Diamanten in Afrika
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Diamanten in Afrika
Reich, aber arm dran
Diamanten, es sind sagenumwobene, wohlstandsversprechende Edelsteine, die in komplizierten naturphysikalischen Druckprozessen tief unter der Erde entstehen und nach denen Menschen seit geraumer Zeit trachten. Rund zwei Drittel der weltweit gehandelten Edelsteine stammen aus Afrika. “Reich an Diamanten, aber trotzdem arm” (1), das ist das Schicksal des afrikanischen Kontinents. Man möge annehmen, dass die Vorkommen auch ein vortreffliches Leben in der Schürfregion garantieren. Diese Annahme kann leider nicht falscher sein.
Blut im Schmuckkasten des Globalen Nordens
Die Diamantenvorkommen, gerade in Sierra Leone und Liberia, waren Vorboten für blutige Bürgerkriege, bilaterale Konflikte, Korruption und illegale Waffenimporte. Zwischen 1991 und 2002 fielen den Ausschreitungen im Land mehr als 50.000 Menschen zum Opfer (2). Die Blutdiamanten waren geboren. Anlass genug, in Hollywood einen Blockbuster aufzuziehen, erfreute man sich im Globalen Norden stets an den funkelnden Steinen. Auf großen amerikanischen Auktionen fließen Millionenbeträge für blutbeschmierte Diamanten, die im Schmuckkästchen landen. Oder am Finger der Teuersten.
Fehlgeleitetes Geld
Diese Erträge würden für die Entwicklung der Schürfregionen dringend gebraucht, für den Aufbau von Kliniken, Infrastruktur, Wasser- und Stromnetzen, doch dort bleibt kaum etwas zurück. “In Amerika haben sie jetzt ihren Spaß an diesen Diamanten – und wir?”, sagt ein Lehrer im sierra-leonischen Dorf Koryadu, in dem 2018 einer der größten Diamanten der Welt gefunden wurde. Dabei zeigt er auf das Schulgebäude, ein wackliger Pavillon aus Blech und Holz (3). Friedensdiamant wurde der kürzlich gefundene Edelstein getauft, der an die Regierung übergeben wurde. Er sollte ein internationales Zeichen setzen, die Zeit der Blutdiamanten beenden und der Bevölkerung zugutekommen (3).
Die britische Antikorruptionsgruppe Global Witness berichtet, “die Diamanten hätten dem einfachen Volk keine Vorteile gebracht. Im Gegenteil.” (1). Die Einnahmen werden systematisch von Geheimdiensten und Militärs für sich abgezweigt.
“Zwei Tassen Reis, etwas Tabak und Gin als Tageslohn”
Ein weiterer Grund für die Armut trotz Diamantenvorkommen ist die Verlagerung der Wertschöpfung ins Ausland. Viele Minen gehören ausländischen Großinvestoren, die die geschürften Diamanten ins Heimatland schiffen lassen. Dort passiert die eigentliche Wertsteigerung durch Schleifen und Verarbeitung der Rohdiamnten zu den beliebten Schmuckstücken. Passierte dies im Herkunftsland, schaffte man neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze und leiste aktiv zur Entwicklung des Kontinents bei. Man bedenke, dass unter den zehn weltweit größten Diamantenproduzenten sieben afrikanische Länder zählen. Dennoch schuften die Schürferinnen und Schürfer wie Sklavinnen und Sklaven und leben in bitterer Armut (4). “Zwei Tassen Reis, etwas Tabak und Gin als Tageslohn” (4) können die Diamantenschürferinnen und -schürfer von ihren “Gönnern” erwarten.
Kimberley-Prozess
Im Jahr 2003 wurde deshalb der Kimberley-Prozess initiiert. Dabei handelt es sich um einen internationalen Zusammenschluss von inzwischen 81 Staaten, der strenge Richtlinien für den Im- und Export der Edensteine vorgibt. Über Handelszertifikate können alle Stationen eines Diamanten von der Mine bis zum Verkauf nachverfolgt werden. Den illegalen Handel mit den so genannten Blut- oder Konfliktdiamanten verhindern soll. Ein internationales Gremium prüft, ob diese Zertifikate korrekt ausgestellt werden. Ziel ist, die Finanzierung von Kriegen aus dem Erlös dieses illegalen Handels zu unterbinden. Menschenrechtsverletzungen wie Kinder- und Zwangsarbeit werden dabei allerdings nicht Rechnung getragen.
Quellen:
(1) “Reich an Diamanten, aber trotzdem arm”, Deutsche Welle, 15.09.2017
(2) “Sierra Leones Friedensdiamant verscherbelt”, Süddeutsche Zeitung, 05.12.2017
(3) “Sierra Leone / Friedensdiamant ist kein Gewinn für die Bevölkerung”, Deutschlandfunk, 17.03.2018
(4) “Das Geheimnis der Diamanten”, Michael Obert, o.D.
(5) „EU übernimmt Führung im Kampf gegen Blutdiamanten„, Euractiv, 05.03.2018
Verfasst am 06.12.2021