Seit 500 Jahren stellt die Mercator-Projektion Europa ins Zentrum und verzerrt die Größenverhältnisse der Kontinente. Eine Alternative ist die Gall-Peters-Projektion. Sie zeigt die wahren Größenverhältnisse der Kontinente und hinterfragt den Eurozentrismus in der Kartografie. Vor etwa 500 Jahren wurde eine Weltkarte entwickelt, die bis heute in Schulatlanten weit verbreitet ist und unsere Vorstellung von Geografie entscheidend prägt. Auf dieser Karte, der so genannten Mercator-Projektion, liegt Europa im Zentrum, Afrika darunter und der Rest der Welt scheint am Rand verstreut zu sein. Diese Darstellung ist so tief in unserem Bewusstsein verankert, dass wir sie als selbstverständlich hinnehmen. Verzerrte Geografie und Eurozentrismus Mercator-Projektion (©️Strebe, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons) Was wir jedoch nicht lernen, ist, dass diese zweidimensionale Raumskalierung erhebliche Verfälschungen in den Größenverhältnissen aufweist. Die Mercator-Projektion stellt die Erdkugel auf einem Zylinder dar. Das Ergebnis sind unvermeidbare Verzerrungen, besonders an den Polen. Der Äquator verschiebt sich weiter nach unten, wodurch die Südhalbkugel kleiner erscheint als sie tatsächlich ist. Europa und Amerika sind größer als Südamerika, Skandinavien gewaltiger als Indien, und die USA erscheinen fast doppelt so groß wie China. In Wirklichkeit sind diese Größenverhältnisse jedoch völlig anders. Vorteile der Mercator-Projektion Ein wesentlicher Vorteil der Mercator-Projektion liegt in ihrer Winkeltreue, die die Richtungslage der Kontinente zueinander sehr genau darstellt. Diese Genauigkeit machte die Karte ideal für die sichere Navigation auf See und ermöglichte die effiziente Planung von Handelsrouten. Im Europa des 16. Jahrhunderts kam dies den imperialen Bestrebungen der Kolonialmächte zugute. So nutzten portugiesische Seefahrer die Karten beispielsweise, um strategisch wichtige Handelspunkte in Afrika zu errichten, wie in Elmina (heutiges Ghana) und Mombasa (heutiges Kenia). Diese Handelsrouten ermöglichten den Transport von Rohstoffen wie Gold und Elfenbein, aber auch von Sklaven, und verstärkten so den kolonialen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent. Alternative Kartenprojektionen: Die Gall-Peters-Projektion Gall-Peters-Projektion (©️Strebe, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons) Die Beibehaltung der Mercator-Projektion ist nicht willkürlich, sondern ein Ausdruck des Eurozentrismus und der Machtverhältnisse der damaligen Zeit. Mittlerweile gibt es einige Alternativen zur Mercator-Projektion, darunter die Gall-Peters-Projektion, die entwickelt wurde, um diesem Einfluss entgegenzuwirken und seit 1973 in ihrer vollendeten Form existiert. Diese Projektion verzerrt zwar die Winkeltreue und erschwert somit die Navigation, stellt jedoch die tatsächlichen Größenverhältnisse der Kontinente korrekt dar. Besonders der afrikanische Kontinent wird in seiner wahren Größe dargestellt und zeigt, dass er weit größer ist als Europa und Nordamerika. Bewusstseinswandel durch alternative Kartenprojektion Die Gall-Peters-Projektion und andere alternative Kartenprojektion können zwar die festgefahrenen wirtschaftlichen und politischen Strukturen nicht unmittelbar verändern, sie können jedoch ein kritisches Bewusstsein schaffen. Indem etwa die Gall-Peters-Projektion die wahren Größenverhältnisse darstellt, fordert sie uns auf, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten und die subtilen Einflüsse von Eurozentrismus in der Kartografie zu hinterfragen. Quellen: GEO: Mercator-Projektion: Wie Weltkarten unser Bild der Erde verzerren (Letzter Zugriff Juli 2024) Engagement Global: Weltkarte »Perspektiven wechseln« Eine Handreichung (Letzter Zugriff Juli 2024) Verfasst am 18. Juli 2024