Zwei begrüßenswerte Premieren: Die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala wird neue Chefin der WTO
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Zwei begrüßenswerte Premieren: Die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala wird neue Chefin der WTO
Einstimmige Entscheidung der 164 Mitgliedsländer
Die Entscheidung der 164 Mitgliedsländer fiel am Montag, den 15. Februar bei einer Online-Sitzung der WTO-Botschafterinnen und Botschafter in Genf einstimmig. Die USA hatten Okonjo-Iweala unter Ex-Präsident Donald Trump im Herbst als einziges Land die Zustimmung verweigert. Nach dem vorzeitigen Rücktritt des vorherigen Generaldirektors Roberto Azevedo, der mit der Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China zusammenfiel, blieb die WTO monatelang ohne Führung. Nachdem Trumps Nachfolger Joe Biden die Blockade aufgehoben hat, stand der Wahl Okonjo-Iwealas nun nichts mehr im Wege. Sie tritt ihr Amt am 1. März an.
«Es kann bei der WTO kein «weiter so wie bisher» geben», sagte Okonjo-Iweala und kündigte weitreichende Reformen an. Die Organisation ist in einer tiefen Krise, mit Grabenkämpfen zwischen Ländern des Südens und des Nordens und ungelösten Handelsstreitigkeiten zwischen den USA, China, der EU und vielen anderen. Als erste Priorität ihrer Arbeit kündigte die neue Generaldirektorin an, gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten die ökonomischen und gesundheitlichen Folgen der Covid-19 Pandemie anzugehen.
Tatkräftige und erfahrene neue Generaldirektorin
Okonjo-Iweala gilt als überaus qualifiziert für diese anspruchsvolle Position. Die 66-jährige Ökonomin hat jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklungspolitik. In Nigeria war sie die erste Außenministerin. Zwei Mal stand sie auch an der Spitze des nigerianischen Finanzministeriums. 25 Jahre lang war sie bei der Weltbank in Washington, wo sie zur Nummer zwei aufstieg. Zuletzt leitete sie den Verwaltungsrat der internationalen Impfinitiative GAVI, die die faire Verteilung der Corona-Impfstoffe weltweit koordinieren soll.
„Ihre Ernennung betrachte ich als Bestätigung für die Kompetenz und die Führungsqualitäten afrikanischer Frauen und dafür, dass afrikanische Frauen trotz der systematischen Hürden und Hindernisse, mit denen sie konfrontiert sind, hervorragende Leistungen erbringen“, so Fadumo Dayibu, die erste Kandidatin bei einer Präsidentschaftswahl in Somalia im Interview mit der Deutschen Welle. „Das Blatt wendet sich zugunsten kompetenter Frauen und es wird Zeit, dass das so kommt.“
Ngozi Okonjo-Iweala bringt jedoch nicht nur Diversität und Inklusion mit auf die internationale Ebene. In ihren bisherigen Positionen hat sie sich leidenschaftlich dafür eingesetzt, Armut, Ungleichheit und Korruption zu verringern. Daher ist es keine unbegründete Hoffnung, dass sie als Generaldirektorin der WTO auch auf den globalen Handel einen positiven Einfluss nehmen wird.
Weitere Informationen:
WTO: History is made: Ngozi Okonjo-Iweala chosen as Director-General, auf „www.wto.org“ am 15.2.2021
Andreas Rostek Buetti: „Eine große Sache“: Eine Frau aus Afrika an der Spitze der WTO, in „Deutsche Welle“ am 15.2.2021
Tobias Kaiser: Ende der Handelskriege? – Diese Frau nährt Europas große Sehnsucht, in „Die Welt“ am 15.2.2021