Strom aus tödlicher Quelle

11.07.2016: Im Kivu-See lagern Milliarden Kubikkilometer des gefährlichen Methangases. Jetzt soll es genutzt werden, um die Stromversorgung Ruandas zu sichern.

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Strom aus tödlicher Quelle

Methangas ist eines der gefährlichsten und vermeintlich tödlichsten Gase überhaupt. Viele Milliarden Kubikkilometer dieses Gases liegen in den Tiefen des Kivu-Sees in Ruanda, an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Was für tausende Menschen zu einer tödlichen Gefahr werden könnte wird durch moderne Technik zu einer Hoffnung, die Stromversorgung in weiten Teilen Ruandas zu verbessern. Ruandas Präsident Paul Kagame eröffnete Mitte Mai das erste kommerzielle Methangaskraftwerk des Landes.

Tödliches Gas als Chance für eine bessere Stromversorgung

Vor rund 25 Jahren tötete aus dem Nyossee in Kamerun ausgetretenes Methan rund 1.700 Menschen. Gegenüber dem geruch- und geschmacklosen Gas waren sie machtlos. Auch im Kivu-See in Ruanda lagern rund 50 bis 70 Milliarden Kubikkilometer Methan und 250 Milliarden Kubikkilometer Kohlenmonoxid. Eine erneute Katastrophe wie in Kamerun soll dieses Mal jedoch um jeden Preis verhindert werden. Im Rahmen eines millionenschweren Projekts soll das Gas umgeleitet und zur Stromgewinnung genutzt werden.  Bei einem Austritt des Gases, ähnlich wie im Nyossee, wären rund zwei bis vier Millionen Menschen in Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo und Burundi vom Erstickungstod bedroht.

Modernes Kraftwerk

Mit einer Kapazität von rund 25 Megawatt gehört das jetzt eröffnete Kraftwerk zu einer der ersten Ausbauphasen eines größer angelegten Projektes der US-Firma ContourGlobal, das auf bis zu 100 Megawatt ausgebaut werden soll und die Methangasvorkommen zur Energiegewinnung nutzen möchte.

An dem rund 350 Millionen US-Dollar teuren Projekt beteiligten sich die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank, Belgien und die Niederlande. Das Gas wird aus den Tiefen des Kivu-Sees auf eine Gasplattform, die 13 Kilometer vor dem Seeufer liegt, hochgepumpt und dann durch eine Pipeline an das Kraftwerk am Festland geleitet. Von dem Kraftwerk aus wird der generierte Strom in das Stromnetz gespeist.

Laut Experten können aus dem Methangasbeständen im Kivu-See innerhalb eines Jahrhunderts bis zu 700 Megawatt Stromkapazität gewonnen werden. Das entspricht einer ähnlichen Leistung, wie man sie bei Staudämmen beobachten kann. Bei heutigen Energiepreisen entsprechen die Methanvorkommen im Kivu-See einem Wert von rund zwanzig Milliarden US-Dollar.

Hoffnungsträger: Sicherung der Stromversorgung

Das kleine ostafrikanische Land leidet oftmals unter Stromversorgungsengpässen. Ruanda besitzt kaum eigene Energiequellen oder Rohstoffe. Genau deshalb liegt so viel Hoffnung auf dem Methangas: Der erste Teil des Methangaskraftwerks produziert genug Strom, um die Region rund um den Kivu-See zu versorgen. Langfristiges Ziel ist es jedoch, Ruanda mit Hilfe des Methan unabhängig von Stromimporten zu machen und sogar eine neue Einkommensquelle zu schaffen, indem Nachbarländer mit Strom versorgt werden.

Mit dem Energieexport könnte der Staat Geld einnehmen, mit einer stabilen Stromversorgung gar ausländische Investoren und Industrie locken. So könnte die Gas-Gefahr zur Entwicklungschance werden, das Methan zum Wirtschaftsmotor. Ruandas Präsident Paul Kagame will sein Land mit einem ehrgeizigen Plan vom Entwicklungs- zum Schwellenland führen. Das Gas von Kivu spielt bei seiner „Vision 2020“ eine wichtige Rolle, die Regierung treibt die Förderung voran.

Weitere Informationen zu dem Methangasvorkommen am Kivu-See

Foto: Methane extraction platform at Lake Kivu, US Departement of the Treasury, Public Domain