Klimakrise

Was genau ist eigentlich der Klimawandel? Und warum sprechen wir von Klimakrise?

Das Klima hat sich in der Vergangenheit schon oft gewandelt und weist natürliche Schwankungen auf. Natürliche Schwankungen sind Änderungen in der Umlaufbahn der Erde, das Aufsteigen von Magma aus dem Erdmantel und Veränderung der Sonnenstrahlung. Ohne den natürlichen Treibhausgaseffekt wäre das Klima der Erde ca. 33 °C kälter, die Erde fast vollständig eingefroren und ein Leben auf der Erde nicht möglich.

Der natürliche Treibhauseffekt

Die meiste Sonneneinstrahlung gelangt durch die Erdatmosphäre und trifft dort auf die Erdoberfläche. Nachdem diese von der Erde aufgenommen worden sind, werden Sie wieder als Wärmestrahlung abgegeben. In der Erdatmosphäre befinden sich die Gase Wasserdampf, Kohlendioxid (CO2), Ozon, Lachgas und Methan. Diese Gase verhindern den direkten Austritt aus der Erdatmosphäre, indem sie einen großen Teil der Wärmestrahlung aufnehmen und ihn dann wieder an die Erdoberfläche abgeben. Sie entstanden vor der Industrialisierung ausschließlich durch sogenannte „natürliche Emissionen“. Dazu zählen z. B. Ruß und Schwefeldioxid von Vulkanausbrüchen, Pollen und organische Gase aus Pflanzen, Methan aus Sümpfen und CO2 aus Waldbränden (1).

Der menschengemachte Treibhausgaseffekt

Seit der Industrialisierung verstärkt der Mensch diese natürlichen Treibhausgaseffekt jedoch durch menschengemachte (anthropogene) Emissionen. Bei diesen Emissionen handelt es sich u. a. um Feinstaub und CO2 aus dem Verkehr, der Wärme- und Stromerzeugung, Stickstoff aus der Landwirtschaft und Methan aus der Tierhaltung. Obwohl die Natur einen Teil dieser Kohlenstoff-Emissionen in Mooren, Böden und Wäldern speichern kann, bleibt etwa die Hälfte in der Erdatmosphäre zurück (2).

Dadurch stieg laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Weltklimarat), einem unabhängigen wissenschaftlichen Gremium aus Klimawissenschaftler*innen, „die globale Mitteltemperatur in Bodennähe im Zeitraum von 1880 bis 2020 um mehr als 1,2 °C“ (2). „Der Einfluss des Menschen auf das Klima wurde in der Erwärmung der Atmosphäre⁠ und des Ozeans, in den Veränderungen des globalen Wasserkreislaufs, in der Abnahme von Schnee und Eis und im Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels“ mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 bis 100 Prozent nachgewiesen.

„Diese durch den Menschen verursachten Veränderungen des globalen Klimas sowie der Beschaffenheit der Erdoberfläche, der Ozeane und der Biosphäre haben ein solches Ausmaß erreicht, dass viele Wissenschaftler*innen die Erde am Übergang in ein neues geologisches Zeitalter, das Anthropozän“, sehen (3).

Fakt ist aber auch, dass der IPCC seit seiner Gründung 1988 mehrfach in seinen Berichten die Klimakrise unterschätzt hat. Grund ist, dass das Gremium einen „unbedingt verlässlichen Überblick über die aktuelle Fachliteratur“ bieten soll und die Schlussfolgerungen somit als konservativ zu bewerten sind.

  • Steigende Durchschnittstemperaturen weltweit_©Met Office Hadley Centre©Met Office Hadley Centre

Befinden wir uns schon im Anthropozän?

Die Definition Anthropozän geht auf den Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen im Jahre 2007 zurück. Crutzen hat in einem Artikel in der Wissenschaftszeitschrift Nature dargelegt, dass der Mensch seit 200 bis 300 Jahren die natürliche Umwelt entscheidend verändert, und zwar nicht nur lokal, sondern zunehmend global. Crutzen zählt neben der Erhöhung der atmosphärischen Konzentration von Treibhausgasen, u.a. das antarktische Ozonloch, den Raubbau an 30-50 Prozent der weltweiten Landoberflächen, die Übernutzung der Meere, unumkehrbare und zerstörerische Eingriffe in die Landschaft durch das Bauen von Deichen sowie Flussumleitungen zu den gefährlichsten Faktoren. (4)

In der wissenschaftlichen Gemeinschaft herrscht derzeit eine Debatte darüber, ob wir uns bereits im Zeitalter des Anthroprozäns befinden. Ein übergeordnetes Gremium der International Union of Geological Sciences (IUGS) hat mit überwältigender Mehrheit den Vorschlag, das Anthroprozän als neue Epoche der Erdgeschichte offiziell anzuerkennen, abgelehnt. Zwar sei es unbestreitbar, dass die Menschheit die Erde auf drastische Weise verändert hat und der Verlust von Arten, die Veränderung von Landschaften und die Klima- sowie Umweltkrisen allesamt Ergebnisse menschlicher Aktivität sind. Jedoch gibt es auch einige Zweifel daran, diese Veränderungen als eigenständige Epoche zu betrachten. So sei der Beginn des Anthropozäns schwer zu bestimmen und der menschliche Einfluss reicht möglicherweise weiter zurück als nur bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. (5)

Warum Klimakrise?

Mit jedem Zehntelgrad, um das wir den Planeten erhitzen, steigt auch das Risiko, sogenannte Kipppunkte im Klimasystem zu überschreiten. Hier steht die 1,5 Grad-Grenze in der Wissenschaft als wichtiger Schwellenwert. Wird dieser überschritten, wird es zu abrupten, nicht-linearen und unumkehrbaren Klimaveränderungen kommen.

Das Potsdam-Institut für Klimaforschung (PIK) hat neun verschiedene Kipppunkte identifiziert, die sich in drei Kategorien einteilen lassen:

  • Schmelzende Eiskörper
  • Sich verändernde Strömungs- und Zirkulationssysteme von Ozeanen und in der Atmosphäre
  • Bedrohte bedeutende Ökosysteme

Wissenschaftler*innen befürchten, dass einige der Kipppunkte schon bald erreicht werden (6). So nähert sich der Amazonas laut einer im Februar 2024 von einer Gruppe von Forschenden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie seinem Kipppunkt mit verheerenden Auswirkungen für das Weltklima (7). Wann dieser genau überschritten sein wird, kann jedoch aufgrund von unkalkulierbaren Faktoren nicht exakt berechnet werden. Fest steht jedoch, dass wenn er dann beobachtet wird, es wahrscheinlich schon zu spät ist, ihn aufzuhalten. Die Auswirkungen könnten katastrophal sein, denn der Amazonas-Regenwald speichert erhebliche Mengen an Kohlenstoff und hat daher eine Schlüsselrolle für das Weltklima und die Artenvielfalt.

Auch die Warmwasserzirkulation im Atlantik, auch als Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) bekannt, steht kurz vor dem Kollaps. Ein Zusammenbruch dieser Zirkulation könnte zu drastischen Veränderungen führen. Dazu gehören ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels an der Ostküste der USA, extremere Wetterereignisse in Europa und möglicherweise sogar eine Abkühlung in Teilen Europas trotz globaler Erwärmung. (8)

Diese Kipppunkte verdeutlichen, dass der menschengemachte Klimawandel sich mittlerweile zu einer Klimakrise entwickelt hat, was eine dringende Notwendigkeit für entschlossene Maßnahmen und ein Umdenken im Umgang mit der Umwelt bedeutet. Eine globale Zusammenarbeit ist wichtig, um die drohenden Kipppunkte im Klimasystem zu vermeiden und eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu sichern.

Quellen:

(1) Klimafakten: „Fakten Rund ums Klima- Emissionen“  (Juni 2020)

(2) Umweltbundesamt: „Beobachtete und künftig zu erwartende globale Klimaänderungen“   (Februar 2024)

(3) „Anthroprozän- das Ende eines Eiszeitalters?“ von Hendrik Rother (2015)

(4) „A Journal of the Human Environment“ (Dezember 2007)

(5) Spektrum: „Keine Epoche für die Menschheit“ (März 2024)

(6) „The tipping points and early warning indicators for Pine Island Glacies, West Antarctica“ (2021)

(7) „Critical tranistions in the Amazon forest system“ (Februar 2024)

(8) ARD: „Die Wärmepumpe für Nordeuropa“ (März 2024)

(Aktualisiert am 22.04.2024)

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