarten Brille, die gesprochene Sprache in Gebärdensprache übersetzt und andersherum. Dadurch könnten hörende Personen, Menschen verstehen, die in Gebärden kommunizieren und andersherum könnten diese sprechende Menschen verstehen.  

Vor allem Menschen, die weder lesen noch schreiben können, könnten so einfacher mit Menschen kommunizieren und sich leichter in das Gemeinschaftsleben einbringen.  

Andere Innovationen zur Vereinfachung der Kommunikation von gehörlosen Menschen 

Zunächst recherchierte Abdel Salam nach wissenschaftlichen Innovationen auf diesem Gebiet. An der Washington University wurde er fündig: Dort hatten Wissenschaftler Handschuhe und eine Software entwickelt, die Gebärdensprache in Echtzeit in gesprochene Worte übersetzen konnten. Diese Handschuhe sind allerdings auf 660 Zeichen limitiert und helfen nur hörenden Menschen dabei, Gebärden zu verstehen und nicht umgekehrt.  

Auch bei Google wurde Abdel Salam fündig: Google entwickelte eine Brille, die gesprochene Wörter in Schrift umwandelte und diese auf einer Linse vor den Brillengläsern abbildet. Allerdings wurde diese Brille eher für schwerhörige Menschen entwickelt. Zudem gibt Abdel Salam zu denken, dass viele gehörlose Menschen nicht gut lesen können. 

Anteil an funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten unter Gehörlosen sehr hoch 

In Deutschland sind etwa 80 % der gehörlosen Menschen funktionale Analphabetinnen und Analphabeten, bei hörenden Personen liegt der Anteil bei etwa 13 %. Funktionaler Analphabetismus liegt vor, wenn eine Person zwar einzelne Wörter lesen und bspw. Den eigenen Namen schreiben kann, allerdings zu stark eingeschränkt ist, um in angemessener Form am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.   

Der hohe Anteil bei gehörlosen Menschen ist damit begründet, dass die Gebärdensprache eine eigene Sprache mit eigener Grammatik ist. Die deutsche Schriftsprache hat eine vollkommen andere Grammatik und muss somit wie eine komplett neue Sprache erlernt werden. Dies erschwert das Lernen von Lesen und Schreiben.  

Ein langer Prozess zur praktisch anwendbaren smarten Brille 

Abdel Salam entwickelte mehrere aufeinander aufbauende Modelle seiner smarten Brille. Zunächst handelte es sich erst um ein Programm auf einem Smartphone, welches gesprochene Wörter in Zeichensprache übersetzte. In den nächsten Schritten wurde die Zeichensprache vor der Linse von Brillen abgebildet, teilweise verwendete er dafür Virtual-Reality-Technologien. Mit der Zeit schaffte er es die Größe und das Gewicht der Brille zu reduzieren. Auch die Anzahl an Wörtern, die übersetzt werden konnte, stieg mit der Zeit an.  

In seinem siebten Modell schaffte er es, die praktische Anwendung der Brille stark zu verbessern: Mit Hilfe eines kleinen Lautsprechers an der Brille kann die übersetzte Zeichensprache in gesprochene Wörter abgespielt werden. So kann mit der Brille nun auf einfache Weise in beide Richtungen kommuniziert werden. 

Smarte Brille könnte zum „Lesen” von Büchern verwendet werden 

Zurzeit arbeitet Abdel Salam an einem Update, welches es möglich machen soll, dass geschriebene Wörter und ganze Bücher durch die Brille in Zeichensprache übersetzt werden können. So kann gehörlosen Menschen, die nicht lesen können, der Zugang zu Büchern und Bildung ermöglicht werden.  

Übersetzte Zusammenfassung des Artikels “Smart glasses” may solve the problems of the deaf and dumb .. What did Omar Abdel Salam do? von Moataz Ghoneim in RUETIR vom 16.05.2021 (ursprünglich in skynewsarabia vom 16.05.2021). 

21.07.2021 

Frauenrechtlerin Nawal El Saadawi verstorben am arabischen Muttertag

Nawal El Saadawi war eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen aus Ägypten. Sie setzte sich gegen Genitalverstümmelung und für die Rechte von Frauen ein. Für viele verkörperte sie den Kampf der arabischen Frauen für Selbstbestimmung. Am 21. März 2021, dem arabischen Muttertag, ist sie in Kairo verstorben. Sie wurde 89 Jahre alt.

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Frauenrechtlerin Nawal El Saadawi verstorben am arabischen Muttertag

Die Frauenrechtlerin, Ärztin und Aktivistin Nawal El Saadawi wurde 1931 in einem Dorf namens Kafr Tahlan in der Nähe Kairos geboren. Ihre Eltern waren gebildet und erklärten ihr immer wieder, Mädchen und Jungen seien gleich. Im Alter von sechs Jahren allerdings wurde sie eines Nachts aus ihrem Bett gezogen und ins Badezimmer gebracht. Dort wurden ihr unter schrecklichen Schmerzen und den Blicken ihrer Mutter ihre Genitalien verstümmelt.  

Aktivistin gegen Genitalverstümmelung 

Dieser Vorfall führte dazu, dass sie sich ihr ganzes Leben gegen Genitalverstümmelung einsetzte.  
Im Jahr 1955 schloss El Saadawi ihr Medizinstudium ab und begann in den ländlichen Gebieten Ägyptens zu arbeiten, wo sie die Missstände der Bevölkerung kennenlernte. Dort behandelte sie häufig Mädchen, die wie sie Opfer von Genitalverstümmelung geworden waren.  

Publikationen zur Sexualität der Frau 

Später arbeitete sie im Universitätsklinikum in Kairo und wurde 1967 zur Direktorin für Gesundheitserziehung im ägyptischen Ministerium für Gesundheit. In dieser Stellung veröffentlichte sie die Zeitschrift  aṣ-Ṣiḥḥa (Deutsch: „Die Gesundheit“). Nach der Veröffentlichung einer provokativen Studie zu Frauen und ihrer Sexualität wurde die Zeitschrift allerdings eingestellt.  

Politische Folgen von El Saadawis Aktivismus 

Als El Saadawis Buch “Frauen und Sex” 1972 in Ägypten veröffentlicht wurde, wurde sie aus ihrem Amt im Gesundheitsministerium enthoben. Während der Amtszeit des Präsidenten Anwar Sadat wurde El Saadawi wie viele linke Aktivistinnen und Aktivisten in Ägypten zu dieser Zeit inhaftiert. Ende der 90er Jahre verließ sie Ägypten und ging in die USA ins Exil. Erst 2005 kehrte sie nach Ägypten zurück. 

Nawal El Saadawi schrieb über Themen wie Jungfräulichkeit, sexuellen Missbrauch, Prostitution und zeigte auf, dass finanzielle Probleme ebenso wie Moralvorstellungen und religiöser Extremismus zu Missbrauch führen können. Ihre Publikationen führten immer wieder zu Kontroversen in Ägypten. 

Sie schrieb insgesamt 50 Sach­bücher und Romane über ­Sexualität und Frauenrechte, mehrere davon wurden in Ägypten und anderen arabischen Staaten verboten.  

Kritik an weltweiten patriarchalen Strukturen 

In Deutschland oder den USA wurde El Saadawi hingegen gefeiert. Allerdings kritisierte sie die Darstellung “der arabischen Frau” in den Medien der USA und Deutschlands. El Saadawi betonte, dass die Unterdrückung der Frau nicht nur im Islam vorkommen würde, sondern dass ebenso das Christen- und Judentum patriarchalen Strukturen dienten. In einem Interview mit dem SPIEGEL von 2012 forderte sie säkulare Gesetze. 

Außerdem kritisierte El Saadawi, dass die Unterdrückung der arabischen Frau oft allein als Folge von Kultur und Religion angesehen wurde, und wirtschaftliche und politische Faktoren häufig unberücksichtigt blieben. 

Internationaler Feminismus 

Sie setzte sich für eine internationale Solidarität unter Frauen ein. Diese Solidarität ist laut El Saadawi nur möglich, wenn alle Menschen sich auf Augenhöhe begegnen, Gemeinsamkeiten anerkannt und Unterschiede akzeptieren werden.  

El Saadawis kontroverser politischer Aktivismus  

2011 war sie Teil des Protestes gegen die Mubarak-Regierung und kritisierte 2012 die Muslimbruderschaft, die Errungenschaften der Revolution in Ägypten für sich zu nutzen.  

Nach der Machtübernahme des heutigen Präsidenten Abdel Fatah al-Sisi 2014 verteidigte El Saadawi diesen, trotz seiner bekannten Menschenrechtsverletzungen. Dies stellt einen Bruch zu ihrem jahrelangen Kampf gegen illegitime politische Macht dar.  

Dennoch verkörpert Nawal El Saadawi für viele Frauen in Ägypten und anderen arabischen Ländern den Kampf gegen Unterdrückung und Ungleichheit von Frauen. Ihr Werk und ihre Errungenschaften stehen, auch nach ihrem Tod am 21. März 2021, für ihren stetigen Aktivismus für die Selbstbestimmung der Frau. 

Quellen:  

o. A. / Frauenrechtlerin Nawal al-Saadawi verstorben in DW vom 21.03.2021. 

El-Gawhary, K. / Tod einer Ikone in der taz vom 22.03.2021. 

Engelcke, D. / Wie Nawal El Saadawi zur Ikone des Feminismus wurde in zenith vom 29.03.2021. 

Archäologen in Ägypten entdecken die „Verlorene Goldene Stadt“

In Ägypten wurde die antike “Verlorene Goldene Stadt” entdeckt. Archäologinnen und Archäologen sind begeistert, es handelt sich wahrscheinlich um die größte antike Stadt, die je in Ägypten freigelegt wurde.

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Archäologen in Ägypten entdecken die „Verlorene Goldene Stadt“

Mit den Ausgrabungen wurde im September 2020 begonnen. Gegraben wurde zwischen den Tempeln von Ramses III. und Amenophis III., etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo. (Auf dem Bild ist die Statue des Amenophis III. bei seinem Tempel in der Nähe der Ausgrabungsstätte zu sehen). Die Stadt ist laut den Archäologinnen und Archäologen gut erhalten. Ganze Räume sind erkennbar und voller Alltagsgegenstände. 

Größte antike Stadt Ägyptens 

Die antike Stadt in Ägypten ist wahrscheinlich die größte, die je dort entdeckt wurde. Der Archäologe Zahi Hawass, der die Expedition anführte, erklärt, dass die Stadt aus der Zeit des Königs Amenophis III. stammt, der von 1391 – 1353 v. Chr. das Land regierte. Auch in den Zeiten der Pharaonen Tutanchamun und Ay soll die Stadt noch bewohnt gewesen sein. 

Erst Anfang April 2021 wurden die Mumien der alten ägyptischen Königinnen und Könige, unter ihnen auch Amenophis III., in einem prunkvollen Zug in das neue Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation in Kairo gebracht. 

Gut erhaltene Ausgrabungsfunde 

Die sogenannte “Verlorene Goldene Stadt” wurde schon von vielen zuvor gesucht, und doch nie gefunden. Nun fanden die Archäologinnen und Archäologen bei der Ausgrabung sogar Schmuckstücke, Skarabäen, Keramikgefäße und Lehmziegel mit dem Siegel des Königs Amenophis III., die eine genaue Datierung ermöglichen. 

Unter anderem konnten auch Verwaltungsgebäude und eine Bäckerei mit Öfen freigelegt werden.  

Die “Verlorene Goldene Stadt” stammt aus einer Zeit, als sich das ägyptische Reich vom Euphrat im heutigen Irak und Syrien bis zum Sudan erstreckte. Laut der amerikanischen Archäologin Betsy Bryan handelt es sich bei diesem Fund um den zweitwichtigsten in der ägyptischen Geschichte, seit der Entdeckungen des Grabes von Tutanchamun vor etwa 100 Jahren.  

Quelle: 

Größte antike Stadt „Lost Golden City“ entdeckt “ aus DW vom 10.04.2021.