Südsudans erstes Filmfestival
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Südsudans erstes Filmfestival
Wenn wir an das Land Südsudan denken, kommen uns vor allem erschreckende Nachrichten in den Sinn: Krieg, erschütternde Gewaltverbrechen, Hunger und Flüchtlingsströme. Doch es gibt auch positive und hoffnungsvolle Nachrichten aus dem Staat, der erst vor fünf Jahren seine Unabhängigkeit erlangte. Zahlreiche südsudanesische Filmemacher haben sich jetzt zusammengeschlossen und das erste Juba Film Festival ins Leben gerufen, um das Image ihres Landes aufzuwerten. Das Juba Film Festival startete am vergangenen Montag und läuft noch bis zum 7. Juli 2016.
Große Nachfrage nach Filmen
Es gibt kein einziges Kino in der jungen, von Bürgerkriegen geprägten Nation. Raubkopierte Hollywood-Filme, die auf DVDs und USB-Sticks herumgereicht werden, stillen bisher den enormen Hunger der Südsudanesinnen und Südsudanesen nach guten und vor allem auch positiven Geschichten.
Junge und hoffnungsvolle südsudanesische Filmemacherinnen und Filmemacher wollen nun genau dies ändern. Mit der Unterstützung von internationalen Geldgebern und den in New York basierten Filmemachern „Barefoot Workshops“ und „What Took You So Long“ wird das Festival, wie auch im Vorfeld stattfindende Workshops für junge Filmemacherinnen und Filmemacher, durchgeführt. Veranstalter des Filmfestivals ist Juba Films Ltd, dessen Direktor, Simon Bingo, das Juba Film Festival ins Leben gerufen hat. Von den insgesamt 40 eingereichten Filmen wurden 31 ausgewählt, die an den vier Tagen des Festivals in Südsudans Hauptstadt Juba gezeigt werden. In 15 unterschiedlichen Kategorien werden anschließend Preise vergeben.
Mit Filmen ein differenziertes Bild des Landes schaffen
Ziel des Filmfestivals ist es, nicht nur eine südsudanesische Filmindustrie zu gründen, sondern vielmehr die Sichtweise, mit der die Welt das Land wahrnimmt, zu ändern. Mit ihren Filmen wollen die jungen Talente zwar auch auf die Missstände in ihrem Land wie Krieg und Hunger aufmerksam machen, sich darüber hinaus jedoch auf kulturelle Aspekte und die junge Geschichte der Südsudanesen konzentrieren, um so der Welt ein differenzierteres Bild ihres Landes zu vermitteln.
Gründer des Filmfestivals war jahrelang auf der Flucht
Der junge Filmemacher und Gründer des Juba Film Festival, Simon Bingo, hat als Waise zehn Jahre seines Lebens im Flüchtlingscamp Kakuma in Kenia verbracht. „In einem fremden Land als Flüchtling zu leben gibt dir das Gefühl, verloren zu sein. Ich wollte nicht mehr in Kenia leben, ich wollte kein Flüchtling mehr sein. Mich leitete die Hoffnung, eines Tages frei zu sein und die Geschichte der Südsudanesen erzählen zu können“, sagt er in einem Interview mit BBC. Also fasste er 2009 den Entschluss, in seine Heimat, den Südsudan, zurückzukehren. Damals befand sich das Land gerade in Verhandlungen zur Erlangung der Unabhängigkeit. Bingo war es leid, in Kenia oder Uganda leben zu müssen und zu merken, dass die Menschen sein Heimatland ausschließlich mit Krieg in Verbindung setzten. „Wir sind lebensfrohe und entschlossene Menschen“, erklärt er. „Der Krieg hat viel zerstört, aber wir sind nicht alle Mörder und Krieger!“
Große Herausforderungen für den Filmdreh in Juba
Die jungen Produzentinnen und Produzenten mussten sich während des Filmdrehs in Juba einer Reihe großer Herausforderungen stellen, die das Filmen in einem unsicheren und von Konflikten geprägten Land mit sich bringt. In der stark militarisierten Hauptstadt Juba zu drehen, sei schwierig gewesen. Auch fehle es noch an Unterstützerinnen und Unterstützern im eigenen Land und Support-Initiativen.
In den Filmworkshops arbeiten Südsudanesinnen und Südsudanesen unterschiedlichster, verfeindeter Ethnien friedlich miteinander. „Hier sind wir alle Menschen, egal welcher Ethnie“, so Simon Bingo. „Wir brauchen alle einander. Wenn wir nicht miteinander kooperieren und nach vorne schauen, wird unser Land nie zur Ruhe kommen und ein Leben in Frieden ermöglichen.“
Seit Dezember 2013 herrscht im Südsudan ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Riek Machar, der bereits rund 50.000 Menschenleben forderte. Bei dem Konflikt spielen auch ethnische Gründe eine Rolle: Kiir gehört der Dinka, der größten Ethnie des Landes an, während Machar ein Nuer ist. Laut Angaben der Vereinten Nationen sind derzeit etwa 4,8 Millionen Menschen im Land mit „ernsthaften Nahrungsmittelengpässen konfrontiert“ – das ist rund ein Drittel der Bevölkerung.
Mehr Informationen zum Juba Film Festival.
Fotos: Beate Müller-Grunewald