Impfstoff gegen Malaria

Ghana und Nigeria lassen als erste Länder weltweit den R21-Malaria-Impfstoff zu.

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Impfstoff gegen Malaria

Im April 2023 ließ Ghana als erstes Land der Welt den neuen R21/Matrix-M-Impfstoff der Universität Oxford gegen Malaria zu. Eine vorläufige Zulassung des Impfstoffes erfolgte eine Woche später auch in Nigeria. Damit wurde der Impfstoff bereits vor der Empfehlung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und damit erstmals zuerst in einem afrikanischen Land zugelassen (1).  

Was ist Malaria? 

Malaria ist eine der gefährlichsten und häufigsten Infektionskrankheiten der Welt und wird durch die weibliche Anopheles-Mücke übertragen. Sie kommt in tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente (außer in Australien) in etwa 100 Ländern vor (2) und löst Fieber und Gliederschmerzen aus. Unbehandelt kann sie im schlimmsten Fall zur Hirnhautentzündung und somit zum Tod führen. Laut dem Malaria-Report 2022 der WHO wurden 2021 247 Millionen Malariafälle und 619.000 Todesfälle registriert. Ein Großteil der Todesfälle – etwa drei Viertel – waren Kinder unter fünf Jahren (3). Afrika ist mit 90 Prozent der registrierten Fälle der am meisten betroffene Kontinent (2).  

Für weitere Informationen zu Malaria: Unser Gesundheitskoffer enthält den Film „Das Fieber“, der eine Heilpraktikerin und einen Arzt bei ihrem täglichen Kampf gegen Malaria begleitet.  

Impfstoffzulassung und Herstellung 

Der nun in Ghana und Nigeria zugelassene Impfstoff ist auch für Kinder unter drei Jahren zugelassen und ist damit gerade im Kontext der hohen Sterblichkeitsrate bei mit Malaria infizierten Kindern ein bedeutender Fortschritt. Bereits vor zwei Jahren wurden die ersten klinischen Studienergebnisse des R21/Matrix-M-Impfstoffes veröffentlicht, in denen der Wirkstoff bei über 400 Teilnehmenden getestet wurde. Demnach bieten drei Erstdosen und eine Auffrischung ein Jahr später einen Schutz von über 77 Prozent (5). Die offizielle Empfehlung zur Zulassung durch die WHO steht derzeit noch aus. Sie wartet noch auf bisher unveröffentlichte Ergebnisse einer Phase-3-Studie in Burkina Faso, Kenia, Mali und Tansania, an der insgesamt 4.800 Kinder teilnahmen (1). Der Hauptentwickler des Impfstoffs, Adrian Hill, gab jedoch bereits bekannt, dass die Studie eine ähnliche Sicherheit und Wirksamkeit gezeigt habe (6).  

Der weltweit größte Impfstoffhersteller – das Serum Institute of India – ist bereits dabei, mehr als 100 Millionen Dosen pro Jahr herzustellen. Die Herstellungskosten könnten sich auf ein paar Dollar belaufen, was eine Erhebliche Verringerung der Malariabelastung bedeuten würde (5). Der WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach im Kontext der R21-Impfstoffherstellung von einem „historischen Moment“ und einem „Durchbruch für Wissenschaft, Kindergesundheit und Malariabekämpfung“. So könne der Einsatz des Impfstoffes zusätzlich zu den bereits bestehenden Mitteln zur Malariaprophylaxe und den Vorbeugungsmaßnahmen durch z.B. Moskitonetze, Moskitosprays und spezielle Malariaseifen jedes Jahr Zehntausende junger Menschenleben retten. (4) 

In diesem Artikel findet Ihr u.a. Antworten darauf, warum die Entwicklung eines Malaria-Impfstoffes vergleichsweise lange gedauert hat.  

Neue Selbstbestimmtheit afrikanischer Länder 

Die Zulassung des Impfstoffs durch die beiden Länder vor der offiziellen Empfehlung durch die WHO gilt als eher ungewöhnlich. Viele Länder, die über keine eigenen Zulassungsverfahren für Impfstoffe verfügen, halten sich oft an die WHO-Empfehlungen, denn für Impfstoffe, insbesondere Kinderimpfstoffe, erfolgt normalerweise zuerst eine Prüfung durch diese. Die Herstellung wird dann im Anschluss auch von internationalen Organisationen wie z.B. UNICEF mitfinanziert.

Mit der Zulassung des Malaria-Impfstoffes in Ghana und Nigeria wurde zum ersten Mal ein bedeutender Impfstoff in einem afrikanischen Land zugelassen, bevor dies in wirtschaftlich stärkeren Regionen der Welt geschieht. Expert*innen bewerten dieses Vorgehen als Zeichen einer neuen Selbstbestimmtheit der afrikanischen Länder. Das könnte auch ein Resultat der strukturellen Vernachlässigung des afrikanischen Kontinents bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe sein (1). Zur Entscheidung zum R21-Impfstoff sagte die WHO, dass sie derzeit keinen konkreten Zeitplan habe. So zeigt sich erneut, dass es der WHO an der Dringlichkeit fehlt, die sie und andere Aufsichtsbehörden der Welt bei Covid an den Tag gelegt haben (6).  

Quellen

(1) LoNam: Malaria-Impfstoff Erstmals heißt es Africa-First (Juni 2023)
(2) Robert Koch Institut: Malaria (Letzter Zugriff am 26. Juni 2023)
(3) UNICEF: Malaria: Alle Fragen und Antworten zur Infektionskrankheit – und wie UNICEF hilft (Juni 2023)
(4) World Economic Forum: Malaria vaccines provide new hope in fight against the disease (April 2023)
(5) BBC: New malaria vaccine is world-changing, say scientists (September 2022)
(6) NBC News: Promising new malaria vaccine has been approved in two countries, with others likely to follow (April 2023)

Verfasst am 26. Juni 2023