Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft, die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung ist Voraussetzung für eine gerechte globale Entwicklung.

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Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Eine entscheidende Rolle

Es ist ein langwieriger, wichtiger Prozess: Die weltweite und bereichsübergreifende Gleichstellung der Geschlechter stellt eine Herausforderung dar, die dringenden Handlungsbedarf postuliert. Hintergrund der jährlichen politischen Feierlichkeit ist die Erinnerung an die entscheidende Rolle, die Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie spielen. Zu diesem Anlass beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 22. Dezember 2015 auf internationaler Ebene den 11. Februar diesbezüglich zu zelebrieren. Kern der Veranstaltungen ist die Aufklärung der Gesellschaft, die Würdigung von Frauen in Wissenschaft und Forschung, der Abbau von Karriere-Hindernissen und die Sichtbarmachung außergewöhnlicher Leistungen und Lebensläufe herausragender Forscher*innen (1).

Sustainable Development Goals

Die internationale Staatengemeinschaft vereinbarte mit der Agenda 2030 ein umfassendes Ziel zur geschlechterspezifischen Gleichstellung als eines von 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung. Es handelt sich hierbei um die Sustainable Development Goals, die 17 SDGs, die Orientierungs- und Handlungsrahmen aller Mitgliedsstaaten definieren sollen. Weltweite Geschlechtergleichstellung ist gleichzeitig auch ein Querschnittsthema und Unterziel weiterer SDGs. Sie findet sie sich u.a. auch in der Forderung nach gleichen Bildungschancen (SDG 4) sowie in gleicher Bezahlung von Frauen und Männern (SDG 8) wieder (2).

Licht und Schatten im Frauenanteil

Die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft, die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung ist Voraussetzung für eine gerechte globale Entwicklung. Auch in Ländern des Globalen Südens ist man teilweise noch weit entfernt von Gleichstellung und Chancengleichheit. Dies ist der Fall sowohl in Wissenschaft und Forschung als auch anderen einschlägigen Gesellschaftsbereichen. So liegt der Frauenanteil in den Ingenieurswissenschaften und Technik in Burundi gerade mal bei 8,1 Prozent. In Mali sogar nur bei 4,5 Prozent, im Tschad bei 0,7 Prozent. Doch auch auf der Bestenliste mit dem größten Anteil an Absolvent*innen rangiert der afrikanische Kontinent weit oben. Benin examinierte und zertifizierte in den Jahren 2015 bis 2018 54,6 Prozent Frauen im Fachbereich Ingenieurwissenschaft und führt damit die Weltrangliste an (3).

Verbesserung ist in Sicht

Benin mag ein afrikanisches Vorzeigebeispiel sein. Das Land investiert aktiv in regionale Stipendien- und Innovationsfonds, „um die Beteiligung von Frauen im Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsbereiche zu erhöhen. Solche Investitionen könnten jedoch nicht alle Länder tätigen“, weshalb auch hier erhebliche Lücken zwischen besser situierten und finanzschwächeren Ländern entstehen. Ferner soll betont werden, dass laut UNESCO-Bericht 2021 der Anteil forschender Frauen südlich der Sahara bei 33,5 Prozent liegt und damit sogar knapp über dem weltweiten Schnitt (3)

Parität ist noch nicht erreicht

„To be smart, the digital revolution will need to be inclusive.“ Unter diesem Leitgedanken beschäftigen sich die UNESCO, Kooperationspartner*innen, Organisationen und Initiativen, um die Rolle von Mädchen und Frauen weiterhin zu stärken. Denn Parität ist noch nicht erreicht. Noch immer wird vielen Mädchen und Frauen in Ländern Afrikas und weltweit die Ausbildung verwehrt. Ein Grund dafür ist oftmals, dass Bildung in vielen Ländern nicht als grundlegendes Recht anerkannt ist. Daher wird nicht ausreichend Geld für den Bau von Schulen, die Bezahlung von Lehrenden und die Förderung von jungen Talenten zur Verfügung gestellt. Stattdessen ist die traditionelle Rolle der Mädchen und Frauen häufig die der Hausfrau. Überdies sind das frühe Heiratsalter und die Betreuung der Kinder sowie der Alten und Kranken oft traditionell Aufgabe der Frauen.

Das 4-A Schema

„Es ist wichtig, dass allen Mädchen und Kindern in Afrika Bildung ermöglicht wird, die auf ihr Leben abgestimmt ist, ihnen hilft, zu verstehen, worum es in ihrem Leben geht und mit ihrem Leben zurechtzukommen. Denn Bildung verspricht ein besseres Leben und hilft ihnen dabei, sich weiterzuentwickeln und ein vollkommeneres Leben zu führen.“ Bildung ist die Grundlage für geschlechterspezifische Gleichstellung, das steht fest. Daher muss Bildung zugänglich, annehmbar, anpassungsfähig und vor allem für alle verfügbar sein. Daher entwickelte Prof. Ralf Poscher (et al.) das „4-A Schema“ (4):

  • Bildung ist nur dann “available”, wenn genügend Schulen zur Verfügung stehen, genug gut ausgebildete Lehrende und genug Lernmittel.
  • Bildung ist nur dann “accessible”, wenn jedes Kind in Afrika die Möglichkeit hat, zur Schule zu gehen, sowohl physisch als auch finanziell.
  • Bildung ist nur dann “acceptable”, wenn die Schulen sicher sind und frei von Gewalt, die Unterrichtsstunden von guter Qualität sind, und wenn die Kultur der Region, aus der die Schulkinder kommen, mitberücksichtigt wird.
  • Bildung ist nur dann “adaptable”, wenn es möglich ist, die Bildung an die Veränderungen in der Gesellschaft anzupassen.

Quellen:

(1) UNESCO / „11. Februar: Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“, o.D.

(2) Bundesregierung / „Gleichstellung von Frauen und Männern“, o.D.

(3) Kooperation international / „UNESCO-Bericht: Afrikanische Länder führend beim Frauenanteil im Wissenschafts- und Technologiebereich“ vom 26.02.2021

(4) Thalhammer, M. / „Frauen und Bildung“ in Womafrika, o.D.

Bildquelle: UN Women / „Devoted to discovery: seven women scientists who have shaped our world„, credit Daria Koshkina

Verfasst am 10.02.2022