Anton Wilhelm Amo Afer – der erste afrikanische Philosoph Deutschlands

Seit 25 Jahren fordern Aktivistinnen und Aktivisten, die Mohrenstraße in Berlin Mitte umzubenennen. Einen Vorschlag für einen neuen Namensgeber lieferten sie direkt mit: Anton Wilhelm Amo, der erste afrikanische Philosoph Deutschlands.

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Anton Wilhelm Amo Afer – der erste afrikanische Philosoph Deutschlands

1707 wurde der vierjährige Junge Amo von holländischen Menschenhändlern aus seinem Heimatdorf Axim, welches im heutigen Ghana liegt, in die Niederlande verschleppt. Nur ein Jahr zuvor wurde eine Straße in Berlin-Mitte “Mohrenstraße” genannt. 

Amos Werdegang 

Drei Jahre nach seiner Verschleppung wurde er dann an den deutschen Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfsbüttel “verschenkt”. Vielen Menschen der damaligen europäischen Oberschicht dienten afrikanische Kinder als Statussymbol. Es zeugte von Wohlstand und Weltgewandtheit. Der junge Amo überzeugte den Herzog allerdings schnell von seiner unbeugsamen Haltung und Intelligenz. Herzog Anton Ulrich hatte einen Verwandten, Zar Peter den Großen, an dessen Hof ein Afrikaner lebte, welchem die beste Erziehung ermöglicht wurde. Herzog Anton Ulrich war einer der gebildetsten seiner Zeit und beschloss, Amo eine ebenso gute Erziehung und Bildung zuteil werden zu lassen.  

Amo lernte Latein, Griechisch, Hebräisch, Holländisch und Französisch und nahm sich vor, irgendwann auf eigenen Beinen zu stehen. Als Amo acht Jahre alt war, sollte er auf den Namen Anton Wilhelm getauft werden, doch er bestand darauf, seinen Geburtsnamen ebenfalls zu behalten. In seinem späteren Leben fügte er den Namen “Afer”, das lateinische Wort für Afrikaner, als Bekenntnis zu seiner Heimat hinzu.  

Die erste wissenschaftliche Arbeit über die Rechte der Schwarzen in Europa 

Am 9. Juni 1727 schrieb sich Anton Wilhelm Amo Afer an der Universität Halle für Philosophie und Jura ein. Während seines Studiums nahm er sich vor, den Umgang mit den Afrikanern auf die akademische Tagesordnung zu bringen. Seine erste Dissertation schrieb er über “die Rechte der Mohren in Europa”.  

Anfang des 18. Jahrhunderts herrschten in Europa der Adel und die Geistlichen, andere Teile der Bevölkerung hatten weniger oder gar keine Rechte. Diese Aufteilung wurde durch eine göttliche Ordnung gerechtfertigt. Eine kritische Stellungnahme zur ungerechten Behandlung einer Bevölkerungsschicht war also sehr mutig von Amo. Es war außerdem die erste bekannte wissenschaftliche Arbeit über die Rechtsstellung von Schwarzen in Europa! 

Amo vertrat die Haltung, dass der Glaube an ein feudales Herrschaftssystem (also ein System, in dem der Adel und die Geistlichen mehr Macht haben) und eine unkritische Einstellung gegenüber dem Glauben einer fortschrittlichen Entwicklung im Weg stehen würde. 

Unter einigen Gleichgesinnten war Amo hochangesehen. Im Mai 1733 leitete er sogar einen Empfang für August III., dem damaligen König von Polen, an der Universität Halle. 

Das traurige Ende seiner beeindruckenden Karriere 

Nach dem Tod seiner Freunde und langjährigen Förderer wurde es allerdings immer schwieriger für den afrikanischen Philosophen. Er hatte aufgrund wachsender Diskriminierung keine Chance, weiterhin an einer Universität zu arbeiten. Da er nichts mehr verdiente, war er sehr arm und überlegte, ob er nach Afrika zurückkehren sollte. Da er allerdings die Sprache seiner Eltern nicht mehr sprach und nicht einmal wusste, ob sie noch lebten, beschloss er, in Deutschland zu bleiben.  

Als er sich mit fünfzig Jahren in eine Frau verliebte und diese seine Liebesbriefe veröffentlichte und ihn so öffentlich demütigte, kränkte ihn das so sehr, dass er sich doch dazu entschied, nach Ghana zurückzukehren. 

In Ghana lebten nur noch sein Vater und seine Schwester. Da Amo ihre Sprache nicht sprach, führte er wahrscheinlich ein Einsiedlerleben in großer Armut. Anton Wilhelm Amo Afer starb vermutlich 1759 im holländischen Fort Chama in Ghana.  

Schon seit 25 Jahren fordern Initiativen, insbesondere aus der Schwarzen Community Berlins, die Mohrenstraße in Berlin-Mitte umzubenennen. Das Bündnis “Decolonize Berlin” schlägt Anton Wilhelm Amo als Namensgeber vor. 

Was wir daraus lernen sollten 

Amos außergewöhnliche, aber tragische Karriere als erster afrikanischer Philosoph in Deutschland könnte uns so im Alltag immer wieder daran erinnern, dass Integration trotz bester Voraussetzungen aufgrund von Vorurteilen scheitern kann. Diese Vorurteile müssen wir bei uns selbst suchen, um allen Menschen eine echte Chance auf gelungene Integration zu bieten. 

Weiter Informationen: 

Eine Welt Stadt Berlin Mohrenstraße