Demonstrationen in Äthiopien: Dutzende Tote
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Demonstrationen in Äthiopien: Dutzende Tote
Bei Demonstrationen gegen die Regierung sind in den vergangenen Tagen dutzende Menschen in Äthiopien umgekommen und hunderte verletzt worden – die Menschenrechtsorganisation Amnesty International beziffert die Zahl der Toten mit rund 97. Die Polizei ging mit größter Schärfe gegen Demonstranten vor, die gegen die Pläne der Regierung, Teile der Region Oromia an Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba anzugliedern, protestiert hatten.
Anhaltende Proteste seit November
Die Volksgruppe der Oromo protestiert seit November vergangenen Jahres gegen die Pläne der Regierung. Viele Bauern befürchten, dass sie durch die Angliederung der Region Teile ihres Landes verlieren könnten. Seit Äthiopiens Wirtschaft jährlich ein Wachstum von rund 10 Prozent verzeichnet, ist Grund und Boden zu einer der wichtigsten Ressourcen des Landes geworden. Die Regierung versucht immer wieder, Dörfer umzusiedeln oder zusammenzulegen, um den Ansprüchen großer Firmen aus dem Ausland gerecht zu werden. Obwohl die Pläne für die Erweiterung und Angliederung Oromias inzwischen auf Eis gelegt wurden, kehrt keine Ruhe ein. Mittlerweile richten sich die Proteste gegen die jahrzehntelange Diskriminierung der Oromo und das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte.
Aufstände weiten sich aus
Die Proteste weiteten sich auch auf die nördliche Region Amhara aus, die ebenfalls gegen eine Gebietsreform demonstriert. Eine Untergruppe der Amhara, die Welkait, wehrte sich gegen Pläne, die vorsehen, das Land dieser Bevölkerungsgruppe von der Region Tigray vewalten zu lassen. Die Proteste in Amhara wurden zusätzlich durch die versuchte Festnahme zweier Lokalpolitiker angefacht. Sie setzen sich vehement gegen eine Entscheidung der Regierung, zwei Bezirke zusammenzulegen, ein.
Die Protestierenden in Oromia und Amhara eint der Unmut über das Vorgehen der Regierung, die sich zu größten Teilen aus Angehörigen der ethnischen Gruppe der Tigray zusammensetzt. Sowohl die Oromos, die ein Drittel der äthiopischen Bevölkerung ausmachen, als auch die Amhara fühlen sich unterrepräsentiert.
Hartes Vorgehen der Polizei
Die Polizei und Regierungstruppen gingen außerordentlich hart gegen die Protestierenden vor. Laut Amnesty International wurde in Oromia mit scharfer Munition auf die Regierungsgegner geschossen. In der Region Oromia forderte das Vorgehen rund 67 Todesopfer, in Amhara 30.
Schon in vergangenen Monaten griffen die Regierungsgruppen immer wieder hart gegen Protestierende durch. Laut der deutschen Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wurden seit November rund 570 Menschen durch staatliche Sicherheitskräfte getötet – 520 Oromos und 50 Amharen.
Weitere Informationen zu der Lage in Äthiopien.
Foto: Äthiopien, März, Afrika, Menschen, von pixabay, CC0 Public Domain