Heutzutage gibt es unzählige Möglichkeiten für verantwortungsvollen Konsum. Was vor mehr als 50 Jahren als Idee einzelner Aktivist*innen und Initiativen begonnen hat, ist zu einem vielfältigen Fairen Handel geworden. Dachorganisationen wie Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) oder World Fair Trade Organization (WFTO) haben die Arbeit von Tausenden Kleinproduzent*innen und Organisationen gebündelt. Qualitätsstandards, Fair-Trade-Siegel und Kampagnenarbeit haben dazu beigetragen, dass der Faire Handel von immer mehr Menschen wahrgenommen wird.(1) Zu den wichtigsten Merkmalen Fairen Handels gehören folgende Punkte: Die Zusammenarbeit von Produzent*innen und fairen Handelsorganisationen basiert auf Dialog, Respekt, Transparenz und Mitbestimmung und fördert Gerechtigkeit im internationalen Handel. Produzent*innen erhalten für ihre Ware faire, stabile und existenzsichernde Preise und arbeiten langfristig und vertrauensvoll mit fairen Handelsorganisationen zusammen. Produzent*innen und ihre Familien werden dabei unterstützt, ihre sozialen Rechte wie gesellschaftliche Teilhabe, Bildung oder Gesundheitsversorgung wahrnehmen zu können. Kinderarbeit und andere ausbeuterische oder gesundheitsgefährdende Arbeits- und Produktionsbedingungen sind nicht erlaubt. Faire Handelsorganisationen engagieren sich durch Öffentlichkeitsarbeit für ein gerechtes Welthandelssystem und eine Bewusstseinsänderung bei Verbraucher*innen.(2) Wachstum und Herausforderungen des Fairen Handels Der Faire Handel hat einiges erreicht und Millionen von Produzent*innen zu einem besseren Leben verholfen. In Deutschland ist der Umsatz mit fair gehandelten Produkten im Jahr 2014 erstmals über die Marke von einer Milliarde Euro gestiegen. Kaffee ist mit einem Anteil von mehr als einem Drittel das wichtigste Produkt. Dahinter folgen unter anderem Früchte, Blumen und Textilien.(3) Allerdings ist der Faire Handel weit davon entfernt, den Welthandel nachhaltig zu verändern. So hat zum Beispiel fair gehandelter Kaffee in Deutschland gerade einmal einen Marktanteil von knapp drei Prozent. Neben dem Wettbewerb mit herkömmlichen Produkten und Handelspraktiken hat der Faire Handel auch viele eigene Herausforderungen. Besonders aufwendig ist die Zertifizierung von fair gehandelten Produkten. In Afrika hat bislang nur ein sehr kleiner Teil an Kleinproduzent*innen diesen Prozess erfolgreich durchlaufen. Die Einhaltung von Produktionskriterien kann meistens nur durch Stichproben überprüft werden. Auch die Vielzahl an Definitionen und Siegeln oder die teils unklare Preisgestaltung sorgen für Kritik am Fairen Handel.(4) Außerdem kann Fairer Handel nicht in wenigen Jahrzehnten die Ungerechtigkeiten eines globalen Handelssystems beseitigen, das über Jahrhunderte entstanden ist. Afrikas Rohstoffe werden seit jeher vor allem für Warenproduktion und Konsum im Globalen Norden genutzt. Viele der heutigen Großplantagen wurden noch in der Kolonialzeit und durch Sklavenarbeit angelegt. EU-Staaten und andere Industrienationen helfen durch ihre Handels- und Zollpolitik nicht Kleinproduzent*innen, sondern vor allem großen Konzernen, die die globalen Warenmärkte kontrollieren und meist keine ethischen Standards für die Mitarbeiter*innen im Globalen Süden verfolgen.(5) Jeder Mensch kann fair handeln Alle Staaten der Erde haben sich mit der internationalen Agenda 2030 und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) dazu verpflichtet, menschenwürdige Arbeit sowie nachhaltige Produktions- und Konsummuster zu fördern.(6) Doch Regierungen und Unternehmen haben schon viele Vereinbarungen unterschrieben, ohne dass sich die Lebensbedingungen der Ärmsten verbessert haben. Die nötigen Veränderungen müssen daher auf vielen Ebenen stattfinden. Persönliches Engagement und gesellschaftlicher Druck können helfen, unfairen Handel zu stoppen, damit weltweit gerechte Löhne gezahlt werden. So richten sich zum Beispiel immer mehr Städte und Gemeinden in Deutschland bei ihren Einkäufen nach den Kriterien des Fairen Handels.(7) Auch zahlreiche Schulen und Bildungsinstitutionen setzen sich mithilfe von Kampagnen wie Fairtrade-Schools für eine gerechtere Welt ein.(8) Und nicht zuletzt: Unsere persönlichen Entscheidungen machen einen Unterschied! Anstatt blind den billigsten Angeboten hinterherzulaufen, können wir uns für Qualität und faire Produkte entscheiden. Denn Geiz ist nicht geil, sondern fast immer nur ein anderes Wort für Ausbeutung. Quellen: (1) Forum Fairer Handel, Geschichte des Fairen Handels (2) Transfair, Was ist Fairtrade? (3) Forum Fairer Handel, Zahlen und Fakten zum Fairen Handel in Deutschland (4) Transfair, Herausforderungen – Fairtrade ist in einem anspruchsvollen Kontext tätig (5) Heinrich-Böll-Stiftung u.a., Konzernatlas 2017 – Daten und Fakten über die Agrar- und Lebensmittelindustrie (6) Bundesentwicklungsministerium (BMZ), Agenda 2030 – 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (7) Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, Fairer Handel und Faire Beschaffung (8) Fairtrade-Schools