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Kinderarbeit auf Kakaoplantagen nimmt zu

Obwohl sich einige der größten kakaoverarbeitenden Unternehmen schon 2001 das Ziel setzten Kinderarbeit auf Kakaoplantagen abzuschaffen, stieg diese zuletzt wieder an. 2020 arbeiteten mehr Kinder auf Kakaoplantagen als noch vor 10 Jahren. Statt höhere Kakaopreise an Kakaobäuerinnen und –bauern zu zahlen, setzen Unternehmen auf Aufklärungskampagnen gegen Kinderarbeit.

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Kinderarbeit auf Kakaoplantagen nimmt zu

Über 60 % des weltweiten Kakaos stammt aus den westafrikanischen Ländern Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana. Diese Gegend ist am stärksten von Kinderarbeit betroffen. Die meisten Kakaoplantagen gehören Kleinbäuerinnen und -bauern. Diese verdienen oft pro Tag weniger als 1,25 US-Dollar, was deutlich unter der Armutsgrenze liegt. Um Arbeitskräfte auf ihren Plantagen einzustellen, reicht das Geld oft nicht aus, dann müssen auch die eigenen Kinder arbeiten.  

Welche Folgen hat die Arbeit auf Kakaoplantagen für Kinder? 

Kinder helfen bei der Ernte des Kakaos, tragen die Früchte zusammen, pflegen die Bäume, jäten Unkraut, düngen und übernehmen andere Aufgaben auf der Plantage, wie Wäsche waschen, putzen oder kochen. 

Die Arbeit auf den Plantagen ist schwer: Kinder müssen zum Teil mit gefährlichen Werkzeugen, wie Macheten arbeiten oder Kakaosäcke schleppen, die bis zu 70 Kilogramm wiegen können. Außerdem müssen sie Kakaopflanzen mit Pestiziden besprühen, die giftig sein können. Teilweise arbeiten Kinder nicht auf der Plantage der eigenen Eltern und haben kaum Kontakt zu ihnen. Manche Kinder werden auch beschimpft, gedemütigt oder geschlagen. Dies führt zu physischen und psychischen Störungen bei den Kindern.  

Teufelskreis der Kinderarmut 

Arbeitende Kinder haben zudem kaum eine Chance die Schule zu besuchen und erfolgreich abzuschließen. Dadurch bleibt es ihnen oft unmöglich einen richtigen Beruf zu erlernen und einer sicheren Arbeit nachzugehen, um sich und ihre zukünftigen Familien ernähren zu können.  

Anstieg der Kinderarbeit im Kakaoanbau 

In den letzten zehn Jahren stieg die gefährliche Kinderarbeit auf Kakaoplantagen um 14 %. Dem guten Vorsatz großer kakaoverarbeitender Unternehmen wie Mars, Ferrero und Nestlé zum Trotz: Diese und weitere Unternehmen nahmen sich 2001 vor, dass bis 2005 keine Kinder mehr auf Kakaoplantagen arbeiten sollten. Dieses Vorhaben wurde mehrmals verschoben und abgeschwächt. Zuletzt sollte Kinderarbeit bis 2020 um 70 % reduziert werden, auch dieses Vorhaben scheiterte kläglich.  

Da der niedrige Weltmarktpreis der Grund für Kinderarbeit ist, müssten die Bäuerinnen und Bauern produktiver werden, so die großen Unternehmen wie Mars, Ferrero und Nestlé. Die Unternehmen stellten Bäuerinnen und Bauern deshalb produktivere Anbaumethoden vor und veranstalteten Kampagnen gegen Kinderarbeit. 

Niedrige Kakaopreise führen zu Kinderarbeit 

Etwa 30 Gramm Kakao sind in einer Standardschokolade enthalten, im Einkauf kosten diese etwa 7 Cent. Erst mit der Weiterverarbeitung durch die Industrie steigt der Wert von Kakaoprodukten erheblich an. Ein höherer Kaufpreis von Kakao würde von Konsumierenden also kaum bemerkt werden und könnte Existenzen sichern. Der Kakaopreis ist heute mit 2000 US-Dollar pro Tonne nur noch etwa halb so hoch wie in den 1970er Jahren.  

Lösungen im Kampf gegen Kinderarbeit 

Heute arbeiten über 1,6 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen in Westafrika, 10.000 von ihnen sind von Sklaverei und Kinderhandel betroffen. Die Regierungen Ghanas und Côte d’Ivoires gründeten 2020 eine Art Kartell, welches das Kakaoangebot sowie den Kakaopreis regulieren soll. Die Regierungen verlangen pro verkaufter Tonne Kakao einen Aufschlag von 400 US-Dollar. Dieser soll Kakaobäuerinnen und -bauern einen existenzsichernden Mindestpreis garantieren. Die Auswirkungen des Aufschlags sind allerdings noch nicht endgültig geklärt oder belegt.  

Trotzdem wird deutlich, dass die Regierungen der beiden Länder im letzten Jahr mehr für Kakaobäuerinnen und -bauern getan hat als die Kakaoindustrie in den letzten 20 Jahren.  

Ein Lieferkettengesetz könnte Unternehmen in Deutschland und Europa dazu verpflichten, auf die Einhaltung des Verbots von Kinderarbeit auf den Plantagen zu achten und diese gründlicher zu kontrollieren. 

Fairtrade-Schokoladenanbietende garantieren Kakaobäuerinnen und -bauern einen Mindestpreis von 2.100 US-Dollar pro Tonne. Kritische Stimmen meinen jedoch, dass selbst dieser Preis nicht für ein existenzsicherndes Einkommen ausreichen würde. Trotzdem: Fairtrade-Unternehmen kontrollieren ihre Lieferkette ganz genau, um zu verhindern, dass Kinder auf ihren Plantagen arbeiten.  

Quellen: 

Northoff, E. / Mit höheren Kakaopreisen gegen illegale Kinderarbeit vom 12.2020 in Welthungerhilfe.  

o. A. / Kinderarbeit im Kakaosektor von Oro Verde.  

Becker, A. / Kakao: Kein Fortschritt im Kampf gegen Kinderarbeit vom 13. 11.2020 in DW.  

Datum: 27.05.2021