Von der Bohne zur Tafel – so kommt die Schokolade in den Supermarkt
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Von der Bohne zur Tafel – so kommt die Schokolade in den Supermarkt
Seien wir ehrlich: ein heißer Kakao, eine süße Praline oder ein, zwei Stücke von der Schokoladentafel – wer von uns hat deswegen nicht schon einen guten Vorsatz gebrochen? Unser Appetit auf die süße Versuchung wächst jährlich. Fast 4 Kilogramm Kakao konsumiert der/die Deutsche durchschnittlich pro Jahr (Quelle: ICCO).
Woher kommt der Kakao für unsere Schokolade eigentlich?
Der Kakaobaum braucht viel Wärme und Feuchtigkeit und wächst deswegen besonders gut in tropischen Ländern. Ursprünglich stammt die Kakaopflanze aus Südamerika, doch mittlerweile gehören Länder in Westafrika – wie die Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria – zu den weltweit größten Kakao-Produzenten. Sie liefern rund 70 Prozent der Weltproduktion. Für diese Länder ist der Kakao essentiell: 2015 machte in Ghana der Kakao 20 Prozent, in der Elfenbeinküste sogar 30 Prozent der gesamten Exporterträge aus. Kakao bildet die Einkommensgrundlage für 40 bis 50 Millionen Menschen weltweit. Sie produzieren jährlich circa 4,7 Millionen Tonnen Kakao.(1)
Der Kakaoanbau ist harte Handarbeit. Eine Jahresernte eines einzelnen Baumes ergibt gerade einmal ein halbes Kilogramm Kakao! Der Kakaobaum blüht das ganze Jahr hindurch, so dass immer wieder geerntet werden muss. Dabei schlagen die Bäuerinnen und Bauern die Kakaoschoten von den Bäumen, öffnen sie mit einer Machete und entnehmen die Bohnen. Diese werden anschließend fermentiert, gewaschen, getrocknet und in Säcke verpackt, bevor sie die Plantage verlassen.
Soweit so gut. Aber wie und wo wird die Kakaobohne denn jetzt zur Schokolade? Und wie kommt diese Schokolade dan zu uns in die Supermärkte?
Von Ghana bis Deutschland: Wer ist involviert?
Von der Kakaoplantage in z.B. Ghana bis in den Supermarkt in Deutschland ist es ein weiter Weg. Beim Transport, der Verarbeitung und dem Verkauf sind viele Akteure involviert.
Nachdem die Kleinbäuer*innen ihre Säcke mit den rohen und noch bitteren Kakaobohnen an Zwischenhändler*innen verkauft haben, geben diese den Großteil direkt weiter in den Export. Der Kakao wird heute immer noch kaum in den Anbauländern verarbeitet.
In den Zielländern im Globalen Norden werden die Bohnen in Vermahlungsunternehmen zerstoßen und die Hüllen entfernt, geröstet und schließlich gemahlen. Das Ergebnis ist Kakaomasse, die zu Kakaobutter und Kakaopulver weiter verarbeitet, oder von Schokoladenfirmen zur Herstellung von Schokolade verwendet wird. Die Endprodukte werden schließlich von den Supermärkten an die Konsument*innen verkauft.(2)
Vom Kakaobaum bis zu deiner Schokolade im Naschschrank sind also mindestens 6 Akteure beteiligt – die alle daran verdienen wollen! Geschätzte 100 Milliarden US-Dollar beträgt der jährliche Nettoumsatz der Schokoladenindustrie.(3) Dabei sollte doch für alle genug übrig bleiben. Aber ist es auch tatsächlich so?
Die bittere Seite der Schokolade: Nur wenige profitieren
Im Supermarkt zahlen wir meist zwischen 1 und 2 Euro für eine Tafel Schokolade – aber wie viel davon kriegen die Kakaobäuer*innen und in Ghana oder der Elfenbeinküste?
Tatsächlich erhalten Kakaobäuerinnen und -bauern nur etwa 6 Prozent des Preises, den wir in Deutschland für eine Tafel Schokolade bezahlen. Die Mehrheit der Kakaobbäuer*innen lebt unterhalb der Armutsgrenze von zwei US-Dollar pro Tag und Person. Im Schnitt verdient ein Kleinbauer oder eine Kleinbäuerin rund 0,76 Euro am Tag.(4)
Kinderarbeit und Regenwaldabbau
Wegen des geringen Verdienstes in der Kakaoproduktion ist Kinderarbeit auf den Plantagen leider keine Seltenheit. Viele Familien sind auf den zusätzlichen Verdienst angewiesen. In der Elfenbeinküste und in Ghana arbeiten etwa zwei Millionen Kinder, viele davon unter schlimmsten Arbeitsbedingungen. Die Arbeit auf den Plantagen ist körperlich extrem belastend und die Kinder müssen mit gefährlichen Werkzeugen und Chemikalien umgehen.(5)
Ein weiteres Problem ist der Abbau des Regenwaldes für die Kakaoproduktion. Leider werden auch Urwälder gerodet, die unter Naturschutz stehen. In keinem anderen Land schrumpft der Regenwald so schnell wie in der Elfenbeinküste. Außerdem werden viele Kakao-Regionen in Ghana und der Elfenbeinküste durch den Klimawandel immer trockener, mit der Folge dass weniger geerntet werden kann. Kakaobauern und Kakaobäuerinnen müssen daher unbedingt dabei unterstützt werden, nötige Maßnahmen zur Klimaanpassung zu ergreifen, oder auf andere Kulturpflanzen umzusteigen.
Was können wir tun?
Die gute Nachricht ist: Wir Schokoladekonsument*innen sind ein wichtiger Teil der Lieferkette und haben es in der Hand, etwas zu unternehmen. Wir können die Kakaobäuerinnen und -bauern unterstützen, zum Beispiel indem wir im Supermarkt zu einer fair produzierten Schokolade greifen.
Siegel wie Fairtrade, Rainforest Alliance oder UTZ garantieren gewisse Standards in der Kakaoproduktion, die den Bäuerinnen und Bauern helfen. Zu den Standards gehören die Wahrung internationaler Menschen- und Arbeitsrechte, das Verbot missbräuchlicher Kinderarbeit, die Verbesserung landwirtschaftlicher Anbaupraktiken und Umweltschutzmaßnahmen für einen nachhaltigen Kakaoanbau.
Eine Fairtrade-Zertifizierung garantiert den Bäuerinnen und Bauern außerdem einen Mindestpries pro Tonne Kakaobohnen, unabhängig vom Weltmarktpreis. Dadurch bekommen die Bäuer*innen ein festes Einkommen, was ein großer Fortschritt ist. Ob dieses aber Einkommen ausreicht, um den Prduzent*innen langfristig existenziell abzusichern, ist umstritten.
Es ist also noch viel zu tun, bis die Schokolade für alle Beteiligten in der Lieferkette ein Genuss sein wird! Denken wir also dran, wenn wir das nächste Mal im Supermarkt vor dem Schokoladenregal stehen: Lieber eine Tafel weniger, dafür nur solche mit Mehrwert.
Quellen:
(1) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Kakao – Anbau, Export und Verarbeitung
(2) NaturFreunde Deutschlands e.V.: Was die Schokolade über den Welthandel erzählt
(3) Make Chocolate Fair! Europäische Kampagne für faire Schokolade: Kakaoproduktion: ein Überblick
(4) Make Chocolate Fair! Europäische Kampagne für faire Schokolade: Kakaopreise und Einkommen für Kakaobauern
(5) Make Chocolate Fair! Europäische Kampagne für faire Schokolade: Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen