Die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation für Afrika Dr. Matshidiso Moeti, welche für ihre lange Erfahrung im Amt und bedächtigen Aussagen bekannt ist, teilte Anfang Juli in einer eindringlichen Nachricht mit, dass die dritte Welle Afrika sehr stark treffen würde und dass es zu einer Tragödie kommen könnte. Gründe für die dritte Welle: Delta-Variante und fehlender Impfstoff Schuld daran ist die Delta-Variante des Covid-19-Virus und der fehlende Impfstoff in den meisten afrikanischen Ländern. Erst 3,2 % der Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent sind mindestens einmal geimpft. Zum Vergleich: in der EU sind es 58,3 % (Stand 29.07.2021, Our World in Data). Unterschiedliche Probleme Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Erde, mit über 1,3 Milliarden Menschen auf 55 Länder verteilt. Dass sich die Situationen in den einzelnen Ländern unter anderem stark voneinander unterscheidet, sollte klar sein. Der Mythos, das Corona-Virus würde Afrika aufgrund des jungen Durchschnittsalters und viel Aktivität an der frischen Luft “verschonen”, wurde von den aktuellen Ereignissen widerlegt. Überlastete Krankenhäuser und fehlender Impfstoff in Uganda Das größte Problem in den meisten Ländern ist der fehlende Impfstoff. In Uganda beispielswiese kamen im März nur eine Millionen Impfdosen AstraZeneca über die COVAX-Initiative an. Damit konnte nur ein Bruchteil der über 44 Millionen Menschen im Land geimpft werden. Im Juli waren die Krankenhäuser im ganzen Land überlastet, Sauerstoff wurde knapp und viele Menschen mussten ihre Verwandten zuhause selbst versorgen. In Uganda kostet eine Behandlung auf der Intensivstation 2000 € pro Tag, das können sich die meisten Menschen nicht leisten. Auch die Corona-Behandlungszentren sind überfüllt und nicht ausreichend ausgestattet. Nun droht die Regierung mit mehrmonatigen Haftstrafen für das nicht Einhalten von neuen Lockdown-Maßnahmen. Vielzahl der Coronatoten in Südafrika tauchen nicht in Statistik auf Auch in Südafrika war die Lage zuletzt bedrohlich: Anfang Juli wurde eine Übersterblichkeit von 3.200 Menschen innerhalb einer Woche verzeichnet, die Behörden gaben allerdings nur 700 offizielle Corona-Tote an. Es wird vermutet, dass teilweise nur die Toten in den Statistiken auftauchen, die auf Corona-Intensivstationen starben. Es ist wahrscheinlich, dass es in anderen Ländern zu vergleichbaren Situationen kommt. In Tansania startet die Impfkampagne unter neuer Präsidentin Bessere Nachrichten kommen aus Tansania, dort startete am 28. Juli die erste Impfkampagne des Landes. Der ehemalige Präsident Tansanias Magufuli hatte, statt auf Impfungen, auf heilende Gebete gesetzt. Die neue Präsidentin Samia Suluhu Hassan, hatte sich nun am 28. Juli als eine der ersten Personen impfen lassen, um die Vorurteile und Ängste der Bevölkerung zu verringern. In Tansania sollen zunächst medizinisches Personal, Ältere und Menschen mit Vorerkrankung geimpft werden. Doch auch in Tansania gab es für 58 Millionen Menschen nur eine Millionen Dosen Johnson und Johnson. Impfskepsis führt zur Vernichtung von Impfdosen im Kongo Im Kongo hingegen müssen nun wahrscheinlich 300.000 Impfdosen vernichtet werden, da das Ablaufdatum überschritten wurde. Im März hatte der Kongo 1,7 Millionen Dosen AstraZeneca durch COVAX erhalten, 1,3 Millionen davon allerdings bald an andere Länder weitergegeben, da zu erwarten war, dass viele Menschen im Kongo sich nicht impfen lassen würden. Neben der schlecht ausgebauten Infrastruktur gab es eine große Impfskepsis im Kongo. Ausgelöst durch die Thrombosewarnungen durch AstraZeneca, falsche Informationen und fehlende Kommunikation. Auch in Deutschland wurde AstraZeneca nach Informationen über die möglichen Gefahren einer Hirnthrombose kaum mehr verimpft, da die Menschen lieber auf andere Impfstoffe zurückgriffen. Im Kongo wird nun darauf gehofft, dass bei der nächsten Lieferung von COVAX auch Impfstoffe der Hersteller BioNTech-Pfizer oder Moderna dabei sein werden. Afrikanische Länder wollen selbst Impfstoff produzieren Mehrere Länder in Afrika wollen nun mit der eigenen Produktion von Impfstoff beginnen. Darunter der Senegal, hier soll ab 2022 Impfstoff hergestellt werden. In Südafrika soll zunächst einmal nur Impfstoff abgefüllt werden, dies allerdings schon in näherer Zukunft, so das Unternehmen BioNTech-Pfizer. Ungleiche Verteilung des Impfstoffes Zurzeit stellt die ungleiche Verteilung des Impfstoffes auf der Welt das größte Problem der Pandemie dar: in den wohlhabendsten Ländern der Erde ist ein immer größerer Teil der Bevölkerung immunisiert. Doch in großen Teilen der Welt ist die nicht der Fall. Die Mutationen des Covid-19-Virus, die dort entstehen wo es noch zu einer Vielzahl von Ansteckungen kommt, werden sich in der ganzen Welt ausbreiten. Es kommt schon bei der aktuellen Delta-Variante dazu, dass auch geimpfte Menschen sich infizieren. Auch Deutschland ist Teil des Problems Das Horten von Impfdosen von reichen Ländern ist nicht nur egoistisch, sondern bringt niemandem etwas, denn sobald sich Mutationen in Gebieten entwickeln, welche nicht genug Impfstoff haben, können sie sich auf der Welt ausbreiten. Auch in Deutschland hatte Gesundheitsminister Spahn Anfang Juli bekanntgegeben, dass er mit 200 Millionen Impfdosen für Deutschland im nächsten Jahr planen will. Während in Deutschland 2022 die Bevölkerung die Möglichkeit erhalten wird sich ein drittes Mal impfen zu lassen, werden viele Menschen in afrikanischen Ländern aber auch weltweit noch nicht einmal Zugang zu einer einfachen Impfung erhalten haben. Quelle: o. A. / Hoffnung auf Impfstoff “Made in Senegal” vom 22.07.2021 in Tagesschau. Van Dijk, L. / “Schlimmer als alles bisher” vom 05.07.2021 in der taz. Hoffmann, H. / Heilkräuter statt Sauerstoff vom 15.07.2021 im Spiegel. Raupp, J. / Impfskepsis: Kongo muss massenhaft COVID-Vakzin vernichten vom 22.07.2021 in DW. Wilhelm, J. P. / COVID-19: Afrika plant die Impfstoff-Revolution vom 02.07.2021 in DW. AFP / Samia Suluhu Hassan kicks off Tanzania's Covid vaccination with first jab vom 28.07.2021 in africanews.