Fortschritte in der Pandemiebekämpfung in Afrika

In der Bewältigung der Corona-Pandemie konnten in diesem Jahr bereits einige große Fortschritte auf dem afrikanischen Kontinent erzielt werden. Massenimpfkampagnen steigerten die Impfquote und internationale Zusammenarbeit fördert die lokale Impfstoffproduktion. Dennoch macht die Pandemie sehr deutlich, dass die Gesundheitssysteme Afrikas reformbedürftig sind.

Mit „nur“ knapp 9,3 Millionen bestätigten Covid-19-Infektionen (Stand August 2022 (2)) bildet der afrikanische Kontinent das Schlusslicht unter den sechs Kontinenten. Dennoch kann keineswegs davon ausgegangen werden, dass Afrika weniger von der Corona-Pandemie betroffen ist als der Rest der Welt. Ganz im Gegenteil: Expert*innen nehmen an, dass nur eine von sieben Infektionen in Afrika offiziell festgestellt wird. Die Dunkelziffer ist also deutlich höher. (1) 

In der Bewältigung der Pandemie konnten die afrikanischen Staaten in diesem Jahr bereits einige Fortschritte erzielen. So ist zum Beispiel die Impfquote deutlich gestiegen. 

Massenimpfkampagnen sorgen für einen Anstieg der Impfungen  

Bis zum 10. Juli dieses Jahres haben 282 Millionen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent ihre Grundimmunisierung erhalten, was 21,1 Prozent der afrikanischen Bevölkerung, und einem Anstieg von 10 Prozent der Impfungen seit Jahresbeginn entspricht. Dieser Anstieg ist auf zahlreiche Massenimpfkampagnen zurückzuführen, die im Juni und Juli in vielen Ländern Afrikas durchgeführt wurden. So ist die Durchimpfungsrate in Tansania zum Beispiel von 1,8 auf 15,8 Prozent gestiegen, im Südsudan von 2 auf 11 Prozent. Insgesamt sechs Länder konnten damit die kritische Marke von mehr als 10 Prozent der Gesamtbevölkerung überschreiten, die die erste Impfserie abgeschlossen haben. Die Zahl der Länder, die in der Gruppe unter 10 Prozent liegen, hat sich von 14 auf 8 verringert. (3)  

Ein großer Erfolg also, der jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Impfquote afrikanischer Länder immer noch deutlich unter dem globalen Durchschnitt liegt. Mit Stand 31. August 2022 waren laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 62,56 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft, mit Impfquoten von 63,81 Prozent in Europa und sogar 69,37 in Nord- und Südamerika. (2) Die Unterschiede der Impfquoten der Bevölkerung in den verschiedenen Teilen der Welt sind also immer noch groß. Einige der Gründe dafür finden Sie hier.   

Ausbau lokaler Impfstoffproduktion  

Die WHO, die Afrikanische Union, die Europäische Union, die Regierungen Südafrikas, Ruandas, Senegals, Deutschlands und Frankreichs sowie weitere Partner*innen arbeiten daran, die Industrie und ihre Partner*innen beim Ausbau der lokalen Impfstoffproduktion zu unterstützen und die globale und regionale Zusammenarbeit zu verbessern, um künftigen Pandemien vorzubeugen und auf sie zu reagieren. Diese gemeinsame Investition soll sicherstellen, dass alle Regionen der Welt über eine hochmoderne Produktionsinfrastruktur, geschultes Personal sowie industrielle Regelungen verfügen. So haben vor einem Jahr die WHO, Südafrika und der Medicines Patent Pool mit Unterstützung der EU, Frankreichs, Deutschlands und anderer lokaler und internationaler Partner*innen ein Technologietransferzentrum für mRNA-Impfstoffe in Kapstadt eingerichtet. Ziel des Zentrums ist es, die Technologie in Entwicklungsländern zu verbreiten, indem Hersteller geschult und lizenziert werden, damit sie ihre eigenen Impfstoffe für den nationalen und regionalen Gebrauch herstellen können. (5) 

Auch Teile des Privatsektors engagieren sich. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten „BioNTainer“ – mobile, in Schiffscontainern untergebrachte mRNA-Produktionsanlagen – des deutschen Unternehmens BioNTech. Die ersten BioNTainer sollen in der zweiten Hälfte dieses Jahres auf dem afrikanischen Kontinent eintreffen und etwa 12 Monte nach der Lieferung an die endgültigen Standorte – Ruanda und Senegal, ggf. auch Südafrika – mit der Herstellung beginnen. (6) Die mRNA-Technologie ist nicht nur zur Bekämpfung von Covid-19 geeignet. Sie kann auch zur Bekämpfung anderer Krankheiten wie HIV, Tuberkulose und Malaria eingesetzt werden. (5) 

Reform der Gesundheitssysteme 

Wie in fast jedem Teil der Welt hat die Corona-Pandemie einen großen Druck auf die Gesundheitssysteme afrikanischer Länder ausgeübt. Zusätzlich wurden aber die bereits bestehenden gesundheitlichen Herausforderungen in den afrikanischen Regionen noch verschärft. Denn die Region sieht sich jährlich, mehr als jeder andere Teil der Welt, mit zahlreichen Gesundheitskrisen konfrontiert. In Notsituationen, wie die Pandemie eine darstellt, müssen viele Länder ihre Gesundheitsprogramme aufgrund von Personalverschiebungen, Unterbrechungen der Versorgungsketten und Bewegungseinschränkungen einstellen. Diese Unterbrechungen untergraben die Fortschritte auf dem Weg zu einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung und legen die Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung offen. So hat die Pandemie die Notwendigkeit einer Reform der Gesundheitssysteme des Kontinents besonders deutlich gemacht. Auch wenn die Länder im Zuge der Pandemie ihre Maßnahmen in den Bereichen Überwachung, Prävention, klinische Versorgung und Impfung verstärkt haben, sind weitere Anstrengungen erforderlich, um die Gesundheitssysteme robuster und widerstandsfähiger zu machen. (4) 

Quellen 

(1) Unicef: Corona in Afrika: Die Pandemie, die Folgen für Kinder und wie UNICEF hilft (März 2022)  

(2) WHO: Corona (COVID-19) Dashboard (Letzter Aufruf 30. August 2022)  

(3) WHO Regional Office Africa: COVID-19 vaccination in Africa increases by almost three-quarters in June 2022 (Juli 2022)   

(4) WHO Regional Office Africa: Transforming Africa’s health system in wake of COVID-19 pandemic (August 2022)   

(5) AllAfrica: Africa: Ending Covid-19 Pandemic – and Preventing Worse Ones - Demands Equity, Innovation, Investment (August 2022)

(6) Deutsche Afrika Stiftung: Pressespiegel KW 7/2022: Mehr als nur Symbolik? (Februar 2022)  

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