Reiselust? Aber nachhaltig!

Tourismus boomt, doch mit steigender Reisefreude geht Verantwortung einher: Wie reisen wir und können wir dabei verantwortungsbewusster handeln?

Der internationale Tourismus hat sich 2024 von der Corona-Pandemie erholt und erreichte das Vorpandemie-Niveau von 2019. Und die Tourismusbranche boomt weiter: Allein im ersten Viertel des Jahres 2025 waren 300 Millionen Menschen auf Reisen – ein Anstieg von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt sich auch in afrikanischen Ländern: Im ersten Quartal 2025 stiegen die Besuchendenzahlen um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr und lagen damit sechzehn Prozent über dem Vorpandemieniveau. Beliebte Zielländer sind Marokko, Äthiopien, Botswana und Kenia.

Mit der steigenden Reisefreude geht jedoch auch Verantwortung einher: Wie reisen wir und können wir dabei angesichts globaler Veränderungen und des Klimawandels verantwortungsbewusster handeln? Nachhaltiger und gemeindewohlorientierter Tourismus geben auf diese Fragen Antworten.

Nachhaltiger und gemeindewohlorientierter Tourismus

Wachsendes Umweltbewusstsein und die sichtbaren Folgen von unkontrolliertem Tourismus haben in den letzten Jahren zu einer Orientierung in Richtung nachhaltigem Tourismus geführt. Er soll dazu beitragen die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs), wie beispielsweise nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit (Ziel 8) oder die Bekämpfung von Armut (Ziel 1) und Hunger (Ziel 2), zu erfüllen.

Nachhaltiger Tourismus baut auf drei Hauptsäulen auf:

  1. Rücksicht auf Umwelt und Natur durch Maßnahmen, die die Belastung und Folgen durch Tourismus verringern.
  2. Schutz kulturellen Erbes und natürlicher Vielfalt, z.B. durch die Förderung von Konservierungsprojekten.
  3. Soziale Verantwortung, die den lokalen Gemeinden soziale und wirtschaftliche Vorteile verschafft.

Insbesondere Punkt drei – Soziale Verantwortung – geht mit dem sogenannten Gemeindetourismus (Community Based Tourism – CBT) einher. Gemeindetourismus bedeutet, dass die lokalen Gemeinden in der Konzeption und Umsetzung von touristischen Aktivitäten aktive miteinbezogen werden und auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Ziel ist es, lokale Unternehmen und Familien wirtschaftlich und sozial langfristig zu unterstützen sowie kulturelles Erbe, Umwelt und Ressourcen zu schützen. Lokale Gemeinden sollen vom Tourismus profitieren und nicht unter den negativen Auswirkungen leiden.

© Frauke Ihle

Warum nachhaltiger und gemeindewohlorientierter Tourismus wichtig ist

Tourismus hinterlässt Spuren: Umweltverschmutzung, Ressourcenknappheit (z.B: Wasser und Lebensmitteln), überlastete Infrastrukturen, und vieles mehr. Diese gefährden nicht nur die Ökosysteme, sondern auch den Nutzen von Tourismus für lokale Gemeinden. Zahlreiche Debatten um Massentourismus wie beispielsweise in Venedig, Barcelona oder Mallorca zeigen die Dimension dieser Herausforderungen.

Auch in afrikanischen Ländern zeigen sich die negativen Auswirkungen des wachsenden Tourismus. Besonders betroffen sind beliebte Nationalparks, wie das Masai Mara in Kenia, die Serengeti in Tansania oder der Kruger Nationalpark in Südafrika. Um solchen Belastungen vorzubeugen, gibt es bereits zahlreiche Projekte in Tansania, Kenia, Ruanda oder Botswana, die nachhaltigen und gemeindewohlorientierten Tourismus fördern. Eines davon ist das Kajulu Waldprojekt in Kenia: Die Initiative „One Tourist One Tree“ will bis 2032 Millionen Bäume pflanzen und gleichzeitig touristische Naturangebote schaffen. Damit soll nicht nur dem überlaufenden Tourismus in beliebten Zielen entgegengewirkt, sondern auch der Tourismus dezentralisiert und wirtschaftlich breiter aufgestellt werden.

Dabei hängt die Umsetzung eines gerechten, nachhaltigen und gemeindewohlorientierten Tourismus von zwei Faktoren ab: von den Maßnahmen der Länder, Gemeinden und Unternehmen – und von den Reisenden selbst, deren Bereitschaft, bewusst und nachhaltig zu reisen, entscheidend ist.

So kannst du nachhaltig reisen und deinen Beitrag leisten:

Vorbereitung: informiere dich vor der Reise über Geschichte, Sprachen und Bräuche des Ziellandes als Grundlage für respektvolles und achtsames Reisen.

Reiseziel: Überlaufene Orte leiden unter Ressourcenknappheit, beschädigten Kulturstätten und überbelasteter Infrastruktur. Um sie zu entlasten, kannst du Alternativen wählen, die ähnliche Erlebnisse bieten, aber weniger frequentiert sind. So kannst du Gentrifizierung entgegenwirken und neue Eindrücke abseits des Pauschal- oder All-Inclusive-Tourismus sammeln. Wenn es doch die beliebte Attraktion sein soll, plane deinen Besuch außerhalb der Hochsaison.

Unterkunft: Große Hotelketten oder Resorts verlagern ihre Profite oft ins Ausland. Die Gemeinden vor Ort und die Umwelt haben davon wenig Vorteile. Zum Teil tragen große Hotelkomplexe sogar zur Umweltverschmutzung bei und verdrängen die lokale Bevölkerung. Wer stattdessen in lokal geführten Unterkünften, kleinen Hotels oder Homestays übernachtet, unterstützt direkt die Gemeinschaft vor Ort. Besonders nachhaltig sind Ökounterkünfte, die auf erneuerbare Energien und umweltfreundliche Abfallentsorgung achten.

© Frauke Ihle

Alltag vor Ort: Wähle lokale Restaurants und Märkte und buche Aktivitäten mit lokalen Guides. So stärkst du die regionale Wirtschaft. Auch der Kauf handgefertigter Produkte und die Unterstützung lokaler Künstler*innen fördern im Gegensatz zu Massenware und Importprodukten Nachhaltigkeit. Beim Verhandeln gilt: Respekt und Fairness. Der Wert eines Produkts sollte nicht nur am lokalen Preis gemessen werden, sondern auch am persönlichen Wert.

Fortbewegung: Nutze öffentliche Verkehrsmittel oder gehe zu Fuß, wann immer es geht. So lernst du Ort und Leute besser kennen und schonst die Umwelt.

Informiere dich zudem über lokale Besonderheiten wie Wasserknappheit (z.B. in Südafrika oder auf den Kapverden) und passe dein Verhalten entsprechend an, zum Beispiel durch kürzere Duschzeiten.

Quellen

ecobnb: 7 Ways of Supporting Local Community While Travelling (Januar 2024)

Travel Differently: Support Local Communities with Community Based Tourism (Oktober 2024)

UN Tourism: International tourist arrivals grew 5% in Q1 2025 (Mai 2025)

Voice 4 Africa: Afrikas Reiseziele antworten mit Aufforstung und Ökotourismus auf den Klimawandel (Oktober 2024)

Your Perfect Africa: Sustainable Tourism and How To Do It (Juli 2025)

Verfasst am 15. September 2025

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