Spuren des Kolonialismus: Koloniale Denkmäler in Deutschland

Im Zuge der weltweiten Black Lives Matter Demonstration 2020 setzen sich immer mehr Menschen mit Kolonialismus auseinander. Bilder von gestürzten kolonialen Denkmälern aus den USA oder Großbritannien gingen um die Welt. Doch auch Deutschland hat eine Kolonialvergangenheit.

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Spuren des Kolonialismus: Koloniale Denkmäler in Deutschland

Deutschlands koloniale Vergangenheit 

Deutschland eignete sich ab 1884 Kolonien in Afrika, Ozeanien und Ostasien an und verfügte damit zeitweise über das viertgrößte koloniale Gebiet. Die gewaltvolle Herrschaft der Deutschen führte zu Aufständen in den Kolonien. Unter anderem kam es zum Aufstand der Herero und Nama, welcher zwischen 1904 –1908 so brutal niedergeschlagen wurde, dass er als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt. 

Nach dem ersten Weltkrieg verlor das Deutsche Reich seine Kolonien. Gerade in der Zeit danach sollten koloniale Denkmäler die Erinnerung an das “Weltreich” in der Bevölkerung wachhalten. 

Wie wird mit Kolonialdenkmälern umgegangen? 

In der DDR wurden nach 1945 alle kolonialen Denkmäler abgetragen, um so ein Zeichen zu setzen und sich vom deutschen Kolonialerbe zu distanzieren. 

Ein bekanntes Beispiel für ein heute umgedeutetes Denkmal stellt ein 10 Meter hoher Elefant aus Ziegelsteinen im Bremer Nelson-Mandela-Park dar. Dieser Elefant wurde 1932 errichtet, um an die im Ersten Weltkrieg in den deutschen Kolonien gefallenen Soldaten zu erinnern.  

Anlässlich der Unabhängigkeit Namibias 1990 wurde das ursprüngliche Reichskolonialehrendenkmal in ein Antikolonialdenkmahl umgewidmet. Im Laufe der Jahre wurden dem Denkmal mehrere Bronzetafeln hinzugefügt, welche an die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft erinnern.  

Wie sollte mit kolonialen Denkmälern in Deutschland umgegangen werden? 

Die Initiative Berlin Postkolonial setzt sich heute für einen kritischen Umgang mit kolonialen Denkmälern ein. Statt Denkmäler einfach abzubauen oder bloß kleine Infotafeln aufzustellen, könnten Gegendenkmäler erbaut werden. Eine weitere Möglichkeit wäre es, bestehende Denkmäler zu verfremden, indem sie durchgesägt, auf den Kopf gestellt oder hingelegt würden.  

Auch Straßennamen sind Erinnerungsorte im öffentlichen Raum. Sie können dazu dienen, historisch bedeutsame Menschen, Ereignisse oder Orte besonders zu ehren. So gehören Namen problematischer Personen in die kollektive Erinnerung der Gegenwart, oft ohne Informationen über ihre ursprünglichen Träger (und Trägerinnen – obwohl maximal zehn Prozent aller nach Personen benannten Straßennamen weiblich sind). 

Das kann allerdings kein Grund für Tatenlosigkeit sein. Auch eine kontextlose Umbenennung der Straßen stellt keine echte Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands dar.  

Ein positives Beispiel: Die Anton-Wilhelm-Amo-Straße in Berlin-Mitte 

Es muss sich bei problematischen Straßennamen nicht immer um Menschen oder Ereignisse aus der Vergangenheit handeln. Auch anderweitig kritische Namen müssen diskutiert werden. 

So wurde im August 2020 die Mohrenstraße in Berlin-Mitte, aufgrund der rassistischen Konnotation des Wortes „Mohr”, umbenannt. Schon seit langem setzten sich schwarze Aktivistinnen und Aktivisten, zivilgesellschaftliche Organisationen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Umbenennung der Straße ein.  

Die Straße wurde nun nach dem ersten Philosophen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland, Anton Wilhelm Amo benannt.  

Mehr über den Kolonialismus in Afrika können Sie in unserem Unterrichtsmodul für die Sekundarstufe I und II Kolonialismus erfahren. Dieses ist hier auch auf Englisch erhältlich.  

Quellen:  

dpa / Kritik an Kolonialdenkmälern – „Nur die Spitze des Eisbergs“ in Die Zeit vom 14.06.2020. 

Kopp, C. und Wuttke, G. / „Die Nachfahren kolonisierter Menschen sollen entscheiden“ im Deutschlandfunk Kultur vom 14.06.2020.