Südsudan: Vier Jahre Unabhängigkeit
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Südsudan: Vier Jahre Unabhängigkeit
Heute ist der 4. Jahrestag seit der Staatsgründung des Südsudan am 9. Juli 2011. Doch es gibt keinen Grund zu feiern: Die Zahlen der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen steigen immer weiter an. Bis dato sind mehr als 730.000 Menschen in benachbarte Länder geflohen, während 1,5 Millionen zu Binnenvertriebenen wurden.
Zusätzlich kommen weiterhin viele Flüchtlinge aus dem Sudan über die Grenze in den Südsudan. Die mehr als 250.000 Menschen kommen zum Großteil aus den sudanesischen Regionen Blue Nile und Süd Kordofan.
Der Bürgerkrieg im Südsudan und die damit einhergehende Gewalt begann Mitte Dezember 2013. Versuche den Konflikt über die politische Ebene zu lösen sind bislang gescheitert und die Zukunftsaussichten für die betroffene Bevölkerung bleibt düster. In den letzten Wochen kam es in den Regionen Unity und Upper Nile zu schweren Kämpfen, die Zehntausende Menschen zur Flucht in den Busch und Sumpfgebiete getrieben haben. Gebiete sind nur schwer zugänglich und die Menschen können – auch aufgrund der unsicheren Lage – kaum mit humanitärer Hilfe erreicht werden. Anhaltende Gewalt sowie zunehmende Menschenrechtsverletzungen führen zu weiteren Fluchtbewegungen. Trotz der steigenden Anzahl der Flüchtlinge halten die Nachbarländer die Grenzen offen. 90 Prozent der Neuankömmlinge sind Frauen und Kinder.
Quelle: UNHCR
Die Situation in den Nachbarländern
In Äthiopien kommen täglich etwa 180 südsudanesische Flüchtlinge an vier verschiedenen Grenzübergängen in der Gambella-Region an. Äthiopien beherbergt mehr als 275.000 Südsudanesen, zusätzlich zu 425.000 Flüchtlingen aus anderen Ländern. Um ankommende Flüchtlinge aus dem Südsudan und weitere Neuankömmlinge zu unterstützen, wird zusätzlich ein sechstes Lager in der Nähe des bestehenden Flüchtlingslagers in Pugnido gebaut.
In diesem Jahr hat Sudan hat die höchste Ankunftsrate von Flüchtlingen, allein im Juni kamen mehr als 38.000 Südsudanesen in das Land. Die Gesamtzahl der Südsudanesen beträgt knapp 188.000. Die Flüchtlinge kommen täglich in White Nile , Khartoum und den Süd und West Kordofan Staaten an, wo 350.000 Südsudanesen leben.
Mehr als 155.000 Flüchtlinge sind seit Dezember 2013 in Uganda angekommen, gefolgt von 22.000 Südsudanesen, die sich nach der Unabhängigkeit ihres Landes dazu entschlossen haben in Uganda zu bleiben.
In Karkuma (Kenia) wurden im Flüchtlingslager etwa 46.000 südsudanesische Flüchtlinge aufgenommen. Die Gesamtanzahl an Flüchtlingen beträgt derzeit 185.000, die weit über die Kapazität von 125.000 Flüchtlingen hinaus geht und was zu Schwierigkeiten bei der Versorgung der Flüchtlinge führt.
Hilfsprogramme sind in der gesamten Region stark unterfinanziert. UNHCR und 38 Partner benötigen 810 Millionen US Dollar, um bis zu 821.000 südsudanesische Flüchtlinge in Äthiopien, Kenia, Sudan und Uganda zu unterstützen. Bisher wurden nur 13 Prozent (102 Millionen US Dollar) finanziert. Mit den steigenden Flüchtlingszahlen, werden lebensrettende Maßnahmen einschließlich einer Unterkunft und generelle Basisversorgung priorisiert. Die Ressourcen reichen nicht aus, um angemessene Lebensmittelrationen, medizinische Versorgung, die Vorbeugung und Behandlung akuter Unterernährung und ausreichend Trinkwasser bereitzustellen sowie ausreichend Latrinen zu bauen. Kritisch zu betrachten ist vor allem, dass etwa 60 Prozent der Flüchtlingskinder keinen Zugang zu einer Grundschulbildung haben und nur 15 Prozent der Jugendlichen in einer Schule eingeschrieben sind. Es ist zu befürchten, dass überfüllte Klassenräume, ein Mangel an ausgebildeten Lehrern sowie Freizeitaktivitäten, um das gesellschaftliche Engagement zu unterstützen, dazu führen werden, dass der Zugang zu qualitativer Bildung immer schwieriger wird.
Unsere Hilfsorganisationen bereiten sich auf die Ausweitung ihrer Hilfseinsätze vor. So helfen unsere Organisationen bisher:
Kindern schnell helfen mit spezieller Zusatznahrung
Der UNHCR kümmert sich um Flüchtlinge und Vertriebene. Direkt nach der Ankunft in den Flüchtlingslagern untersuchen die Helfer die ankommenden Flüchtlinge und leisten medizinische Hilfe. Der Gesundheitszustand vieler Flüchtlinge – besonders der Kinder – ist erschreckend. Die Helfer versorgen sie deshalb mit therapeutischer Zusatznahrung, damit sie schnell wieder zu Kräften kommen. Zudem erhalten die Menschen ein Obdach, Schutz und werden mit lebensnotwendigen Dingen ausgestattet: Tonnenweise Hilfsgüter werden in die Krisenregion geliefert und an die Flüchtlinge verteilt, darunter Familienzelte, Küchensets, Decken, Wasserkanister, Moskitonetze und Schlafmatten. Um die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu verbessern, werden zusätzliche Wasserstellen errichtet.
Schutz und Unterkünfte für Binnenflüchtlinge
Auch die Hilfe der Welthungerhilfe im Südsudan konzentriert sich momentan auf die Versorgung der vielen Binnenflüchtlinge. Sie verteilt in den Regionen Northern Bahr el-Ghazal State, Unity State und Eastern Equatorial Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Saatgut sowie Küchensets mit Töpfen und Kochutensilien. Die Helfer unterstützen die Flüchtlinge zudem bei der Errichtung der Notunterkünfte mit Decken, Matten und Seilen. Angesichts mangelnder Hygiene besteht akute Gefahr, dass sich Durchfallerkrankungen ausbreiten und Seuchen wie Cholera ausbrechen. Die Welthungerhilfe versorgt daher die Menschen mit Chlortabletten, Seife und Wasserkanistern.
Nothilfe und langfristige Hilfsprogramme
CARE hilft bereits seit Längerem in verschiedenen Gemeinden im Unity State die Landwirtschaft anzukurbeln. Mitarbeiter verteilen Werkzeug und Saatgut, verbessern die Anbaumethoden und initiieren Kleinspargruppen, damit die Menschen auch langfristig Einkommen erwirtschaften können. Seit 2013 hat CARE sein Hilfsprogramm an die kritische Situation im Land angepasst und leistet verstärkt Nothilfe.
Mehr Informationen dazu finden Sie bei der UNO-Flüchtlingshilfe.
Foto: Welthungerhilfe