Waves for Change – Surf-Therapie für soziale Veränderung

19.11.2015: Das Projekt „Waves for Change" schafft Perspektiven für Kinder aus den Townships Kapstadts.

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Waves for Change – Surf-Therapie für soziale Veränderung

Für viele der Kinder, die in den Townships von Südafrikas Hauptstadt Kapstadt aufwachsen, ist Gewalt und Armut ein täglicher Begleiter: 45% Prozent von ihnen werden Zeugen eines Mordes und 56% werden selber Opfer von Gewalt. Ein Großteil von ihnen leidet unter post-traumatischem Stress. Oft ist es schwer, aus diesem Kreislauf von Gewalt und Armut auszubrechen. Doch genau das möchte das Surfprojekt „Waves for Change“ in Südafrika erreichen. Surfen hilft den Kindern, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und die Gemeinschaft zu stärken.

Surfen als Therapiemethode

Obwohl die Apartheid in Südafrika vor über zwei Jahrzehnten endete, ist Surfen noch immer ein Sport, der zu großen Teilen der weißen Bevölkerung des Landes vorbehalten ist. Kinder aus Townships hatten bis 2011 kaum Zugang zu dem Sport. Seit der Engländer Tim Conibear vor vier Jahre das Projekt „Waves for Change“ gründete, ändert sich das schnell. Er brachte zwei Jugendlichen, Apish und Bongani, aus einem der Townships das Surfen bei. Zusammen machten die drei das Projekt zu dem, was es heute ist.

Wöchentlich nehmen in den drei Surfschulen in Kapstadt mittlerweile über 270 Kinder und Jugendliche an dem Surfunterricht teil. Conibear erklärt das Erfolgsrezept: „Weil der Sport riskant ist, zieht er Kinder an, die an riskantes Verhalten gewöhnt sind“. „Surfen hat für diese Kinder von Anfang an einen Anreiz. Viele von ihnen können nicht einmal schwimmen, wenn sie bei uns anfagen. Sie lieben das Element der Gefahr. Das sind alles Kinder, die kein Interesse an Sportarten wie Fußball oder Cricket haben“. Laut Conibear erlebt der Großteil dieser Kinder bis zu acht traumatische Ereignisse im Jahr.

Wertevermittlung

“Waves for Change” gibt den Jugendlichen die Chance, aus dem Kreislauf von Gewalt und Armut auszubrechen. Sie bringen den Kindern Werte bei, die in ihrem Leben bis dahin zu kurz gekommen sind, wie einander zu vertrauen und sich gegenseitig zu respektieren. „Erst bringen wir ihnen bei, untereinander Vertrauen aufzubauen, und im nächsten Schritt helfen wir ihnen, wieder eine Beziehung zu Erwachsenen, die ihnen nahestehen, aufzubauen. Dadurch lernen sie, in schwierigen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen“, so Conibear.

HIV-Aufklärung und Gruppenzwang reduzieren

Ein weiteres Ziel von „Waves for Change“ ist die Aufklärung über HIV. Kinder und Jugendliche werden ermutigt, sich auf die Krankheit testen zu lassen und auch andere Mitglieder ihrer Gemeinschaft in den Townships über die Krankheit zu informieren und aufzuklären. Durch den Surfunterricht entkommen die Kinder wenigstens Zeitweise dem oft beschwerlichen Leben in den Townships. Die Gefahr, dass sie die Schule abbrechen und sich kriminellen Gangs anschließen, wird reduziert.

Eines der ersten Kinder, mit dem Tim Conibear, noch vor der Gründung von „Waves for Change“ arbeitete, war der damals 14-jährige Sean. Er wuchs in Nyanga, eines von Kapstadts ärmsten und gefährlichsten Townships auf. Nachdem sein Vater die Familie verließ, musste er ansehen wie sein älterer Bruder von Gangmitgliedern erschossen wurde. Er verfiel der Droge „tik“ einer Form von Crystal Meth und wurde von der Schule ausgeschlossen. Tim Conibear sagt: „Als ich Sean kennenlernte, kam mir seine Situation so ausweglos vor, er hatte nichts. Surfen hat ihm Raum zum Atmen gegeben“. Mittlerweile ist Sean 21 und holt an einer Abendschule seinen Schulabschluss nach.

Weitreichende Maßnahmen

Mittlerweile ist die Arbeit von „Waves for Change“ nicht mehr ausschließlich auf den Surfunterricht und psychologische Betreuung eingeschränkt. Um die Surfeinheiten herum, nehmen die Kinder an HIV-Aufklärungsprogrammen sowie Hausaufgabenbetreuung teil und erhalten Essen.

Mehrfach ausgezeichnet

Das Projekt hat mittlerweile internationale Anerkennung gewonnen und bereits mehrere Preise für seine Arbeit erhalten. In diesem Jahr wurde Waves for Change mit dem „Beyond Sport Award for Best Sport and Health Programme“ in London ausgezeichnet.

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Weitere Informationen zu „Waves for Change“ finden Sie auf der Website, auf Twitter und Facebook.

Foto: Surfing at Supertubes in Jeffreys Bay, Eastern Cape, South Africa, von NJR ZA, CC BY-SA 3.0